Der Rausschmeißer

Dies ist weder als Warnung, noch als Drohung zu verstehen. In diesem Falle handelt es sich um eine eher harmlose Variante. Keinesfalls darf es mit dem klassischen Türsteher einer Dorfdisco verwechselt werden, der seinen persönlichen Frust an potenziellen Einlass begehrenden auslässt. Wie ein Bollwerk steht er da. Ein Kleiderschrank im Maßanzug. Grimmig und stumm scannt er die Tanz- und Trunk willigen ab.
Nur Frauen, die er selbst abschleppen würde, finden Gnade vor seinen Augen. Und da der Mann besser gucken als denken kann, empfiehlt es sich, wenn man weiblichen Geschlechts ist, möglichst keine Rollkragen zu tragen.
Da sie wenig Einblick, auf das Wesentliche erlauben. Mädels, deren Bauchnabel gut zu erkennen sind, werden sofort durchgewunken und erhalten die Handynummer der türstehenden Bulldogge. Denn auch der fleißigste Türsteher hat einmal Feierabend und braucht dann noch etwas Zerstreuung.
Bei jungen Männern sieht die Sachlage völlig anders aus. Männliche Bauchnabel haben keine Relevanz. Hier zählt nur, dass sie finanziell so aussehen, als ob sie die jungen Damen mit ausreichend Getränken versorgen können.
Keinesfalls sollte man rein äußerlich Ähnlichkeit mit dem Türsteher haben, denn wer holt sich schon freiwillig die Konkurrenz ins Haus. Nur körperlich Unterlegene gewährt er den Schritt durch die Pforte des Glücks. Denn er weiß, wen er reinlässt, den muss er auch später herausschmeißen. Und da sind ihm Schwachbrüstige und Muckibudenverweigerer lieber, die man nur anatmen muss, um sie in Angst und Schrecken zu versetzen. Ein guter Türsteher, in Personalunion mit sich als Rausschmeißer, der lächelt nie. Eine angeborene Fröhlichkeit ist ein absolutes Auschlusskriterium.
Grimmig finster dreinschauen und durchdringende Augen, in einem eingefrorenen Gesicht, was keine Regung zulässt, ist Einstellungsgrundvoraussetzung.
Deshalb findet man auch keine Komiker unter den Türstehern. Verbal reduziert ein Türsteher sich auf das Wesentlichste. Mit einem einzigen Satz können sie ihren Beruf ausüben.
„Du kommst hier nicht rein!“
Diesen Satz haben sie entweder mühsam auswendiggelernt oder sie haben ihn sich auf die Innenflächen ihrer Hand geschrieben, die sozusagen als Spickzettel dient. Der Grund, warum er in beiden Handflächen steht, ist, dass falls jemand nochmal nachfragt, kann er in die andere Hand schauen, das wirkt irgendwie cooler und ist nicht so auffällig.
Nun werden sie sich natürlich, als mündiger Leser und Leserin fragen, was soll uns diese Geschichte sagen. Diese, von ihnen aufgeworfene Frage nehme ich dankbar auf und nehme die Gelegenheit beim Schopfe, um sie vollumfänglich und detailliert zu beantworten.
NICHTS!
Sie hatte einzig ihre Lebensberechtigung dahingehend, dass dem Autor noch zwei leere Seiten zur Verfügung standen, die nicht so brach daliegen sollten. Nun sind sie gefüllt, ohne das ihnen dadurch zusätzliche Kosten entstanden sind. Bitte sehen sie die beiden Seiten als eine Zugabe oder eben, wie es die Überschrift reißerisch versprochen hat, als den Rausschmeißer. Sollten sie jedoch zu der Sorte Mensch gehören, die sich nichts von Fremden etwas schenken lassen wollen, so können sie die beiden Seiten, die ungeschrieben einer öden Schneelandschaft ähneln würden, mit ein wenig Geschick, sehr leicht mit einem Teppichmesser, herausschneiden lassen. Dann erhalten sie ein Buch, ohne nicht gewollte Zussatzbeigabe. Sollten sie sich jedoch über das Gratisangebot gefreut haben, so bleibt mir nur noch demütig darauf hinzuweisen, weitere Bücher dieser Machart sind im Buchhandel käuflich zu erwerben. Sollte wieder erwarten dieses Buch nicht ihre Zustimmung getroffen haben, so werden sie bei den anderen Büchern auch wenig Freude verspüren.
Darum ein letzter Rat: Kaufen sie die Bücher trotzdem und schenken sie lieben Menschen, die sie nicht mögen.
In diesem Sinne:
Guten Morgen, guten Tag, guten Abend!

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