Du stehst im Zimmer – grün und kahl.
Und wirst geschmückt nach meiner Wahl.
Ohne Lametta und Kerzen, hell,
ich mag es lieber individuell.
Mag hier der Reim auch etwas hinken,
bei mir wird nichts elektrisch blinken.
Ich werde heut – nach all den Jahren,
ihn schmücken – nur mit Wurstwaren.
Ein paar Wiener an die Äste.
Statt Sternen gibt es Aufschnittreste.
Und Zapfen – so wie es Brauch,
schnitz ich aus einem Schweinebauch.
Aus Leberwurst und frischem Mett,
das Jesulein in seinem Bett.
Verkündungsengel wird aus Kassler dann gebaut.
Sein güldenes Haar aus Sauerkraut.
Und auf des Baumes höchster Spitze
sitzt ein Stern aus Schweineschnitzel.
Vanille, Zimt, das lass ich weg.
Bei mir da duftet dann der Speck.
Dann steht er da – mein Metzgerbaum.
Lukullisch und ein wahrer Traum.
Und für den Schnee nehm ich dann,
frisch geriebenen Parmesan.
So feiere ich – vom Mann getrennt,
weil der sich nicht zu mir bekennt.
Ich hatte mich bei ihm vertan,
denn er lebt lieber ganz vegan.
Und muss der Baum dann aus dem Haus,
wird aus Deko noch ne Suppe draus.
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