Soeben wurde verlautbart, dass die Österreichische Ärztegesellschaft für Homöopathie einen Preis vergeben hat. Die Ärztin Natalie Grams, Wissenschaftspublizist Florian Aigner und Blogger Christian Kreil erhalten die erste "Auszeichnung für unwissenschaftlichen Unsinn"(Homöo­pa­then zeich­nen „unwis­sen­schaft­li­chen Unsinn” aus (apa.at)).

Dazu fallen mir spontan drei erheiternde Überlegungen ein.

Erstens

‚Unwissenschaftlicher Unsinn‘? Ich finde, das hört sich merkwürdig an. Eine doppelte Verneinung ist doch eine Bejahung, oder? Eine gelogene Lüge ist doch die Wahrheit. Wenn dem so ist, dann haben die drei tatsächlich eine Auszeichnung für den ‚wissenschaftlichen Sinn‘ bekommen, den sie seit Jahren publizieren. Das sollte ordentlich gefeiert werden! Zwar kein Nobel, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Zweitens

Die Freude über den Preis ist leider nicht völlig nicht ungetrübt. Die Österreichischen Ärztegesellschaften für Homöopathie stehen nämlich nicht in dem Ruf, sich mit Wissenschaft auszukennen. Im Gegenteil, Homöopathie ist (so der wissenschaftliche Konsens) der Inbegriff der Unwissenschaftlichkeit. Mir wurde einmal aus berufenem Munde berichtet, was Albert Einstein zur Homöopathie gesagt haben soll: „Wenn wir 10 hoch-intelligente Menschen in einen Raum sperren und ihnen erklären, dass sie erst wieder raus dürfen, wenn sie uns die unwissenschaftlichste Idee nennen, die man haben kann, dann würden uns die 10 schon bald das Konzept der Homöopathie unterbreiten.“ (Gustav Born (1921-2018) (edzardernst.com))

In Anbetracht der Tatsache, dass die Preis-Verleiher wissenschaftlich unbeleckt sind, kann ich nur annehmen und hoffen, dass sich die Österreichischen Homöopathen in diesem speziellen Fall von Nicht-Homöopathen beraten ließen. Oder vielleicht stimmt es doch, dass ein blindes Huhn auch mal ein Korn findet?

Drittens

Natürlich könnte es auch sein, dass ich mich irre und dass mein Verständnis der deutschen Sprache nach fast 30 Jahren in der Fremde lückenhaft geworden ist. Vielleich haben die Österreichischen Ärztegesellschaften für Homöopathie ihren Preis als Schmähpreis gemeint? In diesem unwahrscheinlichen Fall hätten wir es hier mit einem Beispiel ungewollter Ironie zu tun, das seines Gleichen sucht. Fast so, als würde Donald Trump eine Auszeichnung für Bescheidenheit oder Ehe-Treue vergeben. Ich frage mich, mit welchen Auszeichnungen dieser Grad der ironischen Komik dann noch zu übertreffen wäre.

  • Der Boris Johnson Preis für Aufrichtigkeit?
  • Die AfD Auszeichnung gegen Rassismus?
  • Die Medaille der deutschen Autoindustrie für Umweltfreundlichkeit?
  • Der Adolf Hitler Preis für Pazifismus?
  • Die Rudolf Steiner Auszeichnung für Fortschritte in der Krebstherapie?

Lange Rede kurzer Sinn, ich sende meine durchaus unironischen und herzlichen Glückwünsche auf diesem Wege an Frau Grams, Herrn Aigner und Herrn Kreil.

Gut gemacht und weiter so!

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