Hier sehen wir ein Foto des einzig dokumentierten Stammes weiblicher Kriegerinnen der modernen Militärgeschichte.
Man könnte sagen, es war eine Gruppe weiblicher Terminatoren aus der Subsahara.
Die europäischen Kolonialmächte hatten eine Heidenangst vor diesen Frauen und nannten sie Dahomey-Amazonen.
Sie selbst bezeichneten sich als N'Nonmiton; das heißt so viel wie "unsere Mütter".
Diese Kämpferinnen verteidigten ihren König auf von Blut triefenden Schlachtfeldern und entwickelten sich zu einer Elitekampftruppe im Königreich Dahomey in der heutigen Republik Benin.
Man sagte ihnen nach, sie wären absolut unantastbare Jungfrauen und ihre besondere Spezialität sei die blitzschnelle Enthauptung ihrer Gegner.
Aber sie sind keine mythischen Figuren; es hat sie wirklich gegeben.
Die letzte überlebende Dahomey-Amazone starb im Jahr 1979 im Alter von 100 Jahren.
Sie war eine Frau namens Nawi und lebte bis zu ihrem Tod in einem abgelegenen Dorf.
Zu ihrer Blütezeit stellten sie etwa ein Drittel der Armee von Dahomey;
Ihre Gesamtzahl wird auf etwa 6.000 geschätzt.
Alten europäischen Aufzeichnungen nach hielten Militärexperten sie den männlichen Soldaten an Effektivität und Tapferkeit für haushoch überlegen.
Ihre Geschichte lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen.
Ethnologen glauben, dass sie zunächst als Korps von Elefantenjägern in Erscheinung traten, aber dass er König von Dahomey von ihren Fähigkeiten überaus beeindruckt war, als sie ihre Dörfer verteidigten, während ihre Ehemänner im Kampf gegen andere Stämme unterwegs waren.
Einer anderen Theorie nach war es nur logisch, dass Frauen als Leibwächterinnen des Königs eingesetzt wurden, denn sie waren die einzigen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit im Palast des Königs aufhalten durften.
Wie dem auch sei, man wählte nur die stärksten, gesündesten und mutigsten Frauen für die lange und anstrengende Ausbildung aus und machte sie zu kampflustigen Tötungsmaschinen.
Zu Kriegerinnen, die mehr als zwei Jahrhunderte lang in ganz Afrika gefürchtet wurden.
Sie waren mit holländischen Musketen und Macheten bewaffnet.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden sie zunehmend militaristisch gedrillt und widmeten sich einzig der Verteidigung ihres Königs.
Man wählte die Mädchen bereits im Alter von acht aus und gab ihnen Waffen.
Manche Frauen wurden darüber hinaus aus freiem Willen Soldatinnen.
Andere wurden von ihren Männern zum Militärdienst gemeldet, weil sie ihre widerspenstigen Ehefrauen zu Haus nicht in den Griff bekamen.
Von Anfang an wurden sie darauf trainiert, stark, schnell, rücksichtslos zu sein.
Und man brachte ihnen bei, auch starke Schmerzen zu ertragen.
Zu ihrem intensiven Bewegungstraining gehörte es unter anderem, über Wände zu klettern, die mit dornigen Akazienzweigen bedeckt waren.
Sie unternahmen 10-tägigen Expeditionen in den Dschungel - komplett ohne Nahrung und Wasser.
Das einzige, was sie bei sich hatten, war eine Machete.
Also "Hunger Games" in Afrika…
Um ihren Wert zu beweisen, mussten sie doppelt so hart sein wie die Männer.
Die Dahomey-Frauen waren dafür bekannt, bis zum Tod zu kämpfen.
Sie standen oft noch den Gegnern gegenüber, wenn alle anderen Soldaten um sie herum schon gefallen waren.
Eine Niederlage kam nicht in Frage, es sei denn, ihr König befahl ihnen ausdrücklich den Rückzug.
Den N'Nonmiton-Frauen war es nicht erlaubt, zu heiraten oder Kinder zu bekommen, so lange sie als Soldatinnen dienten.
Man sagte, sie wären auf rituelle Weise mit ihrem König verheiratet und sie legten allesamt ein Keuschheitsgelübde ab das, das sich ausschließlich auf ihren halbsakralen Status als Elitekriegerinnen konzentrierte.
Nicht einmal der König wagte es, dieses Gelübde in Frage zu stellen.
Und wenn man nicht zufällig selbst der König war, bedeutete es für einen Mann den sicheren Tod, diese Frauen auch nur zu berühren.
Im Frühjahr 1863 traf der britische Entdecker Richard Burton im Auftrag der britischen Regierung im westafrikanischen Küstenstaat Dahomey ein und versuchte, mit dem Volk von Dahomey Frieden zu schließen.
Die Dahomey waren zu jener Zeit eine kriegführende Nation, die sich aktiv am Sklavenhandel beteiligte. Sie lebten davon, ihre Feinde gefangen zu nehmen und sie dann zu verkaufen.
Aber der elitäre Rang der weiblichen Kriegerinnen der Dahomey versetzte Burton in höchstes Erstaunen.
"Die schiere Größe ihres weiblichen Skeletts und die Entwicklung ihres Muskelaufbaus waren so unglaublich ausgeprägt, dass man ihre Weiblichkeit in vielen Fällen nur am Busen ansatzweise erkennen konnte."
Die Soldatinnen waren innerhalb der Armee als eigenständiges Heer strukturiert.
Eine zentrale Gruppe aus Elitekriegerinnen fungierte als Leibwache des Königs, auf beiden Seiten flankiert von den restlichen Kämpferinnen mit jeweils eigenen Kommandostrukturen.
In einigen Berichten heißt es auch, dass jeder männliche Soldat in der Armee ein N'Nonmiton-Pendant hatte.
Burton gab dieser Armee den Spitznamen "Schwarze Spartanerinnen".
Die jungen Frauen erlernten Überlebenstechniken, Disziplin und Gnadenlosigkeit.
Und das Training der absoluten Gefühlskälte war ein zentraler Teil der Ausbildung als Soldatin für den König.
Während einer Rekrutierungszeremonie testete man, ob potenzielle Anwärterinnen skrupellos genug waren, gefesselte menschliche Kriegsgefangene aus großer Höhe in den Tod zu schleudern.
Eine französische Delegation, die Dahomey Ende des 19.Jahrhunderts besuchte, berichtete, dass man ein etwa sechzehnjähriges Amazonenmädchen beim Training beobachtet habe.
In den Aufzeichnungen liest man, dass das junge Mädchen ihre Machete insgesamt 3 mal herumwirbelte, bevor sie den Kopf eines Gefangenen mit einem einzigen Hieb abtrennte.
Dann wischte sie das Blut von ihrem Schwert ab leckte es sauber.
Ihre Amazon-Kameradinnen jubelten vor Begeisterung.
In der Region war es für die Kriegerinnen der damaligen Zeit üblich, mit Kopf und Genitalien der Gegner nach Hause zurückzukehren.
Trotz der brutalen Ausbildung, die sie als Soldatinnen des Königs ertragen mussten, war dieses Dasein für viele Frauen die Chance, dem Leben der sonst unentrinnbaren häuslichen Schinderei zu entkommen.
Der Dienst bei den N'Nonmiton bot ihnen die Möglichkeit, "in Führungspositionen aufzusteigen und einflussreiche Posten zu übernehmen".
Sie besetzten prominente Rollen im Großen Rat und diskutierten engagiert über die Politik ihres Königreichs.
Auf diese Weise konnten sie sogar als alleinstehende unabhängige Frauen wohlhabend werden - natürlich mussten sie dafür auf dem Grundstück des Königs leben.
Dafür standen ihnen aber alle Vorräte, Tabak und Alkohol zur Verfügung, ja, sie alle hatten sogar eigene Sklaven.
Stanley Alpern, Autor der einzigen umfassenden englischsprachigen Studie über sie, schrieb:
"Immer wenn die Amazonen den Palast verließen, ging ihnen ein Sklavenmädchen mit einer Glocke voraus. Deren Klang hieß für jeden Mann, er solle ihnen aus dem Weg gehen, sich eine gewisse Distanz zurückziehen und besser wegschauen".
Sogar nachdem im Zuge der französischen Expansion in Afrika das Königreich Dahomey Ende des 19.Jahrhunderts unterworfen worden war, hielt die Schreckensherrschaft der Kriegerinnen weiter an.
Französische Soldaten, die es wagten, mit Frauen aus Dahomey ins Bett zu gehen, wurden oft am nächsten Morgen tot aufgefunden, die Kehlen aufgeschlitzt.
Während des ersten Kriegs mit den Dahomey hatten viele französische Soldaten immer wieder gezögert, bevor sie die N'Nonmiton erschossen oder sie mit dem Bajonett aufgespießt hatten.
Und diese Sekunden des Zögerns und die Unterschätzung ihrer weiblichen Gegnerinnen führten zu vielen französischen Opfern.
Die Spezialeinheiten der weiblichen Amazonen hatten es nämlich speziell auf französische Offiziere abgesehen.
Am Ende des zweiten Krieges setzten sich die Franzosen dann zwar durch, aber erst nachdem sie die Fremdenlegion mit Maschinengewehren bewaffnet zur Verstärkung gerufen hatten.
Als letztes Aufgebot des Königs, das sich dann schließlich ergeben musste, fielen die meisten der Amazonen in insgesamt 23 Schlachten.
Später berichteten die Fremdenlegionäre über den "unglaublichen Wagemut und die Kühnheit" dieser Amazonen.
Im Jahr 2015 startete eine französische Straßenkünstlerin namens YZ eine Kampagne, in welcher sie die erbitterten weiblichen Kämpferinnen des 19. Jahrhunderts mit Bildern zum Leben erweckte.
Sie brachte im Senegal an vielen Gebäuden großformatige Fotodrucke an, die sie in den lokalen Archiven gefunden hatte.
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