Günther rieb sich die Nase. Getrocknete Streifen aus Orangenhaut lösten sich von seinem Gesichtserker. Sie verströmten einen wohligen Geruch nach Vanille und Ozon. Günther war kein Mann wie eine andere Frau. Blaue Schlieren aus Existenz brachen aus seiner Gestalt hervor und lieferten sich ein kaleidoskopisches Wettrennen um die Zeit. Nachdem er seine Nase ausgiebig gerieben hatte, Schritt er mit weitausufernden Schritten über die Rue Mouffetard in New York. Die Passanten warfen ihm Augen hinterher. Einige davon trafen ihn sogar voller Verwunderung. Vom Himmel regneten Geburtstagswünsche auf ihn herab und bedeckten ihn mit Glück und Schwefel.
Gemüseartige Pfützen bildeten sich dort, wo seine Füße den Himmel berührten. Hinter ihm liefern daher kleine grüne Männchen, die brav Frauchen machten und das Gemüse verbrannten. Von überall her strömten Klingonen und sangen ihm ein willkommenes Friedenslied. Kaum jemand wagte es noch, der Wut seiner Verströmung noch Einhalt zu gebieten. Nur einer. Hagen. Geboren im Schmelztiegel der Vergänglichkeit, bewundert von Sonne und Mond, Licht und Finsternis. Als Günther und Hagen miteinander kämpften stand die Zeit still und wurde dann wieder schneller. Sinn und Ordnung strömten zurück in die Welt, freigesetzt von den gewaltigen Schlägen der beiden Giganten. Am Ende fielen die beiden göttlichen Wesen ermattet zu Boden und liebten sich. So entstand Berlin.
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