Viele junge Klimaaktivisten sind so in ihrer Ideologie gefangen, dass sie die Widersprüchlichkeit ihrer Ikonen wie Greta Thunberg oder Luisa Neubauer gar nicht bemerken wollen. Sie erscheinen für einige als unantastbare Helden, die sich gegen die herrschenden Politiker, also eine offenbar unbezwingbare Macht, auflehnen und für das Gute kämpfen.

Nun ging der Kampf für das „Gute“ in der Geschichte immer zu Lasten der allgemeinen Freiheit. Denn wenige „Wissende“ wollen die breite Masse zum „Guten“ bekehren, notfalls zwingen. Eine so reine Lehre hatte schon der strafende Mönch Savonarola (1452-1498) während der Renaissance inne. Und erst unter Maximilien de Robespierre (1758-1794) wurde die Französische Revolution so richtig wegweisend und kompromisslos.

Luisa Neubauer hat es nun in die Vogue geschafft. Oberflächlich gesehen ein schlauer PR-Coup, die den PR-Beratern der deutschen Klimaaktivistin da eingefallen ist. Das Magazin hat ein gewisses Prestige. Dort abgebildet zu werden, macht Eindruck – besonders jetzt während der Corona-Pandemie, wo die Fridays-for-Future Bewegung anfängt in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.

Der Text, beinahe schon eine Hommage, erreicht und beeindruckt genau die gewollte Zielgruppe: junge Leute, die stets nach dem Angesagten streben. Doch hinter den Bildern steckt eine Botschaft, die vielen jungen Leuten nicht bewusst wird beziehungsweise bewusst werden will: Die Widersprüchlichkeit zwischen den Zielen und Idealen der Fridays-for-Future Bewegung und dem Handeln ihrer Klimaikonen.

Die Bewegung setzt sich für einen Systemwechsel weg vom Kapitalismus ein, der ja ihrer Meinung nach Klimagerechtigkeit unmöglich macht. Propagiert wird ungesagt oder auch frei heraus ein Ökosozialismus, in dem Gleichheit der Menschen herrscht und der Klimawandel das Leben der Leute bestimmt.

Wie passt da ein Magazin wie die Vogue rein, welches sich auf die Angebotskultur der Marktwirtschaft stützt und vom Konsum und der Verschwendungssucht der Leute lebt?

Die Antwort ist: Gar nicht. Genau so heuchlerisch ist die Aktion von Luisa Neubauer in einem Video auf Instagram in einem arroganten Tonfall den Konsum der Leute anzuprangern, während sie Apple AirPods im Wert von mehreren hundert Euro in den Ohren hängen hat. Kritiker fragen sich: Macht sie sich gerade über die Dummheit ihrer eigenen Fridays-for-Future Mitstreiter lustig, die die Widersprüchlichkeit wieder mal gekonnt ignorieren?

Langsam sollte auch ihren Mitstreitern bewusst werden, dass Luisa Neubauer eine heuchlerische One-Woman-Show abgibt und ihr eigenes Ego damit füttert. Beobachtet man sie eine Weile, steckt hinter der scheinbar standhaften Klimaaktivistin womöglich ein gewisser Narzissmus. Ihr Klimaaktivismus ist wohl mittlerweile nur noch ein Mittel zum Zweck zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse und ihres Strebens nach eigener Relevanz, Akzeptanz und der Wunsch von anderen Menschen bewundert zu werden.

Artikel ursprünglich erschienen im meraner-morgen.it

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