Die Linke im herkömmlichen Sinn verweigert sich nach wie vor den von den Rechten dominierten Diskursen über wesentliche Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Veränderungen (Migration, Wohnungsmarkt, Arbeitslosigkeit), die insbesondere ihrer Kernwählerschaft Sorgen bereiten. Die wahllose Migration ist nur ein Problem. Schon in den Siebzigerjahren warnte der damalige SPD-Kanzler und spätere „Elder Statesman“ Helmut Schmidt vor der zügellosen Zuwanderung aus kulturfremden Regionen (damals die Türkei/Anatolien) der Erde. Dass in Österreich wie auch in Deutschland die meisten Gefängnisinsassen einen ausländischen Pass haben, verschreckt heute niemanden mehr, es sei denn, Uncle Sam hält den Spiegel vor, sondern wird achselzuckend zur Kenntnis genommen. Es sind vor allem die „kleinen Leute“, die an der Kriminalität in den Flächenbezirken leiden. Sie fahren nicht mit dem eigenen Auto oder dem Rad zurück in die Innenstadtbezirke. Sie nützen auch spätabends öffentliche Verkehrsmittel nach ihrer Schicht. Da sie über keine privaten Schwimmbäder verfügen oder jene in teuren Fitnesstempeln nützen können, sind sie auf die öffentlichen überfüllten angewiesen. Diverse kriminelle ausländische (insbesondere libanesische) Familienclans in Deutschland scheinen immer mehr Schwierigkeiten zu machen, weil sie sich offensichtlich in der Gesellschaft festgesetzt haben und man dieser mittlerweile im Geld schwimmenden Personen nur noch schwer Herr wird. Diese Probleme gab es schon in den Neunzigerjahren. Damals durfte darüber aber nicht gesprochen werden. Man vertuschte vieles, was auch nur den Anschein hatte, negative Stimmung gegen ausländische Mitbürger zu erzeugen. Und die Linke (das ist mittlerweile ein sehr schwammig definierter Arbeitsbegriff geworden) hat dazu nicht mehr zu bieten, als primär über Themen wie Gendergerechtigkeit und Ähnliches zu diskutieren. Anderes Thema: Mindestgehälter à la Doskozil (Landeshauptmann Burgenland SPÖ). Diese helfen jenen, die Arbeit haben, nicht denen, die eine suchen. Auf dem Wohnungsmarkt profitieren jene mit bestehenden Verträgen vom Einfrieren der Mieten (Stadt Wien), während neu Zugezogene dem durch linke Politik eingeengten Wohnungsmarkt mit horrenden Mieten hilflos gegenüberstehen. Einzig der pure Zorn hält die Linke zusammen – bzw. der Neid auf all jene, die noch mehr (oder noch was Erspartes) haben (Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer). Wir sind doch alle meistens genau dort, wo wir sind, weil wir lange darauf hingearbeitet haben - physisch, wie auch psychisch. Ich kritisiere die so genannte Mitte, die es in der Hand hätte, sich selbst zu ändern, und sicher nicht die, von der Hand in den Mund leben müssen. Jenen gebührt selbstverständlich Unterstützung, aber nicht den Menschen, die aus Bequemlickeit die Opfer Karte spielen, bis sie physisch, psychisch und monetär im Abseits stehen. Man muss sich auch ein bisschen selbst aufraffen und nicht nur treiben lassen. In den seltensten Fällen haben wir uns unsere Möglichkeiten verdient. Oft war es nur Glück. Glück zum Beispiel in einem der besten Ländern der Welt aufgewachsen zu sein. Aber das Glück ist ein Vogel und man muss halt auch was tun, damit sich was tut. Apropos: Wirtschaftsminister in Österreich kommen seit 1987 von der ÖVP, Innenminister seit dem Jahr 2000. Wenn man nicht mit der Zeit geht und sich Themen, die unter den Nägeln brennen stellt, dann geht man mit der Zeit. Auch und vor allem wenn man nicht mehr unterscheidbar ist zu Mitbewerbern.
Autor: Mag. DR. Wolfgang Glass, Wien www.glassiker.wordpress.comWolfgang Glass promovierte in Politikwissenschaft an der Uni Wien, mit Schwerpunkt EU und Medienkompetenz. Seit 2022 fährt er hauptamtlich als Sanitäter in Wien.