Die Lüge als letzte Rettung!
„Ich liebe dich!“, ist wohl die meist häufigste Lüge, die oft von einer Notlüge, zu einem Notfall werden kann. Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen man diesen kleinen feinen Satz, entweder unbedacht oder im vollen Bewusstsein seiner Tragweite ausspricht. Oftmals geschieht dies ohne sich der Konsequenzen klar zu sein. Denn mit: „Ich liebe dich!“, wird etwas suggeriert oder erhofft, was mit dem tatsächlichen Inhalt des Satzes nicht konform geht. Sagt man es beispielsweise dem schwer erkrankten Erbonkel, der bislang noch testamentarisch unsicher war, wer nun wie viel bekommen soll, den kann man mit dem Satz seine Entscheidung erleichtern. Wenn man dann noch, natürlich zufällig und völlig unabsichtlich, eine Bemerkung, eines ebenfalls potentiellen Erben fallen lässt, die dieser neulich einmal gesagt haben soll, wie: „Ich bete, dass der Onkel bald erlöst ist!“, und dann selbst „Ich liebe dich!“ Oder sogar noch besser: „Nur ich liebe dich wirklich!“, hinterher schiebt, dann kann man getrost davon ausgehen, dass der Erbmitkonkurrent chancenlos ist. Man sollte mit dem Satz natürlich sparsam umgehen.
Zu häufiger Gebrauch wirkt anbiedernd und unglaubwürdig. Frauen nutzen diesen Satz geradezu inflationär. Insbesondere, wenn sie einen Mann an der Angel haben und sie ihn nun unbedingt vor den Traualtar schleppen wollen.
Ein Mann erwidert nur in den seltensten Fällen, mit einem: „Ich liebe dich auch!“. Die häufigste Reaktion darauf ist dann meistens: „Ja ich weiß!“ Männer empfinden den penetranten Liebesschwur auf Dauer nur noch nervig.
Ein Mann sagt das ein einziges Mal und das hat dann Gültigkeit bis in alle Ewigkeit. Erst wenn er antwortet: „Das ist eine Einzelmeinung!“, sollte die Frau ins Grübeln kommen. Den Liebesschwur während des Liebesspiels, permanent und ekstatisch ständig zu wiederholen, sollte eine Frau tunlichst vermeiden, denn es bringt den Mann nur aus seiner Konzentration. Männer wünschen keine Unterhaltung währenddessen, da es für sie eine Doppelbelastung bedeutet. Männer arbeiten gerne erst eine Sache ab, ehe sie sich etwas neuem widmen können.
Auch ist von Variationen des „Ich liebe dich!“ Satzes abzuraten. Wenn aus der Aussage eine Frage wird, ist das Ungemach nicht mehr weit.
Eine solche Frage ist: „Liebst du mich noch?“ Da steckt unterschwellig bereits der Vorwurf des Fremdgehens drin! Der Mann ist dann ja förmlich gezwungen, sich zu dieser Frage zu verhalten. Sagt er „Ja“ bezichtigt sie ihn der Lüge. Sagt er „Nein“, glaubt sie ihm nicht. „Doch du liebst mich!“, ruft sie dann. Das ist dann eine Feststellung. Männer reagieren in der Regel auf Feststellungen überhaupt nicht, weil es ihnen sinnlos erscheint. Überhaupt mögen Männer nur selten Gespräche über ihre Gefühle. Sollten Frauen doch zufällig einmal über einen Mann stolpern, der freiwillig über seine Gefühle, besonders der Frau gegenüber, leichtsinnig spricht, dann ist es kein richtiger Mann. Oder aber er fühlt sich zu Geschlechtsgenossen hingezogen. Da hat dann die Frau ohnehin schlechte Karten, weil ihre sexuellen Wünsche der seinen diametral entgegenstehen. Der Mann, der das Image des Jägers und Sammlers pflegt, wie es, schon seit Erfindung des ersten Mannes seine Bestimmung ist, lebt auch heute noch in der Erinnerung an diese schöne Zeit.
Er lässt sich gerne eine Hintertür offen, was explizit keine sexuelle Anspielung sein soll. Monogamie ist eine Lebensweise, die die Kirche gerne als Maßstab für eine glückliche Beziehung propagiert, was auch einseitig ganz gut funktioniert. Für Männer ist es ein Angebot, von dem sie nur selten Gebrauch machen. Sie setzen Monogamie mit monoton gleich, sicher nicht ganz zu Unrecht. Der Mann wird erst dann wirklich treu, wenn er nicht mehr anders oder eben nicht mehr kann. Solange er aber noch aktiv kann, zwingt ein innerer Drang ihn geradezu dazu, diesen auch von anderen Frauen überprüfen zu lassen.
Oft werden sie dafür, sollte es einmal herauskommen, als Räudiger Köter oder Hurenbock beschimpft. Dies nehmen sie mit Stolz entgegen. Sie sehen es nicht als eine Beleidigung, sondern als ein Zeugnis ihrer Kunst wahr.
Aber Frauen verfügen auch über eine sehr perfide Fragemethode, die Frage und Antwort miteinander verknüpft.
Der Mann, der diesen hinterhältigen fiesen Trick nicht durchschaut, der ist hoffnungslos verloren.
Ihm fehlt es an den Fähigkeiten der rhetorischen Gegenwehr, die Frauen bereits in die Wiege gelegt wurde..
„Du liebst mich doch auch oder?!“ Hier wird dem armen Mann etwas unterstellt und in einem Atemzug ihm vorgeworfen, es sei nicht so. Die meisten Männer durchschauen das perfide in dem Satz nicht und antworten dann übereilt und ohne nachzudenken, mit einem eindeutigen: „Ja, wenn du das sagst!“
Damit tappen sie in eine rhetorische Falle, indem sie der Frau die Antwort überlassen! Die einzige Chance für den Mann aus diesem Dilemma herauszukommen ist, an seinen Anwalt zu verweisen, der sich mit spitzfindigen Fragen besser auskennt.
Wenn er Glück hat, dann ist der Anwalt attraktiv und unwiderstehlich und skrupellos, die Frau seines Mandanten für sich zu gewinnen.
So würde der Mann umhinkommen, die an ihn gestellte Frage, wahrheitsgemäß beantworten zu müssen. Als Nebeneffekt würde er auch so seine Freiheit wiedererlangen und sich auf dem freien Markt neu orientieren können. In der Hoffnung, aus der gemachten Erfahrung etwas gelernt zu haben, wird er sich zukünftig mehr östlichen Frauen zuwenden, die, wenn es gut läuft, optisch zwar reizvoll, aber der Raffinesse der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Unter diesen Umständen scheint eine langjährige und glückliche Ehe durchaus möglich zu sein. Und die neuen Schwiegereltern wohnen auch meist im Ursprungsland der Braut, was die regelmäßigen und lästigen Besuche, auf ein Minimum reduziert.
Aber nicht nur die Frau schafft es, mit einer unangenehmen Frage, ihren Partner in Bedrängnis zu bringen. Zwar besitzen sie ein unerschöpfliches Reservoir an Fragen, doch auch dem Manne ist diese Gabe gegeben. Wobei er sich auf eine einzige Frage konzentriert, dem sein ganzes Interesse gilt: „War ich gut?“
Womit wir bei der Ausgangslage dieses kleinen Lebensratgebers wären: Die Lüge als letzte Rettung!
Für einen Mann gibt es auf diese Frage nur eine Antwort, weshalb sie für ihn auch nur rhetorisch ist, da er zu wissen glaubt, wie die Antwort zu lauten hat. Die Frau sieht das weitaus differenzierter. Sie behält jedoch nur allzu oft ihre wahre Meinung darüber für sich und versucht, ein überzeugendes „Ja“ zu hauchen. Das glauben Männer sofort, da sie auch nichts anderes erwartet haben.
Die große Staatsschauspielerin, die neben ihm liegt und ihre Enttäuschung, mit allen ihr zur Verfügung stehenden darstellerischen Mitteln, ihm das vorgegaukelt hat, ist wenigstens eine Oscarnominierung sicher. Ihre Wahrheitsliebe ging irgendwo zwischen den zerknüllten Laken verschüttet. Sollte sie NEIN sagen? Er würde es sowieso nicht glauben! Sie hält es ihm ja schon zugute, dass er es wenigstens versucht hat. Nach dem JA von ihr ist das Gespräch auch schon beendet und sie hat wieder eine Woche Ruhe. Auch wenn das Gespräch unbefriedigend für sie war, belässt sie es dabei, dreht sich um und würde jetzt auch persönlich unbefriedigt einschlafen, wenn er nicht so penetrant schnarchen würde.
Wollen wir uns nun daran machen, aus dieser kleinen feinen Geschichte, uns ein Fazit ziehen, eine Lehre, die Quintessenz.
Einfach zu sagen: “Das ist eben so!“, wäre sicher zu kurz gesprungen.
Fakt ist: Erst wenn Frau und Mann sich begegnen, fangen die Probleme an. Und, um nicht an der Oberfläche zu kratzen, müssen wir etwas ausholen und in der Evolutionsgeschichte ein wenig zurückblicken. Schon stoßen wir auf die Schöpfungsgeschichte, die uns einige stundenlange Monumentalfilme beschert hat, auf die wir nicht näher eingehen wollen, da sie sonst den Rahmen dieser kleinen Aufklärungsstunde sprengen würde. Nur so viel: Adam saß gemütlich im Garten unter einem Apfelbaum. So die Romantische Variante! Jedoch unbestätigten Zeugenaussagen zufolge, litt er unter einem Druck zwischen den Lenden. Adam war der erste Mensch, wenn man einschlägigen Schriften glauben mag.
Nur, wer hat das dann aufgeschrieben? Denn Journalisten waren ja noch nicht erfunden. Hier werden erste Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Geschichte laut. Doch glauben wir es einmal! Er befand sich im Paradies, was örtlich nicht näher beschrieben ist. Vielleicht war es in Afrika oder Papua Neuguinea. Man weiß es nicht. In dieser Hinsicht ist die Überlieferung unpräzise. Vielleicht, weil man schon damals verhindern wollte, dass es sich zu einem touristischen Hotspot entwickelt. Neben diesem Adam gab es da noch den Apfelbaum, der bereits Äpfel trug. Also war Herbst! Ansonsten gab es nur noch eine Schlange. Ob es sich dabei um eine Blindschleiche oder eine Anakonda handelte, wurde ebenfalls schlecht recherchiert, da nicht näher spezifiziert. Ein gewisser Herr Gott, Architekt dieser Idylle, besah sein Werk und fand es gut.
So stellte er sich das Paradies also vor.
Doch dann sah er, dass Adam nölig war.
Lag es nun an einer Apfelallergie oder seinem Unvermögen, den Apfel zu pflücken, der ihn geschmacklich zu interessieren schien? Möglich auch, er hatte ein Auge auf die Schlange geworfen, die sich um den Apfelbaum schlängelte. Alles offensichtliche Fragen, die noch heute, ein paar Jahre später, nach einer Antwort verlangen. Nun hätte Herr Gott sicher viele Asse im Ärmel gehabt, um Adam ein schönes Leben im Paradies zu bescheren. WLAN-Anschluss, eine Freibierkneipe oder eine Jahreskarte für den HSV. Aber nein, er kam auf eine glorreiche Idee, die in der Entwicklung der Welt nicht folgenlos bleiben sollte. Er nutzte seine ärztlichen Fähigkeiten und entfernte Adam, in einer kurzweiligen Operation eine Rippe. Ob dies unter sterilen Bedingungen ablief, ist mehr als fraglich. Und da er wohl auch ein handwerkliches Geschick besaß, schnitzte er auf der Rippe solange herum, bis sie nach einer Frau aussah, die zudem auf den Namen Eva hörte. Adams Brustkorb begann sofort bei ihrem Anblick an zu beben und der Apfel war ihm einerlei. Über das, was dann geschah, gibt es wenige Informationen.
Aber allgemein gelten die beiden als erste Menschen weltweit überhaupt und aus ihrem Schoß entstammen Persönlichkeiten von internationalem Ruf.
Womit wir wieder im Hier und Jetzt sind und der Frage: Ist die Lüge die letzte Rettung für die Menschheit? Ich müsste lügen, um behaupten zu können, ich hätte eine Antwort darauf.
Aber manchmal entstehen aus einer Lüge, in Wahrheit die schönsten Kinder!
Möge nun jeder selbst für sich sehen, wie er mit Wahrheit und Lüge umgeht.
Die Wahrheit tut oft weh und die Lüge kann unendlich glücklich machen.
Wenn sie also jetzt zufällig mit einer Frau im Bett liegen und die Arbeit ist getan, so empfehle ich, jeweils für die verschiedenen Geschlechter Folgendes:
Für Männer: „Ich war wieder gut!“
Für Frauen: „Du warst wie immer!“
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