„Verrückte Zeiten gerade.“ - „Ja, wer weiß, wie lange das noch dauern wird.“
So oder ähnlich begann fast jede Konversation in diesem Jahr. Oder einer dieser Sätze wird mindestens einmal in eine Konversation reingeworfen. 2020 ist das Gespräch der Stunde — und das mit Abstand beschissenste Jahr überhaupt.
Und wenn man mal ehrlich ist: Es geht uns allen so richtig auf die Nerven. Ist ja auch berechtigt. Wer würde nicht lieber wieder darüber sprechen, dass das Wetter im Oktober so richtig herrlich war oder dass wir diese Woche besonders viel Sonnenschein hatten. (Ein Satz, den man hier im Norden nicht sehr oft, aber dafür sehr gerne hört).

Unser Smalltalk hat sich in diesem Jahr gehörig gewandelt. 2020 war eine Wucht. Man muss sich ausnahmsweise mal nicht schämen, wenn man Neujahr ernüchternd feststellen muss, dass man die Vorsätze wieder nicht erfüllt hat.

Ein desillusionierter Präsident auf der anderen Seite des großen Teichs, der dem deutschen Otto Normalverbraucher eigentlich nichts anhaben sollte, über den sich aber trotzdem jeder ärgert. Oder lustig macht - ist quasi das gleiche. Zum Glück ist der bald weg vom Fenster. Und wieder ein neues Gesprächsthema.

Dann waren da ja noch die großen Brände in Australien und in den USA.

Die olympischen Spiele wurden abgesagt.

Großbritannien hat eine lange Episode Deal Or No Deal gespielt. Es war nur halb so unterhaltsam wie die eigentliche Show.

Die Welt versucht sich während der Pandemie über Wasser zu halten, weil alles nicht genug und trotzdem zu viel ist.

2020 war eine Wucht. Und wir sind noch nicht einmal am Ende. Die kleine Aufzählung ist nur ein Bruchteil des Chaos, das die Welt dieses Jahr ertragen muss.

Es ist wahrlich ermüdend, bei Tiefkühl-Pizza und Netflix-Serien die Motivation zu finden, zum Homeoffice-Skype-Telefonat etwas schickeres als die Lieblingsjogginghose anzuziehen. Eltern müssen neben der Arbeit die Kinder betreuen, Jugendliche können ihre Freunde nicht wie gewohnt in der Schule treffen. Unilerngruppen: adé.

Und dann sollen wir uns wie Helden fühlen, wenn wir Zuhause bleiben, während 2020 das gefühlt mieseste Jahr ist, das wir je erleben durften. Es ist okay, wenn wir uns auf gutdeutsch richtig „scheiße“ fühlen. Es ist okay, wenn wir das Gefühl haben, dass uns die Decke auf den Kopf fällt. Es ist okay, denn es sind verdammt verrückte Zeiten gerade.

2020 ist eine Wucht. Und wer weiß, was 2021 passieren wird. Vielleicht können wir wieder ganz normal reisen. Vielleicht können wir wieder unsere Freunde und Familien in den Arm nehmen. Ich werde nicht aufhören, mich auf das nächste Jahr zu freuen, denn vielleicht können wir uns wieder über das Wetter unterhalten.

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