Die Rhetorik der Erotik
Ich möchte mit einer unumstößlichen These beginnen. Je mehr man über Sex spricht, desto weniger hat man! Aber auch nicht jeder, der nicht darüber spricht, hat zwingend Sex.
Ich persönlich vermeide Sex. Nur in Extremsituationen erlaube ich mir eine Ausnahme. Dazu gehören hohe kirchliche Feiertage, Vollmondnächte im Mai, sowie Rosenmontag in Rheda-Wiedenbrück. An den restlichen Tagen des Jahres da gönne ich mir eine Auszeit, die mir zur Rekonvaleszenz dient. Denn je älter ich werde, desto mehr langweilt mich Sex und inzwischen habe ich auch alle Varianten ausgetestet. Wobei, das Anstrengendste an Sex ist nicht der Sex als solcher, sondern passende Kurzzeitpartner und innen dafür zu finden. Da ich mir ja das Zeitfenster dafür selbst eingegrenzt habe, ist die Suche nicht einfacher geworden. Die richtige Person, im richtigen Moment, mit derselben sexuellen Ausrichtung und einer willigen Unverbindlichkeit zu finden, die auch optisch meinen Ansprüchen genügt, ist nur schwer zu finden. Aus Gründen der Gleichberechtigung habe ich mich nicht auf ein Geschlecht spezialisiert. Fünfzig Prozent der Bevölkerung von vornherein auszuschließen, würde ja gegen diesen Grundsatz verstoßen. Auch gegen die diversen Untergruppierungen habe ich keine Vorbehalte, wenn sie nur hinterher, ohne Murren oder unsägliche Gefühlsausbrüche sich wortlos verabschieden und versprechen, sich nicht ungefragt wieder zu melden. Grundsätzlich gehöre ich nicht zu der konservativen Sorte Mensch, die an einer Wiederholung interessiert sind. Von gefühlvollen Liebesbezeugungen bitte ich auch abzusehen, da dies unweigerlich zu Komplikationen führen kann. Wegen kurzzeitigem Spaß, etwas Langfristiges einzugehen, widerstrebt mir. Unversehens findet man sich plötzlich vor dem Traualtar und der unverbindliche Sex wird zur wöchentlich verpflichtenden Routine, mit ein und demselben Menschen. Gesetzlich kann man dann auch noch dazu gezwungen werden. Eine grässliche Vorstellung, dass theoretisch der Staat mit im Bett liegt und die eheliche Pflicht überprüft und mit Strafandrohung durchsetzt. Kein Altar wird mich jemals meiner Freiheit berauben. Kein goldener Ring, die Handschellen der Ehe, werden je meinen Finger schmücken. Wer auch immer da draußen in der Welt herumläuft und dem ich das verlockende Angebot einer zeitlich begrenzten Vereinigung mit mir antrage, dem wird vorher ein entsprechender Vertrag vorgelegt, damit keine Unklarheiten sind und es hinterher nicht zu irgendwelchen Forderungen kommt, die zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führen, von dem nur windige Anwälte profitieren. Wer mich will und wer möchte das nicht, muss sich meinen Spielregeln unterwerfen. Nur so kann ich garantieren, dass beide auf ihre Kosten kommen, wobei meine Befriedigung im Zentrum der Aktivitäten stehen sollte. Wenn sich die Person daran hält und sich meinem Höhepunkt anschließt, so ist das seine Sache, aber ich gestatte es, wenn es sich lautstärkemäßig in einem erträglichen Rahmen hält, da ich sehr geräuschempfindlich bin. Von Sprechangeboten während des Beischlafs bitte ich dringlichst zu unterlassen. Gerade parteipolitische Diskussionen können zu Kontroversen führen, die zu einem abrupten Abbruch führen können. Besonders bei FDP Wählern habe ich da häufig negative Erfahrungen gemacht. Zum Glück sind die jedoch in freier Wildbahn nur selten zu finden. Die meisten von ihnen, verleugnen jedoch, eine dementsprechende Parteizugehörigkeit, um überhaupt eine reelle Chance zu haben, in die engere Auswahl zu kommen. Für die Vorauswahl habe ich eigens einen Fragenkatalog entwickelt, der etwaige Aspiranten daraufhin abklopft, ob sie überhaupt geeignet sind, mir den Spaß zu vermitteln, den ich haben möchte. Eine Auskunftsverweigerung führt unweigerlich zum sofortigen Ausschluss. Zunächst müssen sie eben theoretisch nachweisen, zu was sie praktisch bereit und in der Lage sind. Die Möglichkeit von Praktika, Probeunterricht oder gar eines Ausbildungsvertrags, sind von vornherein ausgeschlossen. Ich bin ja kein Lehrkörper, an dem sich Laien und Anfänger versuchen können.
Sex muss schnell, effektiv und lösungsorientiert sein, sonst zieht er sich nur unnötig in die Länge. Des Weiteren möchte ich nicht mit albernen Tiernamen tituliert werden. Die Begeisterung und Wertschätzung meiner Genitalien hat still zu erfolgen. Jubelstürme und ein Aha-Effekt, der sich fraglos einstellen wird, ist noch lange kein Grund eine Konversation vom Zaun zu brechen. Ich weiß um meine Vorzüge und bin uneitel genug, nicht ständig darauf angesprochen werden zu müssen. Ein kurzes „Toll“ oder „Boah“ genügen da voll und ganz. Auch ständiges Nachfragen verlängert nur unnötig die Sache. Wenn ich fertig bin, wirst du dann schon mitbekommen. Zwischenstände gebe ich grundsätzlich nicht bekannt. Sätze wie: „Mann bist du gut!“, sind überflüssig, da bekannt. Absolutes No-Go sind überflüssige Worthülsen wie: „Ja!“. Auch mehrfach hintereinander gesagt und das in ansteigender Lautstärke, sind sie nicht erforderlich, weil ohne Substanz. Ich weiß was ich tue und brauche dafür keine Kommentare. Wenn der Akt erfolgreich abgeschlossen ist, lege ich keinen Wert auf eine Nachbetrachtung des Gewesenen. Wir können jedoch gerne noch eine Zigarette rauchen. Ich im Bett oder der Örtlichkeit unserer Zusammenkunft und du auf dem Heimweg. Sollte es der Zufall sein, wir sehen uns irgendwo einmal wieder, darfst du mich gerne ignorieren. Ich sehe das dann nicht als Unhöflichkeit an. Normalerweise erinnere ich mich aber sowieso nicht an vergangene Erlebnisse, geschweige an Personen, die dabei zugegen waren. Dies liegt nicht an einer schwachen Gedächtnisleistung, es liegt vielmehr daran, dass ich, aus Energiespargründen und sowieso aus dem Effeff weiß wo alles ist, kein Licht benötige. Anonymität und Verschwiegenheit sind mir sehr wichtig, denn ich möchte vermeiden, dass man mir sonst in Scharen die Bude eingerannt wird. Auch ist mir jedwede Bettelei zuwider. Einmal heißt einmal! Ausnahmen sind nicht vorgesehen. Ich bin in Theorie und Praxis geübt und erteile, wenn dies vonnöten ist Hilfeleistungen jeder Art. Wobei ich mich ungern theoretisch dazu äußere, was ich gerade praktisch mache. Genießen und schweigen, ist da meine Devise. Nur vom Reden ist noch nie jemand zum Höhepunkt gelangt. Und dem ordne ich alles unter. Denn mein guter Ruf verpflichtet! Potenz mit Ausdauer gepaart, dazu viel Fantasie und stets Neuem aufgeschlossen, sind eine Melange, die vollendete Glückseligkeit verheißt. Die Kerben an meiner Bettkante sprechen für sich und nicht minder für mich. Wenn mein Bett erzählen könnte, würde es schamrot anlaufen. Gleiches gilt für Kühlschrank, Waschmaschine und Bügelbrett. Doch bezeichne ich mein Bett nicht als Bett, sondern als Tempel der nicht enden wollenden Lust. Ein Altar wollüstiger Ekstase. Die Pilgerstätte für frustrierte Ehefrauen, vernachlässigte Witwen, Jungfrauen die ihren Status ändern wollen. Diverse, die diverses ausprobieren möchten, Kleingruppen und sexuell desorientierte, die sich nicht entscheiden können oder wollen, langjährige Abstinenzler, geschlechtsangeglichene Neufrauen und Neumänner. Wo auch immer Bedarf ist, bedarf es nur eines Termins und ich öffne und erweitere ihnen ihren Horizont. Unerfüllte Kinderwünsche sind kein Grund mehr für tiefgreifende Depressionen. Sie sind ein Grund anzurufen. So habe ich nebenbei schon so manche Ehe gerettet, da ich sehr verschwiegen bin. Schon so manchen Finanzbeamten habe ich aus seiner Lethargie geholt und Studienräten und innen die Nachmittage sinnvoll gestaltet. Demonstranten habe ich von der Straße geholt und ihnen eine Demonstration meines Könnens nahegebracht. So manche Zugverspätung ausgefüllt! Warteschlangen vor Behörden habe ich sukzessive abgearbeitet. Ganze Strände habe ich von herumliegendem toten Fleisch befreit. Ich bin die Heilsarmee für unerfüllte Liebessehnsuchten, für erotische Neubesiedelung. Ich bin der Samen, der dich zum Blühen bringt. Selbst verblühten Pflanzen müssen nicht entsorgt werden. Ich sorge dafür, dass sie neue Triebe bilden können. Nennt mich Messias, nennt mich Heilsbringer der Liebe, wenn ihr wollt! Für mich zählt nur die Leistung, die ich bereit zu geben imstande bin. Titel sind mir nicht wichtig. Huldigungen sind mir einerlei. Lobpreisungen sind zwar angebracht, doch ich sehe mich nur als ein Arbeiter, der nur tut, was er kann. Bescheidenheit ist meine höchste Maxime. Demütig stelle ich nur meine Dienste dem Gemeinwohl zur freien Verfügung. Diese Gabe, die mir nun einmal gegeben ist, die auch eine schwere Bürde sein kann, darf ich nicht aus egoistischen Gründen nur für mich behalten, nein sie muss jedem Zuteilwerden können, der danach verlangt. Und die Welt ist voll von armen Kreaturen die danach lechzen und die dankbar sind für jeden, der sich ihrer annimmt.
Wer alle die oben aufgeführten Punkte, die ich akribisch aufnotiert habe, beachtet und befolgt, dem werden einige schöne Minuten prophezeit. Er muss nur noch darauf vertrauen, dass das Glück ihm hold ist, der Fragebogen zu meiner Zufriedenheit wahrheitsgemäß ausgefüllt wurde und mir sein ärztliches Attest vorlegen kann, aus dem eine gesundheitliche Unversehrtheit herauszulesen ist, dem öffne ich Haus, Tür und Bett.
Zögern Sie nicht, mich anzusprechen, wenn ich ihren Weg einmal kreuze. Schon ein Augenzwinkern genügt und ich führe sie in ein Land wo Milch und Honig fließt. Ihre geheimsten Wünsche werden bei mir nicht unerfüllt bleiben. Ich zeige ihnen Dinge, von denen sie nicht einmal zu träumen wagen. Dafür stehe ich und auch mit meinem guten Namen!
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