Was haben Steven King, Agatha Christie und noch so viele andere gemeinsam? Sie sind alle, durch die Bank, unhöflich und respektlos ihrer Leserschaft gegenüber. Weder begrüßen sie in ihren Büchern, noch verabschieden sie sich, wenn das Buch zu Ende ist. Mangelnde Kinderstube? Oder was ist der Grund dafür? Ist ihnen ihr Erfolg einfach nur zu Kopf gestiegen? Berühmtheit und Arroganz scheinen da Hand in Hand zu gehen.
Ich, ein an chronischer Bescheidenheit leidender und noch unbekannter Schriftsteller von zukünftiger Weltgeltung, würde mich diesem Trend nie anschließen, den meine Kollegen da pflegen oder vielmehr nicht pflegen. Es ist ein rüpelhaftes Verhalten, welches man ihnen nicht durchgehen lassen sollte. Doch warum rebelliert ihre Leserschaft nicht? Demonstrationen vor Buchhandlungen und Bibliotheken sind doch nicht verboten.
Wo bleiben die empörten Leserbriefe, die Talkshows, wo diese Verächter von Anstand sich einem Tribunal stellen müssen? Sind denn Leser unmündige Bürger, die wie Lämmer schweigen? Haben die denn keine Lobby, die ihre Interessen vertritt. Sind wir denn nicht das Land der anständigen Dichter und höflichen Denker?
Spätestens dann, wenn sich meine Leserzahlen verdoppeln, fordere ich beide auf, sich diesem Problem anzunehmen und sich auf der Frankfurter Buchmesse, direkt an der Autobahnausfahrt, auf dem Straßenbelag anzukleben.
Dann werden diese Bestsellerlistenbesetzer spüren, was es heißt, ihre Leser zu reinen unpersönlichen Buchstabenfresser zu machen. Ich schäme mich für diese sogenannten Kollegen, von denen ich mich in aller Form distanziere. Sie verdienen es, ungelesen in Bücherregalen zu verstauben. Ich fordere sogar zum Boykott auf.
„Wer den Leser nicht ehrt, ist seines Geldes nicht wert!“
Diesen Satz fordere ich umgehend in das Grundgesetz aufzunehmen, als Paragraf Null, damit er noch vor Paragraf Eins zu stehen kommt.
Ich jedenfalls möchte Sie alle an dieser Stelle recht herzlich willkommen heißen. Und sie zudem beglückwünschen zum Kauf dieses Buches, wo es mir auf ein gutes harmonisches Miteinander ankommt. Ich liebe meine Leser, ja jeden einzelnen, wenn auch nicht körperlich. Ich tue alles dafür, nun auch gegen geliebt zu werden. Und wenn Sie mich verehren wollen, nur zu, ich wehre das nicht brüsk ab.
Gleichzeitig möchte ich mich bei den Lesern, die lieber von hinten nach vorne lesen, mich verabschieden und hoffe, Sie hatten einen angenehmen Aufenthalt. All denen wünsche ich noch einen schönen Tag und auf ein baldiges Wiedersehen in einem meiner anderen Bücher, die sich über jedes Seiten umblättern freuen.
In schriftstellerischer Demut und tiefer Dankbarkeit geprägt, von Ihnen beachtet worden zu sein, verneige ich mich und wünsche schon heute, falls wir uns zwischenzeitlich nicht mehr lesen sollten: fröhliche Weihnachten, frohe Ostern und einen schönen Sommer.
Ergebenst, Ihr höflicher Lieblingsschriftsteller in spe.

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