Was wir an fähigen Politikern zu wenig haben, hat die Welt an Diktatoren zu viel. Während unsere Politiker eher unscheinbar daherkommen, kompensieren Diktatoren ihre körperlichen Unzulänglichkeiten mit Brutalität aus.
Sie sind entweder etwas zu klein oder zu dick geraten. Wahrscheinlich wurden sie bereits in ihrer Kindheit auf den Schulhöfen dieser Welt dafür gehänselt. Jetzt rächen sie sich dafür bitterlich und unterjochen ihr Volk. Die lassen sich das gefallen, weil sie nichts anderes kennen. Wir wählen wenigstens die Politiker, die uns Dinge versprechen, von denen wir schon vorher wissen, dass sie es niemals einhalten werden.
Sie versprechen uns alles Mögliche und erklären hinterher, sie hätten sich versprochen. Und wir fallen jedes Mal wieder darauf herein. Meist wählen wir sie wieder, weil wir uns an sie gewöhnt haben. Tief innen hoffen wir, es wäre das kleinere Übel. Erst nach der Wahl wird uns übel.
Dann stellen wir ernüchtert fest, wir haben uns wieder einmal verwählt.
Unser Glauben ist eben stärker ausgeprägt als unser Wissen. Politiker ist eben kein geschützter Beruf und jeder kann ihn ergreifen. Da liegt das Problem. Im Wahlkampf prügeln sie rhetorisch auf ihre Gegner ein, mit denen sie nach der Wahl dann koalieren. Diktatoren lassen nur zum Schein oder gar nicht wählen. Man kann ja nur sie wählen oder ins Gefängnis gehen, falls man nicht zuvor schon erschossen wurde, was einem den Gang ins Gefängnis erspart. So ein Diktator hat, ähnlich wie unsere Politiker, keine Ausbildung auf einer Diktatorenschule genossen. Größtenteils kommen sie durch Erbfolge an die Macht oder sie putschen einen anderen Diktator weg, indem sie unseriöse Maßnahmen ergreifen, um sich deren zu entledigen. Wo zwei Diktatoren sich streiten, bleibt immer auf der Strecke.
Unsere Politiker werden nur von guten Parteifreunden gemeuchelt, wobei es da weniger blutig zugeht. Ihnen fehlt es eben an einem Diktatoren-Gen.
Während Diktatoren alles entscheiden, halten sich unsere Regierungschefs meist politisch zurück. Sie sprechen nur wenig mit ihrem Volk und wenn, dann nur in ihrer Weihnachtsansprache. Dort loben sie sich in den höchsten Tönen, was aber in der Hysterie des friedvollen Festes untergeht. Ein Diktator setzt mehr auf die Kraft von Militärparaden. Dann jubelt ihnen das Volk zu. Wer nicht jubelt, wird bei der nächsten Parade nicht mehr dabei sein. Sie werden oft in kältere, weit entlegene Gegenden, versetzt, wo nur Gleichgesinnte sind. Ein Diktator hat wenig Freunde, dafür viele Feinde. Unsere Politiker haben Parteifreunde, was auch nicht viel besser ist. In einigen Parteien muss man sich sogar zwangsmäßig duzen, auch wenn man sich nicht leiden mag.
Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl, glauben die.
Wenn man bei uns einen Politiker zufällig trifft und der ragt, wie es einem geht, dann ist Wahlkampf. Das ist eine nervige Zeit, weil die dann überall herumhängen an unschuldigen Bäumen.
Also nicht persönlich, was ja zu verschmerzen wäre, sondern auf Plakaten, wo sie gekünstelt uns zulächeln und sinnlose Slogans verbreiten. In dieser Jagdzeit auf Wähler gehe ich samstags nicht mehr einkaufen.
Denn da stehen sie lauernd vor den Supermärkten und verteilen Kugelschreiber und Luftballons. Dann wollen sie mit ihren Wählern ins Gespräch kommen und versprechen einem alles, was man hören will. Kaum ist Wahl vorbei, lassen sie einen wieder vier Jahre in Ruhe. Einen Diktator interessiert die Bürgermeinung ebenso wenig, aber er zeigt es einem, indem er niemanden belästigt. Jedenfalls so lange man ihn diktieren lässt. Aber was weiß ich schon von der Diktatur von Diktatoren. Meine einzige Erfahrung diesbezüglich gehen auf meine Schulzeit zurück, wo ich Diktate schreiben musste.
Dies hat mich nachhaltig geprägt und meine Sympathie für jegliche Form der Diktatur vermiest. Heute bin ich ein aufrechter Demokrat, der lediglich mit einer ausgeprägten Rechtschreibschwäche und mit zusätzlich rudimentären Grammatikkenntnissen ausgestattet.
Jedes Komma kommt von Herzen,
doch bereitet es mir Schmerzen.
Denn ich setz es ganz nach Ermessen,
da ich die Regeln längst vergessen.
Lass mich nicht vom Duden zwingen.
Auch wenn meine Sätze seltsam klingen.
Ich schreibe weiter – ja, ich schwör,
jedes Komma nach Gehör.
Ich steh dazu – da bin ich stur,
denn ich will ja keine Diktatur.
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