Wir haben so viel Recherchemöglichkeiten wie nie zuvor. Mit dem Internet gibt es tausende Möglichkeiten sich über ein Thema zu informieren. Und keine Generation kennt sich so gut mit dem Internet aus wie die Millenials. Alles ist gegeben für eine Gesellschaft, die so aufgeklärt und informiert ist wie nie zuvor. Doch Skepsis ist angebracht. Die heutige jugendliche Generation, der ich ja selber angehöre, wird etwas überschätzt. Nein, ich bin nicht der Meinung dass wir Fortschritte im Thema Informationsfindung machen. Dazu möchte ich meine Erfahrungen als Teil der jüngsten Generation teilen.

Man kann sehr auf sehr unterschiedlichen Ebenen dieses Problem betrachten. Man kann unterschiedliche Gruppen für dieses Problem verantwortlich machen.
Man kann auch der Meinung sein, dass es kein Problem in dieser Hinsicht gibt. Ich versuche meine Punkte so gut wie möglich darzulegen wie ich kann. Gehen wir doch systematisch vor.

Das Desinteresse. Klingt etwas widersprüchlich mit dem vorangegangenen Text, dennoch merke ich ein großes Desinteresse über politische Themen in meinen Umfeld. Und das trotz medialer Präsenz von "Fridays for Future" oder anderen Gruppierungen und gezielten politischen Angeboten für Jugendliche (Man denke nur an Funk). Meistens gibt es auf solche Angebote aber nur ein desinteressiertes Gesicht oder es wird sich über diese Angebote lustig gemacht. Natürlich gibt es viele die diese Angebote auch feiern, aber um die wird es später noch gehen. Bei den Desinteressierten kommt man nicht an und wird man durch kein Angebot rankommen. Einfach weil ihnen das Thema Politik egal ist. Das als solches halte ich für kein Problem. Das Interesse für Politik kommt entweder erst im höheren Alter oder überhaupt nicht. Doch diese Art von Leuten informieren sich ungefähr genau so viel für Politik wie sie sich dafür interessieren. Schlussendlich wählen sie dann SPD weil der Sitznachbar gesagt hat dass es die beste Partei sei. Das kann doch auch nicht die Lösung sein.

einseitige Information. Jugendliche haben wenig Medienkompetenz. Natürlich durchschnittlich gemeint. Für einige trotzdem eine steile These. Diese möchte ich mit zwei selbst gemachten Erfahrungen unterfüttern. Ich stelle klar: Es ist hier keine Beweisführung, sondern meine Erfahrung. Es sind einfach meine Gedanken, die zum Mitdenken einladen sollen. Punkt 1 der Medieninkompetenz der Jugend ist eine einseitige Informationssuche. Jugendliche unter 16 k0mmen selten auf die Idee gezielt nach Informationen zu suchen die dem eigenen Verständnis widersprechen. So machen sich Klimaaktivisten über EIKE (Ein Verein der den menschengemachten Klimawandel leugnet) lustig, aber sind sich zu schade sich aus erster Hand zu informieren. Sie werden mit Beiträgen gefüttert über bestimmte Gruppierungen (Fridays for Future, Querdenken, Pegida, etc.) aber beschäftigen sich nicht selber mit der Gruppe. Das kann im Zweifel zu einer Informationsverzerrung führen. Sie kennen die Argumente der eigenen politischen Seite, nicht aber die der anderen politischen Seite. Das gilt dann übrigens für alle politischen Lager. Punkt 2 der Medieninkompetenz von der heutigen Jugend ist die Loyalität. Loyalität zu bestimmten Influencern in diesem Fall. Beispiel? Dann ratet mal welche politische Einstellungen Fans von Rezo so haben werden? Schwer ist es nicht. Vieles, wahrscheinlich aber nicht konservativ. Warum? Weil sie diesen Influencer eben feiern und jedes seiner Worte für bare Münze nehmen. Sieht man in einigen Communitys. Die Community von KuchenTV ist sehr feindlich gegenüber den modernen "Feminismus" eingestellt. KuchenTV legt selber in einem Video dar, dass Fans von Influencern erstmal den Meinungen ihrer Idole zustimmen werden, einfach, weil es ihre Idole sind. (https://youtu.be/HNQd8tEXXvs in diesem Video erklärt er es an einer Stelle recht gut) Sie haten oft die Meinung, die ihr Idol hatet. Sie feiern sehr oft die Ideologie, die ihr Idol vertritt. Dass das äußerst problematisch ist brauche ich wohl nicht zu erklären.

cancel culture. Wir haben nun herausarbeitet dass Jugendliche sehr schnell Gefahr laufen einseitig informiert zu werden. Das betrifft jugendliche aller politischer Ausrichtungen. Dies jedoch kann dann auch leider dazu führen, dass andere Meinungen gar nicht nachvollzogen werden können. Das kennt man doch: Man fragt sich, wie der Gegenüber auf diese oder jene krude Theorie gekommen ist. Doch wir stempeln diese Theorie als krude ab, ohne darüber informiert zu sein. Wir verschließen uns den Argumenten unseres Gegenübers, weil wir ja schon unsere Meinung haben. Das ist aber keine ehrliche Wahrheitssuche, sondern das berühmte "Ich-hab-sowieso-Recht-Denken". Teilweise kommt aber auch sofortige Ablehnung. Dem Gegenüber wird der gesunde Menschenverstand abgesprochen. Man behandelt das politische Äquivalent wie einen Idioten. Das passiert leider auch recht unabhängig vom Alter, bei der Jugend ist aber die härte der Worte gegen dem Gegenüber aber meist heftiger. Meiner Erfahrung nach zumindest. Das muss man sich mal vorstellen. Man bezeichnet eine andere Position als dümmlich, ohne zu wissen auf was sich diese Position gründet.

Mein Apell daher: Informiert euch am besten über die Argumentationsstrukturen aller politischer Positionen aus erster Hand und urteilt dass für euch was am meisten Sinn ergibt. Wichtig ist aber, im politischen Bereich immer etwas relativistisch zu sein und auch lernbereit, und damit auch bereit, seine Positionen zu ändern. Gründet eure Meinung nicht aufgrund eines Politikvideos, sondern guckt euch verschiedene Videos, von unterschiedlichen politischen Ausrichtungen an. Behandelt andere nicht wie unmündige blöde Kinder, auch wenn sie es vielleicht sogar sind. Geht mit einiger gewissen Grundfreundlichkeit in eine Diskussion. So schafft ihr übrigens auch eine gewisse Sympathie für euch selbst.

Resümee: Das ist einiges, nicht alles, was ich über dieses Thema zu sagen habe. Ich bin aus diesen Gründen übrigens klar gegen das Wählen ab 16. Ich bin selber 16 und würde mir das Wählen auch selber zutrauen. Doch ich hab mich wahrscheinlich mehr mit Politik beschäftigt als so mancher Rentner und bin daher als Ausnahme zu betrachten. Ich sehe nicht das Grundverständnis von Politik und Diskurs bei den Unter 18 Jährigen, um zu wählen. Ich sehe allerdings auch nicht den Willen, überhaupt zu wählen. Vielleicht bin ich mit diesem Absatz etwas zu hochmütig, oder unterschätze meine eigene Generation, aber ich kann hier nur schrieben was ich denke, und welche Erfahrungen ich, insbesondere auch im digitalen Bereich, gemacht habe.