Werner Söllner – „Knochenmusik“ – Edition Faust
Werner Söllner hat mit Knochenmusik ein morbides, expressives Werk geschaffen. Der naturalistische Stil seiner Poeme beginnt zu faszinieren, aber auch ekeln. Leider weilt dieser großartige Autor nicht mehr unter uns, und leider hat er nur ein kleines Werk hinterlassen. Leider machte seine Securitate Verganenheit seinen lyrischen Ton und seine Akzeptanz in der Autorenwelt für lange Jahre stumm. Von ihm habe ich ein signierten "Schlaf des Trommler“ und die "Kopfland Passagen". Er wurde sehr von Celan beeinflusst. Ein Gedicht aus Knochenmusik, welches am meisten berührt, ist eine Geburt, die Szene in der er geboren wird. Auch wenn es die Natur ganz genau widerspiegelt, es ist großartig. Und ein Muss für jeden Lyrikbegeisterten Schreiber….
Uwe Kraus
Rainer Rene`Mueller - „Poemes_Poetra“ – roughbooks
Ebenfalls expressiv und zeitlos, die Verse Muellers. Poemes Poetra sind ein Zusammenschnitt der langen Jahre, in denen Mueller nicht mehr so wahrgenommen wurde, wie es ihm zusteht. Das Buch ist mit einem Nachwort von Dieter Gräf versehen. Mueller erhielt viele Förderungen, geriet aber in Vergessenheit. Ähnlich Klaus Hensel. Mueller hat eine Kunstsprache, spielt mit den Versen und Satzzeichen, auch mit der Sprache. Es wird über die Kriegszeit geschrieben, aber auch über Liebe. Gleich auf dem Deckel, des wundervoll gestalteten Buchs, eine tolle Wortneuschöpfung: „Wie ein Vogel/ über der Ebene/ schreit/ schreit ein Vogel,/ wie / er, er / schrier,schrier/ (Bilder, gewest)/ es ist Schnee“ . Das Buch befindet sich in der zweiten Auflage. In jedem Fall lesenswert.
Uwe Kraus
Mascha Kaleko – „Das lyrische Stenogrammheft“ - Rowohlt
„Du bist der Hafen“, diese Zeile hat mich am meisten berührt. Kaleko schrieb 1933 dies wunderbare Buch, das in langen gebundenen Versen von der Großstadt Berlin, auch von der Liebe und von der Abreise ins Exil erzählt. Es ist knapp, was die Zeilen sagen. Sehr verdichtet und sie spricht in vier Zeilen eine sehr platzeinnehmende Sprache. Das heißt, sie packt sehr viele Bilder in eine Strophe. Die Musikerin Dota wagte sich diese wunderbaren Gedichte zu vertonen. Die Reime sind sehr genau für eine Vertonung gemacht. Kaleko starb leider, ohne ihren größten Fan, Dota, kennen zu lernen. Das lyrische Stenogrammheft ist das meistverkaufte Lyrikbändchen den 20. Jahrhunderts …
Uwe Kraus
Timo Brandt – „Ab hier nur Schriften“ , Gedichte - Aphaia Verlag
Timo Brandt ist vielen artifiziellen wie auch konservativen Lyrikern der Jetztzeit als Rezensent bekannt. Einst schrieb er mir zu meinen pathischen Gedichten, sie seien zu übervoll philosophischer, wie auch multiplizierender Eindrücke behaftet.
Er hatte recht!
Nun, da er sich scheute, mich zu besprechen, will ich ihm gerne meine Rezension zu seinem Band schreiben. Das Gedicht vom 23. erschlägt den Leser, nicht auf schlechte Weise… aber hier geht es mir, wie ihm mit meiner Lyrik. Es sind Fetzen von Eindrücken, vielleicht auch Träumen. Er schreibt von Charles Dickens Geburtstag verwindet es überbordend mit einem heißen Tag im Park, lässt einen Schlüssel kämmen, bringt Bilder seiner sehr belesenen Seele hervor. Es ist ein Teppich, der an manchen Punkten geflickt wird, aber auch zertreten. Ich will sagen, dass er seinen Träumen freien Lauf lässt, aber auch manchmal erratisch wirkend sich hier zum Teil verläuft…
Er sucht den Schlüssel, vielleicht für seine Poesie.. Wie heißt es bei Pink Floyd:
„You lock the door and throw away the key there is someone in my head but it’s not me…“
Will nicht sagen, er hat den Schlüssel verloren, er findet ihn für sich selbst irgendwie, aber nicht für mich… Ich mag Gedichte in denen klare Aussagen fassbar sind… Ich hatte selbst Gedichte geschrieben, wie wenn ich im Rausch wäre.. er ist in sich in einem Rausch… Mir gefällt was er schreibt von der Melodie, bleibe aber wie ein Unwissender, denn Philosphie ist ein Unwissen.. ein Paradoxa.. Man muss seine schlangenartigen Fährten lesen, um zum Paradoxen während dem Lesen zu gelangen.
Das hier ist keine Kritik! Ich danke Timo Brandt für seine Weltsicht… hoffe auch auf klarere Strukturen, denn wenn er sich fängt, und den Schlüssel findet, kann er ein ganz Großer werden… Liebe Grüße an Herrn Brandt, mit Hoffen auf sein Wohlgefallen!
Uwe Kraus
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