Neulich stehe ich nachmittags im Supermarkt, in einem City-Rewe. Die Flure sind eng, einige Leute kaufen ein. Ich krame nach meiner Brille.
"Mama", sagt mein Sohn und macht eine Kinnbewegung hinter mich.
Ich drehe mich um. Eine Frau steht einen Meter vor mir, immerhin mit Maske, und sieht mich vorwurfsvoll an.
"Ach", sage ich überrascht und unterdrücke den Impuls, mich zu entschuldigen. Für was auch? Dass ich hinten keine Augen habe?
Sie grunzt und zieht an mir vorüber. Wieder muss ich einen Impuls unterdrücken, nämlich ihr hinterherzuzischen, mindestens.
"Die wollte vorbei", klärt mich mein Sohn auf.
"Und?", frage ich. "Warum sagt sie es dann nicht einfach? Kann ich bitte mal vorbei? Ist doch nicht schwer."
Wir schlängeln uns weiter durch die wenigen Flure. An der Kasse ist eine lange Schlange. Ungeduldiges Raunen geht durch die Reihe. Eine zweite Kasse ist zwar da, aber unbesetzt.
"Öffnen Sie bitte noch eine Kasse?", höre ich da erleichtert den Mann hinter mir rufen. Sofort ertönt eine Klingel und eine zweite Angestellte erscheint. "Sie können auch zu mir an Kasse 2 kommen."
"Na, geht doch!", sagt der Mann hinter mir freundlich. "Manchmal muss man nur den Mund aufmachen."
Ich nicke bestätigend. Draußen verräumen wir schnell die Einkäufe ins Auto. Eine ganze Weile noch müssen wir uns durch den nachmittäglichen Stadtverkehr quälen. Das vor mir fahrende Auto wird immer langsamer, um dann ziemlich abrupt einfach anzuhalten. Im letzten Moment kann ich ausweichen und sehe im Rückspiegel: Jetzt hat er den Blinker angemacht. "Warum blinkst du denn nicht, bevor du anhälst?", rufe ich. Einen knappen Kilometer später nochmal dasselbe Phänomen. Was nur noch getoppt wird durch einen Pick-up, der zwar rechts blinkt, aber dann links abbiegt. Wär ja sonst auch zu einfach. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Immerhin hatte der irgendein Gartengerät auf der Ladefläche.