Die 25 grössten Banken Europas, unter ihnen UBS, CS und die Deutsche Bank, haben in den Jahren 2016 bis 2021 400 Milliarden US-Dollar an Krediten für Öl- und Gasförderprojekte vergeben. Daran haben auch die Selbstverpflichtungen, es nun dabei zu belassen, bis jetzt nichts Wesentliches geändert. Dabei verlangt selbst die Internationale Energieagentur, Investitionen in neue Öl- und Gasfelder ab 2022 zu unterlassen, wenn das 1,5 Grad – Ziel bis 2050 nicht ausser Reichweite geraten soll.
Die Welt muss nicht weg von der Kohle, sondern auch vom Öl und vom Gas, soll das Ziel, die Klimaerwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad zu begrenzen, nicht sehr rasch ausser Sichtweite geraten. Für die Internationale Energieagentur IEA ist klar: Nur wenn ab sofort keine neuen Öl- und Gasfelder mehr erschlossen werden, ist dieses Ziel noch zu schaffen. Doch es sieht nach einem Bericht von Share Action, einer gemeinnützigen Organisation, die sich dem verantwortungsvollen Investieren verschrieben hat, gar nicht danach aus. Share Action hat die Kreditvergabe der 25 grössten europäischen Banken für Öl- und Gasprojekte der Jahre 2016 bis 2021 unter die Lupe genommen und präsentiert ein ernüchterndes Resultat. 400 Milliarden US-Dollar haben die 50 grossen Ölmultis und deren Zulieferer bei diesen Banken aufgenommen, zu denen auch die Deutsche Bank und die Schweizer Grossbanken UBS und CS gehören. So sind aus den Kreditkassen der Credit Suisse 18, der Deutschen Bank 28,3 und der UBS 11,2 Milliarden Dollar geflossen. Was es noch schlimmer macht: Es sieht auch nicht danach aus, dass die Kreditsummen abnehmen. Die knapp 55 Milliarden, die 2021 gesprochen wurden, liegen im Schnitt der Jahre 2017 bis 2019. Die Credit Suisse hat ihr Kreditvolumen gar vergrössert. Die grosse Mehrheit der untersuchten Banken ist dabei Mitglied des von UNO initiierten «Network for Greening the Financial System», im dem sich die Banken verpflichten, sich schrittweise aus der Finanzierung der Förderung von fossilen Brennstoffen zu verabschieden. Bis Herbst dieses Jahres sollen sie ihre Pläne vorlegen. Es scheint, dass bis dahin nochmals grosse Kasse gemacht werden soll. Denn auf der anderen Seite sei die Kreditnachfrage unverändert gross, um weitere Quellen zu erschliessen. Die meisten Förderfirmen expandieren weiter, alleine für 2022 sind Investitionen über 150 Milliarden Dollar geplant. Und, so die Autoren des Berichtes, rund die Hälfte dieses Geld fliesst in Tiefseebohrungen, Ölschiefer und Projekte in der Arktis. Das sei ein «Lose-Lose-Szenario». Denn sollte, womit in der Energiewende zu rechnen sei, die Nachfrage sinken, dürften diese besonders teuren Förderstätten als erste geschlossen werden. Alleine 2020 sind laut Share Action 145 Milliarden abgeschrieben worden. Das könnte nur der Vorgeschmack auf das Geld sein, das in naher und mittlerer Zukunft verpulvert sein könnte. Banken, die darauf verzichteten, von den Öl- und Gasfirmen verbindliche Pläne zum Ausstieg zu verlangen, wie es in der Ausstiegsallianz vorgesehen ist, hätten zudem empfindliche Reputationsschäden zu befürchten. Share Action rät den Aktionärinnen und Aktionären der Firmen, den Geschäftsleitungen genau auf die Finger zu schauen.
Im britischen «Guardian»erklärte ein Sprecher der Grossbank HSBC, die Bank werde noch im Februar einen ersten Bericht abliefern, in enger Zusammenarbeit mit den Kunden. Bei BNP Paribas heisst es, man wolle das Investitionsvolumen bis 2025 um 15 Prozent senken. Und die Deutsche Bank liess verlauten, die Kredite für Öl- und Gasförderung seien im Kreditportfolio unbedeutend. Aber man sei im intensiven Dialog mit der Kundschaft, um die Geschäftsmodelle an die Erfordernisse der Klimaziele anzupassen. Und dort, so scheint es, sind gerade dazu viele Stakeholder nicht bereit. Eine Umfrage des Beratungsunternehmens in Grossbritannien zeigt, dass eine Mehrheit abwarten will, bis die Konkurrenz den ersten Schritt macht.