Faktencheck deckt auf: ARD-Interview mit Mukerji enthält etliche fragwürdige Aussagen und FAKE-Narrative zur Homöopathie
ARD 15.2.24"Kostenübernahme ist eine Art Ritterschlag"
[Kursiv- mit Dickdruck durch den Autor]
tagesschau.de: Was haben Sie gegen die Homöopathie, Herr Mukerji?
Nikil Mukerji: In der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) ist die Homöopathie schon lange ein Thema. Dort stufen wir sie als Pseudowissenschaft ein. Sie geriert sich als Wissenschaft. Tatsächlich widerspricht sie aber den bekannten Naturgesetzen und eine Wirkung über Kontexteffekte - insbesondere Placeboeffekte - wurde nie belastbar nachgewiesen.
FAKTENCHECK: Was ist von der Kritikfähigkeit einer Gesellschaft (GWUP) zu halten, die sich gerade in internen Grabenkämpfen selbst zerfleischt? Und: Die "bekannten" Naturgesetze als Argument gegen die "Implausibilität" der Homöopathie?
tagesschau.de: Und doch greifen viele Menschen in Deutschland zu homöopathischen Mitteln, wenn sie krank sind.
Mukerji: Hier hat die bisherige Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen meines Erachtens eine große Rolle gespielt. Für homöopathische Mittel war das eine Art Rittenschlag und gab der Homöopathie-Branche lange Zeit einen Anschein von Seriosität. Im internationalen Vergleich haben wir uns als Land damit aber zur Lachnummer gemacht. Denn kein anderes Land leistet sich noch eine solche Irrationalität.
FAKTENCHECK: Falsch! Die Beliebtheitskurve der Homöopathie war schon lange vor der Kostenübernahme der gesetzlichen Krankenkassen im steilen Anstieg (ca. 1986).
tagesschau.de: Befürworter der Homöopathie verweisen auf Studien, denen zufolge eine Wirkung auch über den Placeboeffekt hinaus zu erkennen sei. Auch in einigen Metastudien heißt es, eine Wirkung könne zumindest nicht ausgeschlossen werden [.....]
tagesschau.de: Aber wie erklären Sie positive Studienergebnisse für die Homöopathie?
Mukerji: Zum einen ist die Studienqualität entscheidend. Wenn die zu gering ist, sollte man die jeweilige Studie ignorieren.[...]
FAKTENCHECK: Studienqualität der Homöopathie und der sog. wissenschaftlichen sind fast identisch
tagesschau.de: Welche Rolle spielt der sogenannte Publikationsbias in der Wissenschaft?
Mukerji: Studien mit überraschenden oder aufsehenerregenden Ergebnissen werden eher publiziert als Untersuchungen, die nichts finden. Dieser Effekt verzerrt die Studienlage - auch bei der Homöopathie. Bedenkt man all dies, dann zeigen die vorliegenden Studien zusammengenommen nicht, dass Homöopathie über Kontext- und Placeboeffekte hinaus wirkt.[...]
FAKTENCHECK: "Biased Trials" offenbar auch in der Schulmedizin?
tagesschau.de: Oftmals heißt es, es müsse einfach noch mehr zu der Wirksamkeit von Homöopathie geforscht werden. Was halten Sie davon?
Mukerji: Gar nichts. Aus naturwissenschaftlicher Sicht kann Homöopathie nicht wirken. Und wir haben bereits eine enorm umfangreiche empirische Beleglage, die genau das zeigt.
FAKTENCKECK: Prof. Edzard Ernst 1997:
[...]
tagesschau.de: Einige Kritiker der Homöopathie sind generell dagegen, überhaupt weitere Studien zur Wirksamkeit durchzuführen. Wieso?
Mukerji: [...]
Manche halten Homöopathie-Forschung daher insgesamt für unethische Ressourcenverschwendung. Dennoch leben wir in einem freien Land. Jeder darf natürlich private Mittel für Homöopathie-Forschung einsetzen. Daran würde ich selbstverständlich nicht rütteln wollen.
FAKTENCHECK: Prof. Edzard Ernst 1997:
tagesschau.de: Bei homöopathischen Mitteln wird ein Wirkstoff potenziert, das heißt, er wird sehr oft verdünnt. Kann ein Mittel dadurch überhaupt noch wirksam sein?
Mukerji: Ob man das plausibel findet oder nicht, hängt vom Weltbild ab. Nach homöopathischer Lehre ist das eminent plausibel. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, glaubte ja, die Homöopathie wirke, indem sie - und ich zitiere - "unsre Lebenskraft … auf geistartige (dynamische) Weise" ergreift. Vor 200 Jahren konnte man so eine These noch aufstellen, ohne sich zu blamieren - obwohl es auch schon zu dieser Zeit Kritik an Hahnemann gab.[...]
FAKTENCHECK: Forscher in der Quantenphysik halten diese Thesen durchaus nicht mehr für blamabel....
[...] Aufgeklärte, kritisch denkende Menschen mit einem naturwissenschaftlich geerdeten Verständnis der Welt können darüber aber eigentlich nur schmunzeln. Homöopathie widerspricht gesichertem Wissen: Der Grundsatz, Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden, ist medizinisch nicht haltbar.[...]
FAKTENCHECK: unbelegte Behauptung, schon Paracelsus sagt:
[...] Und das typische Homöopathikum enthält keinen Wirkstoff, weil dieser wegverdünnt wurde. Übrigens demonstrieren Skeptiker wie ich das auch regelmäßig in Form von Selbstversuchen, bei denen wir Globuli fläschchenweise einnehmen. Dabei ist noch nie etwas passiert. Wie auch? Nix drin, nix dran!
FAKTENCHECK: In den "Selbstversuchen" wurde eindrucksvoll demonstriert, dass das Simile-Prinzip nicht verstanden wurde ...
tagesschau.de: Auch die gesonderten Zulassungsverfahren für homöopathische Mittel stehen in der Kritik.
Mukerji: Tatsächlich schlägt dieser Punkt dem Fass den Boden aus. Pharmazeutische Medikamente basieren auf echter Forschung, die hohen Ansprüchen genügen muss. [...]
FAKTENCHECK: ziemlich aktuell:Nius vom 15.1.24
tagesschau.de: Nach Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sollen gesetzliche Krankenkassen künftig die Kosten für homöopathischen Mittel und Behandlungen nicht mehr übernehmen. Die Ersparnisse sollen Lauterbach zufolge jedoch lediglich zwischen 20 und 50 Millionen Euro liegen. Warum halten Sie es trotzdem für sinnvoll?
Mukerji: Ein Stück weit geht es da auch ums Prinzip, wie Lauterbach sagt. Ich persönlich denke das auch. Eine irrationale Methode sollte man nicht staatlich finanzieren. Dadurch hängt man der Homöopathie den Deckmantel der Rationalität über.[...]
FAKTENCHECK: Völlig irrationales Argument! Als ob in der sog. wissenschaftlichen Medizin alle Verfahren und Medikamente rationale nachvollziehbare Wirkungen hätten....
[...] Außerdem sind die genauen Einsparpotenziale für die Kassen schwer zu beziffern. Besonders die Anamnesegespräche bei Homöopathen dürften kostenintensiv sein. Meine Kollegen Udo Endruscheit und Norbert Aust vom Informationsnetzwerk Homöopathie (INH) gehen davon aus, dass das wirkliche Ersparnispotenzial höher liegen könnte.
FAKTENCHECK: Überschrift in Prof. Edzard Ernst´s blog:
tagesschau.de:[...]