Über das letzte halbe Jahrhundert hat es einen regelrechten Boom der Filmfestivals gegeben. Was anfangs wenige spezifische Ereignisse wie Cannes waren, de eigentlich nur um einen Markt für Filmproduktionen wuchsen, welcher in einer post-Studiosystem Filmindustrie notwendig wurde, entwickelte sich mit der Zeit zu einem globalen Netz eines pseudokulturellen Filmzirkus, worin kein Wert geschöpft wird, und Kultur nicht an den Durchschnittsbürger kommt, sondern stattdessen staatlich subventionierte Eliten aufeinandertreffen um sich etwas besseres meinen können, und sich von aussichtslosen jungen Filmschaffenden umgeben von welchen sie für ein Paar Krümel des saftigen Subventionsgeldes umgarnen zu lassen.
Ausserhalb der amerikanischen Produktion und einiger grosser Privatfernsehsender gibt es in der westlichen Hemisphäre keine private Filmindustrie mehr. Die ganze Produktion funktioniert grundsätzlich als staatliche Industrie. Wahrscheinlich zieht es deshalb so viele linke Ideologen an, da es eine Verkörperung der ur-linken Ideale darstellt: Ein Wirtschaftszweig der keinen Mehrwert schafft, der der Gesellschaft nichts erbringt, aber der einer kleinen Elitegruppe grossen Reichtum gibt, welcher der produktiven Wirtschaft entnommen wurde. Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie weitgehend die z.B. europäischen Filmindustrien durch Steuergelder unterhalten werden. Verständlich, denn wenn man sieht wie mancher Filmproduzent mit seinen Designerklamotten aus seinem Mercedes-Cabrio aussteigt, könnte man meinen, er würde wirklich etwas leisten, um ein solchen Status aufzuweisen.
Das Filmfestival von Locarno in der Schweiz ist einer der wohl wichtigsten Pole der Eidgenossenschaft für wichtigtuerische Möchtegernartisten, selbstgefällige Medienschaffende, und ungebildete Besserverdiener, die sich kultiviert geben wollen. Verkauft wird es als grosses Ereignis der Kultur, tatsächlich ist es wenig mehr als ein verherrlichtes Kino von improvisierten Sälen ohne Klimaanlage und mit ungemütlichen Sitzen; und dieser aberranten Scheusslichkeit die man „Freiluftkino“ schimpft. Am Interessanten ist allerdings das Kleingedruckte im Jahresbericht: Mehr als die Hälfte des Budgets von insgesamt etwa 14 Millionen Schweizerfranken kommt direkt vom Steuerzahler. Sovietischer Prunk könnte man sagen, was man nach aussen als glorreiche Errungenschaft verkauft, ist nichts anderes als der angeberische Prahlerjunge dem der Papa den Sportwagen gekauft hat, der aber selber nichts leistet.
Das Kino war einstmals die Kunstform der breiten Masse. Ein Film kann mechanisch (oder heute digital) vervielfältigt werden, somit konnte man ihn einmal drehen, und dann in hunderten oder tausenden Kinos zeigen. Nie zuvor hatte die Schauspielkunst ein so breites Publikum erreichen können, da jedes Theater eine Schauspieltruppe haben musste, jede Aufführung von dieser gespielt werden musste, und nur die Leute, die im Theater Platz fanden beiwohnen konnten. Von einem Film konnten endlose Kopien gemacht werden, und diese immer und immer wieder gezeigt werden. Es war das Massenmedium schlechthin. Mit den Filmfestivals wird eigentlich eine komplett unsinnige Logik angewendet: Ein zentralisiertes Event um einem erlesenen Publikum Filme zu zeigen. Dass dies auch noch in Zeiten des Internets geschieht, wo Filme, die keinen konventionellen Vertrieb finden, einfach über Streaming gezeigt werden können, ist da schon der Gipfel der Absurdität. Es ergab noch einen Sinn, als es ebendarum ging, neue Produktionen anzukündigen, um einen interessierten Verleih zu finden, was allerdings bis heute nur bei einer Handvoll Festivals der Fall ist. Stattdessen werden fleissig Preise vergeben, vielmals zeigen gewisse Filme die eine grosse Festival-Tour gemacht haben aberdutzende Lorbeersymbole von allen anderen Festivals, an welchen sie Ausgewählt oder Preisgekrönt wurden. Nicht dass das eine wirkliche Korrelation zum möglichen kommerziellen Vertrieb hätte, da die Kriterien der Festivals den kommerziellen Kriterien fast gänzlich entgegengesetzt sind. Es bildet sich ein ganzer Mikrokosmos aus, von Filmen, die nur nach Festival-Kriterien produziert (und von staatlichen Subventionen finanziert) werden, die eigentlich nichts mehr mit dem normalen Medienkonsum der Durchschnittsbürger zu tun haben.
Tatsächlich wissen die meisten Menschen gar nicht, dass es dieses Paralleluniversum gibt, wo man Filme dreht, die dann an dutzenden von Festivals gezeigt werden und vielleicht sogar viele Preise bekommen. Es ist das Paralleluniversum der staatlichen bzw. verstaatlichten Filmbranche. Dieser Mikrokosmos lässt sich, wie schon gesagt, am ehesten mit etwas aus der ehemaligen UdSSR vergleichen, wo die Mitglieder von Partei und Bürokratie zugleich auch die einflussreichsten und wohlhabendsten waren. Auch bei den Filmfestivals lassen sich Politiker gerne von der jubelnden Masse verehren – kein Wunder natürlich, sind sie ja die, die diesen Taugenichtsen die Steuern der Anderen umverteilen.
Die einzige Frage die bleibt, ist warum sich die Bevölkerung dieses erbärmliche Spektakel bieten lässt, welches von seinen Steuern unterhalten wird. Darauf angesprochen ist die Reaktion zumeist, es sei schon richtig, dass der Staat die Kultur fördert, da diese sonst in der normalen Wirtschaft keinen Platz finden würde, in der Annahme, dass diese Kultur eine intellektuelle und kreative Bereicherung für die Gesellschaft darstellt. Doch die Gesellschaft als ganzes hat im Grunde nichts von diesem ganzen Theater. Die Filme werden nur von einer winzigen Minderheit gesehen, und ihre Inhalte tragen nichts zum kulturellen Reichtum bei. Da es sich um eine Medienbranche handelt, machen natürlich die Journalisten gewöhnlich Stimmung, und verbreiten solche abstrusen Ideen, welche keine nachvollziehbaren Argumente mit sich führen. Anstatt dass der Durchschnittsbürger Teil der Filmkultur ist, indem er regelmässig die einheimischen Filmproduktionen schaut, und somit auf sehr demokratische Weise aufgezeigt wird, was dem Volk gefällt und was weniger, wird er dazu gebracht sich selber als Banause zu demütigen, zu akzeptieren, dass diese erhabene Elite, die viel klüger und gebildeter ist als er, ein Anrecht darauf hat, von ihm unterhalten zu werden (mit einem weit überdurchschnittlichen Lebensstandard), als wären es die heiligen Kronjuwelen der Kultur.
So entwickelt sich die Gesellschaft auch auf kultureller Ebene zu einem Kastenwesen, wo die untere Kaste der einfachen Leute ihre Position als Untermenschen freudig und freiwillig akzeptiert, während sie zugleich auch die obere Kaste des kulturellen Klerus üppig finanziert.