Der Klimawandel lässt durch die Erwärmung des Wassers den Meeresspiegel ansteigen. Dies gefährdet vor allem niedrig liegende Landstriche und Inseln. Nun haben Forscher herausgefunden, dass der Klimawandel auch Wellen deutlich stärker macht. Die Südhalbkugel ist davon besonders betroffen.
Wenn es um den Klimawandel geht, sind die Nachrichten selten positiv. Auch eine neue Studie, die der australische Risikoforscher Thomas Mortlock von der Macquarie Universität in Sydney gemeinsam mit Kollegen aus Mexiko und Japan unternommen hat, bringt eher Beunruhigendes ans Tageslicht.
Denn die Analyse der Forscher zeigt, dass die Erwärmung des Klimas nicht nur den Meeresspiegel ansteigen lässt, sondern auch die Wellen selbst deutlich stärker und damit gefährlicher macht. In einem Artikel, den die Forscher im akademischen Fachmagazin „The Conversation“ veröffentlicht haben, schreiben sie, dass besonders die südliche Hemisphäre davon betroffen sei.
Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher den Bewegungsablauf von Wellen aufgezeichnet und dabei festgestellt, dass die Küsten von Süd- und Westaustralien, den pazifischen und karibischen Inseln, Ostindonesien und Japan sowie Südafrika stärkere Wellen aufgrund der globalen Erwärmung erleben.
Große Gefahr für Küstenregionen
Seit den 1970er Jahren hat der Ozean mehr als 90 Prozent der vom Planeten gewonnenen Wärme absorbiert. Dies hat zu längeren und häufigeren Hitzewellen im Meer und in der Folge Korallenbleichen geführt. Außerdem wurde der Ozean zur Energiequelle für stärkere Stürme. Spätestens seit den 1980er Jahren hat aber auch die Wellenkraft weltweit zugenommen. Forscher berichteten 2019 im Fachmagazin „Nature Communications“ erstmals von Messungen, die zeigten, dass Windgeschwindigkeiten wie auch Höhe der Meereswellen zugenommen haben. Die aktuelle Forschung konkretisiert dies nun nochmal.
Dass die Wellen stärker werden, lässt sich folgendermaßen erklären: Wenn der Ozean Wärme aufnimmt, erhitzt sich die Meeresoberfläche, wodurch die warme Luft über ihm aufsteigt. Dies hilft, atmosphärische Zirkulation und Winde anzukurbeln. Diese stärkeren Winde wiederum treiben die Wellen im Ozean an. Laut der aktuellen Studie nimmt die Wellenkraft aufgrund der stärkeren Windenergie und der Verschiebung der Westwinde in Richtung der Pole zu. Am deutlichsten ist dies in den tropischen Regionen des Atlantischen und Pazifischen Ozeans sowie in den subtropischen Regionen des Indischen Ozeans erkennbar. Höhere und intensivere Wellen mögen Surfer erfreuen, doch für die Küstenlandstriche bergen sie Gefahren wie Erosion – etwas das langfristige Folgen für Küstenökosysteme und die Menschen haben kann, die in den Regionen leben. „Dies wird die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs verstärken“, heißt es in dem aktuellen Bericht des internationalen Forschungsteams.
Besonders anfällig: Mangroven und Salzwiesen
„Mangroven und Salzwiesen zum Beispiel sind für die Zunahme der Wellenenergie in Kombination mit dem Anstieg des Meeresspiegels besonders anfällig“, schreiben die Forscher. Um den starken Wellen zu entkommen, verlagern sich Mangroven und Sümpfe normalerweise in höhere Lagen. Befinden sich die Ökosysteme jedoch in städtischen Gebieten, fehlt meist der Platz, um auszuweichen. Die Pflanzen- und Tierwelt stirbt aus. Da diese Ökosysteme aber tiefliegende Küstengebiete schützen, bedeutet dies letztendlich, dass die Küstengemeinden selbst mehr Wellenenergie und damit möglicherweise stärkerer Erosion ausgesetzt sind.
Was genau an den Küsten passiert, hängt vom Umfeld und den Wellen ab. Wenn beispielsweise die Wellenhöhe zunimmt, kann dies zu erhöhter Erosion führen. Wenn die Wellen jedoch länger werden, kann dies den gegenteiligen Effekt haben. Dann wird Sand aus tieferen Gewässern transportiert und an der Küste angelagert. Dies kann dann paradoxerweise dabei helfen, mit dem Anstieg des Meeresspiegels Schritt zu halten. Ein Beispiel für eine Insel, die derzeit wächst, ist das kleine Eiland Jeh, eine im Ailinglaplap Atoll der Marshallinseln gelegene Insel etwa auf halber Strecke zwischen Hawaii und Australien. Fotos und Satellitenbilder zeigen, dass die dünn besiedelte Insel mit etwa 40 Häusern seit 1943 um 13 Prozent von 2,02 Quadratkilometern auf 2,26 Quadratkilometer zugenommen hat. Als Grund geben die Forscher in ihrem Fall die Ablagerung von Sedimenten aus Riffen an.
Dem Untergang geweiht
Doch für die meisten tiefliegenden Inseln um den Äquator stellen höhere Wellen – verbunden mit dem Anstieg des Meeresspiegels – ein existenzielles Problem dar. Vor allem die Inselstaaten im Pazifik – wie Tuvalu, Kiribati und die Marshallinseln – werden durch diesen Trend nochmal mehr Gefahren ausgesetzt. Die Marshallinseln beispielsweise gelten aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels als die am stärksten gefährdete Nation der Erde – die Insel Jeh ist derzeit nur eine Ausnahme. Auch in anderen Inselstaaten im Pazifik ist der Klimawandel bereits spürbar. Fünf unbewohnte Inseln der Salomonen verschwanden 2016 durch den steigenden Meeresspiegel völlig von der Bildfläche, ein Dorf auf Kiribati musste bereits umgesiedelt werden.
Während die Pazifikstaaten die bekannten Leidtragenden des Klimawandels sind, ist inzwischen auch die erste Großstadt dem Untergang geweiht: die indonesische Hauptstadt Jakarta. Manche Gebäude sacken hier jährlich bis zu 25 Zentimeter ab. Mehr als die Hälfte der Stadt liegt schon heute unterhalb des Meeeresspiegels, bis 2030 sollen es 80 Prozent sein. Setzt der Monsunregen ein, stehen ganze Stadtviertel der südostasiatischen Metropole unter Wasser: Eine der schlimmsten Überschwemmungen erlebte die Stadt 2007, als rund 70.000 Häuser überfluteten und 80 Menschen starben.
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