„Entschuldige. Es tut mir leid.“
„Schon gut.“
„Wenn es gut gewesen wäre, dann müsste ich mich ja nicht entschuldigen.“
„Auch wieder wahr.“
„Siehst Du.“
„Angenommen!“
„Was?“
„Die Entschuldigung.“
„Danke.“
„Bitte.“
Die beiden Gesprächspartner schweigen und starren auf ihre jeweiligen Bettdecken. Nach einer Weile sagt ER in die Stille hinein.
„Das ist mir noch nie passiert.“
„Das sagen alle.“
„Ach!“
„Ja.“
„Wir könnten es ja noch mal versuchen.“
„Jetzt?“
„Ja.“
„Nee lass mal.“
„Bei der Führerscheinprüfung hat es auch im zweiten Anlauf geklappt.“
„Probleme beim Einparken?“
„Ja. Woher weißt Du?“
„Nur so ne Ahnung.“
„Ach so.“
SIE sieht verstohlen zur Uhr. ER frustriert unter die Decke.
„Gestern wollte er noch.“
„Da kannten wir uns noch nicht.“
„Aber wenn wir uns gestern getroffen hätten dann ...“
„Haben wir aber nicht.“
„Ja Blöde.“
SIE grinst plötzlich.
„Warum grinst Du?“
„Nur so.“
„Man grinst doch nicht nur so.“
„In meinem Bett grinse ich, wann ich will.“
„Über mich?“
„Nein. Jedenfalls nicht direkt.“
„Indirekt?“
„Ja.“
„Oh.“
„Wenn Du es unbedingt wissen willst, wegen des Feiertags heute.“
„Heute ist ein Feiertag?“
„Ja.“
„Welcher?“
„Totensonntag.“
„Ach so. Und was hat der indirekt mit mir zu tun?“
SIE schaut ihn an, dreht sich wieder weg und rollt mit den Augen.
„Dann denk mal drüber nach.“
ER schweigt. Offenbar denkt ER nach.
„Ich komme nicht drauf.“
„Du bist schon ganz nah dran.“
Er schweigt. Offenbar denkt ER erneut nach.
„Gibst Du mir einen Tipp?“
„Nein.“
„Gibst Du mir dann einen Kuss?“
„Nein.“
Du bist doch sauer wegen eben.“
„Nein.“
„Du kannst es ruhig zugeben.“
„Ja.“
„Habe ich es doch gewusst.“
Beide starren an die Decke.
„Fummeln?“
„Bringt doch nichts. Oder will er jetzt?“
ER lupft kurz die Bettdecke an.
„Später vielleicht.“
„Es ist schon spät.“
„Soll ich gehen?“
„Mir egal. Ich gehe bügeln.“
„Macht Bügeln dich scharf?“
SIE steht auf und zieht sich den Morgenrock an.
„Scharfes Teil.“
„Ist der von meinem Mann.“
„Oh!“
„Ja.“
„Wo ist der denn?“
„Geschäftsreise. – Stendal.“
„Und da hast Du die Chance genutzt.“
„Ich ja.“
Sie geht aus dem Zimmer. ER öffnet erneut die Bettdecke.
„Du bist eine einzige Enttäuschung.“
Dann verdunkelt Er ihn wieder. Er ruft in die Küche, wo Sie gerade das Bügelbrett aufstellt.
„Kann ich Dir helfen?“
„Kannst Du denn bügeln?“
„Nein.“
„Was kannst Du überhaupt?“
Er schweigt und seine Stimmung trübt sich ein. Langsam steht er auf. Er hat eine Entscheidung getroffen. Er sucht seine Sachen zusammen und beginnt sich anzuziehen. Seine Unterhose ist nicht aufzufinden und ER entschließt sich, sie ihr als Trophäe dazulassen. Er geht in die Küche und bleibt im Türrahmen stehen.
„Ich geh dann mal. War nett bei Dir.“
„Ja ja.“
SIE bügelt unverdrossen weiter.
„Wollen wir noch mal?“
„Morgen kommt mein Mann wieder.“
„Ach so. Na dann.“
„Tschüss dann.“
„Ja Tschüss.“
ER bleibt unschlüssig stehen.
„Wie heißt Du eigentlich?“
„Ist doch jetzt auch egal.“
„Auch wieder wahr. Ich heiße übrigens ...“
„Tschüss!“
„Ja Tschüss.“
Er geht und schließt leise die Tür hinter sich. Sie atmet erleichtert auf.
Er bleibt auf dem Treppenabsatz stehen und sieht noch einmal zurück.
„So toll war die auch nicht, nicht wahr?“
Er greift sich zärtlich an die Hose.
„Na jetzt ist zu spät!“
Zufrieden steuert ER die nächste Bar an und sieht sich um.
„Hallo ich bin ...“
„Zisch ab.“
Wütend verlässt Er die Bar wieder.
„An Totensonntag ist echt tote Hose.“
Enttäuscht geht Er nach Hause, wo seine Frau bereits mit dem Abendessen wartet.
„Hallo Schatz, da bist Du ja. Wollen wir ... fernsehen?“
„Ja, was denn auch sonst.“

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