Die Frage nach dem Warum. Warum bekommen manche Menschen Depressionen, psychische Störungen oder gar Schlimmeres? Warum kennen einige Menschen diese Problematik überhaupt nicht? Warum bin genau ich jemand, der die volle Breitseite dieses Krankheitsbildes abbekommt? Warum? Das ist ein großes Fragezeichen in meinem Leben…

Glaubt mir, ich bin ein Optimist durch und durch, ich zerfließe nicht in Selbstmitleid. Aber manchmal, unter der Dusche, an ganz schlechten Tagen, oder abends im Bett, wenn die Gedanken nicht aufhören zu schweifen und die Tränen wieder kommen, frage ich mich schon, warum die guten und schlechten Probleme nicht gleichmäßig auf alle Menschen verteilt wurden. Warum kann nicht jeder etwas Pech und etwas Glück haben? Warum sind manche so gebeutelt und bei manchen denkt man sich: jetzt fehlt nur noch der Lottogewinn und alles ist perfekt? Es gibt Menschen, die nie mit größeren Missständen konfrontiert wurden. Sie leben ihr Leben, ohne größere Diskrepanzen.

Aber kann man das so pauschal sagen? Wie war das? Man wächst an seinen Aufgaben? Ich denke mittlerweile, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Jeder hat seine Probleme, mit denen er klar kommen muss. Für Menschen mit scheinbar wenigen oder kleinen Problemen können Kleinigkeiten schon herausfordernd und ziemlich belastend sein. Für Menschen, die schon immer vor vielen Herausforderungen standen, viele Hürden nehmen mussten, fangen Probleme erst viel später an, sie würden das als Kleinigkeiten abtun.

Ich habe mich selbst schon dabei erwischt, in Gruppentherapien zum Beispiel. Es gab schon den Fall, dass ich dachte: Und das ist dein Problem? Really? Aber im Nachhinein, zu Hause, im Nachhinein habe ich mich wirklich geschämt und dachte, ja, für den oder diejenige ist das sehr traumatisch. Es geht ihr/ihm schlecht, warum darf ich darüber urteilen, welches Problem wie belastend sein darf? Dieser Teilnehmer der Gruppe hat dadurch tiefgehende Probleme und sucht Hilfe.

Ist das nicht der Fehler? Ist das nicht das (Fehl-)Denken vieler Leute? Ach, die soll sich nicht so anstellen, ich hab ganz andere Probleme! Der soll sich erstmal meine Schuhe anziehen und meinen Weg gehen!

Ich bin mittlerweile zu meiner persönlichen Erkenntnis gekommen und denke, dass jeder seine ganz eigene „Problemschwelle“ hat. Jemand mit einem schweren Lebensweg findet die kleinen Probleme von Herrn Meyer oder Frau Krause vielleicht keiner Rede wert. Aber für Herrn Meyer oder Frau Krause könnte es eine riesige Problematik bedeuten. Wer bestimmt denn, welche Probleme eine höhere Wertigkeit haben, welche wichtiger sind und welche nicht? Ich denke, das dies ein absolut subjektives Empfinden ist und keiner darüber richten darf.

Und ist das nicht der entscheidende Punkt, an dem wir eigentlich Verständnis zeigen müssten? Entscheidend ist nur, dass Menschen mit psychischen Problemen Hilfe brauchen. Egal wie klein oder groß, wie schlimm, wie belastend es für mich wäre. Wichtig ist nur, dass dem Betroffenen geholfen wird. Und dass das Thema viel mehr Akzeptanz verdient. In der gesamten Bevölkerung.

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