Tja, da ist nun die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der WM in Katar schon in der Vorrunde ausgeschieden. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, zumal da echt eine richtig gute Chance versemmelt wurde, das eigene Image gehörig aufzupolieren.
Ich finde ja schon die Teilnahme an so einer WM, bei der im Vorfeld Tausende von Arbeitern gestorben sind, um die notwendige Infrastruktur zu errichten, mehr als fragwürdig (s. dazu einen Beitrag meines Videoblogs Schaukelstuhlgedanken), aber so viel Rückgrat, um da dann als Spieler zu sagen: „Nö, fahrt mal ohne mich, ich mach bei dem Mist nicht mit!“, darf man wohl von der heutigen karriereorientierten Kickergeneration nicht unbedingt erwarten.
Aber dann flammte ja zumindest ein kleines Protestfeuerchen auf, als im Gespräch war, dass der deutsche Mannschaftskapitän mit einer „One Love“-Armbinde auflaufen sollte, um so wenigstens ein bisschen Kritik an der Homosexuellenfeindlichkeit der katarischen Despoten zu üben. Als dann aber die Fifa mit Strafen drohte, wurde wieder ganz schnell Abstand von dieser Idee genommen. Und das ist nicht nur kriecherisch, wie ich finde, sondern nun im Nachhinein auch reichlich dämlich gewesen.
Man stelle sich vor: Manuel Neuer als deutscher Mannschaftskapitän wäre mit der Armbinde aufgelaufen und hätte dafür dann die Gelbe Karte bekommen. Hätte er die Binde dann anbehalten, wäre wohl kurz darauf eine Gelbrote Karte und damit ein Platzverweis erfolgt. Hätte er dann die Binde weitergegeben an einen Mannschaftskollegen, hätte sich dieses Spielchen vermutlich wiederholt. Vielleicht hätte es auch Punktabzüge gegeben vonseiten der Fifa. Wie auch immer: Das rein sportliche Resultat wäre letztlich das gleiche gewesen wie jetzt: Die deutsche Mannschaft tritt nach der Vorrunde die Heimreise an.
Der Unterschied wäre gewesen: Sie hätten mir erhobenen Köpfen nach Hause fahren können und nicht wie geprügelte Hunde, die es sportlich eben einfach nicht gepackt haben.
Mal von ein paar deutschdackligen Fußballnarren abgesehen, die kein Verständnis dafür gehabt hätte, so deutlich Stellung zu beziehen und Haltung zu zeigen (und die oft genug selbst ausgesprochen homosexuellenfeindlich sind), dürfte der Empfang vermutlich dann sehr positiv ausgefallen sein: „Seht her, da kommen die Jungs, die für ihre Werte eingestanden sind und dafür auch Konsequenzen in Kauf genommen haben – Chapeau!“
Tja, hat nun nicht sollen sein … Woran man sieht, dass es vielleicht manchmal doch auch sinnvoll sein kann, standhaft zu sein und sich nicht zu verbiegen, um Despoten bei ihrer Imagepflege zu helfen.
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