Auf 500 Milliarden Euro beziffert der EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton in einem Interview mit der französischen Zeitung «Le Journal du Dimanche» den Finanzierungsbedarf für eine neue Generation von Atomkraftwerken.
Die Atomkraft sei «essenziell», um das Null-Emissionsziel bis 2050 zu erreichen. Denn die Elektrizitätsnachfrage werde sich europaweit in nur drei Jahrzehnten verdoppeln. Dazu brauche es neben den erneuerbaren Energien auch die Atomkraft. Um diesen «gigantischen energetischen Wandel» zu schaffen und um alle industriellen Sektoren zu berücksichtigen», spiele die Atomenergie eine «fundamentale Rolle». Heute liege der Atomstrom-Anteil in der EU bei 26 Prozent. Bis 2050 werde dieser Anteil zwar auf 15 Prozent schrumpfen, aber dieser sei unabdingbar, um Schwankungen bei den anderen Energieträgern auszugleichen. Alleine 50 Milliarden Euro müssten bis 2030 investiert werden, um den bestehenden Kraftwerkspark mit 103 Reaktoren zu modernisieren, weitere 500 Milliarden für den Bau von Kraftwerken der neuen Generation. Um diese Investitionen zu stemmen, sei die Aufnahme der Atomkraft in die Taxonomieliste nachhaltiger Investitionen unabdingbar. «Das macht pro Jahr 20 Milliarden. Für die ereneuerbaren Energien sind weitere 65 Milliarden pro Jahr nötig. Dazu kommen weitere 45 Milliarden für die Infrastruktur.» Es sei aber nach wie vor den Mitgliedsstaaten überlassen, auf welchen Enerigeträger sie setzten, «und das ist richtig so». Die von der EU-Kommission gesetzte Frist bis 2045 für die AKW schliesse nicht aus, dass Atomkraftwerke einer neuen Generation, die deutlich weniger radioaktive Abfälle verursachten, auch danach als nachhaltig gelten könnten.