Die soziopolitischen Phänomene der letzten ca. 5-6 Jahre haben im Grunde keine Präzedenz als solche. Phänomene, worin sich eine extreme gesellschaftliche Hysterie bildet, die sehr schnell in eine völlig einseitige (und intolerante) Denkensrichtung ausartet, welche folglich auch oftmals zu durchschlagender, undurchdachten ad-hoc Politik führt, wobei grundsätzlich keine wesentlichen Probleme angegangen werden, sondern erratisch irgendwelche oberflächlichen Massnahmen ergriffen werden. Trump, Identitätspolitik, Genderideologie, Klimakrise, Corona, Ukraine, das währen wohl die markantesten dieser Phänomene, obgleich es noch einige weniger einschlägige gegeben hat. Trump wurde zum Startschuss für dieses Phänomen, es war der Moment wo die Gesellschaft und der öffentliche Diskurs scheinbar völlig aus den Fugen geraten sind, und einen Nervenzusammenbruch erlitten, nachdem die Realität nicht dem erwarteten Drehbuch gefolgt war, dessen Nachspiel bis heute andauert.
Man hat versucht auf unterschiedliche Art und Weise dieses Phänomen zu beschreiben, ohne wirklich jemals eine wirklich zutreffende Darstellung zu finden. Vor allem die Begriffe der Hysterie und des Totalitarismus werden mit relativer Häufigkeit erwähnt, und obwohl beide in gewisser Weise zutreffend sind, kann man es weder auf die Hysterie noch auf Totalitarismus eingrenzen: Eine Hysterie wäre gesellschaftlich eingegrenzt, weniger spezifisch in den jeweiligen Ansichten zur Hysterie auslösenden Angelegenheit, und würde folglich auch weniger Auswirkungen auf die politische Ordnung sowie andere Facetten der Realität haben; während der Totalitarismus hingegen fundamental von der politischen Macht ausgeht, nach einer spezifischen Ideologie ausgelegt ist, und gewissen rationalen Vorgaben folgt, wenn diese auch grundsätzlich nur der Erhalt der politischen Macht nachgehen. Dieses Phänomen der heutigen Zeit passt in keines der Beiden Konzepte, und benötigt somit einen neuen Begriff: Hysteritarismus.
Dem Hysteritarismus liegt eine Angelegenheit zu Grunde, welche, getrieben vor allem durch den öffentlichen Diskurs, eine Form der Massenhysterie auslöst, welche sich alsbald zu einer einheitlichen Ansicht oder Meinung formiert, nach und nach alle Aspekte des Alltags durchtränkt, und auch die Politik dazu drängt, auf diese Angelegenheit einzugehen, nicht aus Gründen des Taktizismus, sondern der moralischen Erwartungshaltung des öffentlichen Diskurses, d.h. um nicht mit der jeweiligen Ächtungsbezeichnung („Klima-Leugner“, „Schwurbler“, „Putinversteher“, usw.) etikettiert zu werden. Die Mechanismen sind somit weitgehend totalitaristisch, die zentrale Idee, welche das Phänomen aber antreibt, ist hysterisch. Inwiefern diese Phänomene nun einen organischen Ursprung haben oder dirigiert werden, ist eine gesonderte Fragestellung, welche unabhängig dieser Mechanismen verläuft.
Betrachtet man die soziopolitischen Affairen der letzten Jahre unter diesem Aspekt, so lassen sie sich klar als solche einordnen, und deren hysteritaristische Funktionsweise erkennen. Hierdurch erlangt der gesellschaftliche Zerfall in die Irrationalität ein nachvollziehbares Verhaltensmuster mit klar erkennbaren Mechanismen.