Autor: Mag. Dr. Wolfgang Glass studierte an der Uni Wien Politikwissenschaft und ist seit 2023 hauptamtlich Sanitäter in Wien. Er arbeitete im EU-Förderbereich, als Personalvermittler, Firmenaquisor und im Medienbereich.

So gut wie immer ist man deshalb da, wo man ist, weil man lange darauf hingearbeitet hat. Die Rede ist vom Mittelstand, vom Staatswesen, von Gesellschaften und auch von Gemeinschaften. Sie glauben das nicht? Dann lesen sie weiter und erfahren wie man sich und andere zum Positiven ändern kann, wenn man will und es die Lebensumstände (noch) zulassen.

Die strategische wirtschaftliche Vorausschau war schon in den letzten zwanzig Jahren mittelprächtig. So ehrlich muss man sein. Da gibt es keine Überraschungen. Ein Wirtschaftswachstum von bis zu zwei drei Prozent sind für eine Demokratie mitsamt ihren zweifelsfrei wichtigen aber auch kostspieligen Institutionen mit hohen sozialen Standards viel zu wenig. Man leistet sich das auch gerne, um nicht einem dehydrierten Diktator ausgeliefert sein zu müssen, der heute mal so und morgen mal anders entscheidet, ohne Korrektiv. Und wenn uns dann noch ein US-Präsident den Spiegel vor hält und eindrucksvoll mitteilt, dass wir künftig sicherheitspolitisch uns selbst sorgen sollen um zumindest vor der eigenen Haustür wirkmächtig sein zu können, dann könnte man das als Auftrag für substanzielle Änderungen sehen, oder beleidigt wie ein zorniges Kind reagieren. Im Moralisieren sind wir Europäer zumindest Weltspitze. Wir verschließen die Augen vor unangenehmen Reformen auch im Bildungsbereich, der ja auch ein Bereich der Sicherheitspolitik ist. Ich arbeite als Sanitäter täglich mit jungen Menschen zusammen die vor Kurzem noch die Schulbank gedrückt haben und stelle fest: Der Lehrplan ist defakto der gleiche und sie sind nach der Matura genauso ahnungslos über ihre Fähigkeiten und Talente wie ich es vor gut zwei Jahrzehnte war. Einfach deshalb, weil man in der Schule oft nur schwarze Buchstaben auf weißem Papier in der richtigen Reihenfolge aufsagen muss um zu bestehen, statt sich selbst aktiv kennenzulernen und so seine Stärken und Schwächen für später herausfinden kann. Dort werden primär Fächer, statt Menschen unterrichtet, von Personen die junge Menschen Flexibilität in vielen Bereichen vor lehren sollten, selbst aber in der Praxis seit Jahrzehnten nie einen anderen Beruf/Lehrplan hatten. Der Lehrberuf sollte primär die „Dorfältesten“ anziehen, die, die jungen Menschen auch etwas vorleben können. Doch der Quereinstieg von Top-Leuten war bisher nicht prioritär, und wer will schon als hoch motivierter dauerhaft neben einem nicht-kündbaren Kollegen arbeiten?
Die letzte wirkliche (nicht lineare) Innovation, das Smartphone (2008), brachte einen Push für insbesondere nicht-europäische Softwareriesen, und ist auch schon lange her. Viel geförderte Bürokratie produziert Gehälter, die aber immer schwieriger von der Privatwirtschaft erwirtschaftet werden kann.

Herausforderungen am Horizont – den Strom verlassen

Die Frage stellt sich, ob Politiker bereit, intelligent und proaktiv mit den disruptiven Herausforderungen umgehen können, die sich am Horizont abzeichnen? Darüber hinaus sollte sich das auch jeder Einzelne fragen. Jene, die ihr Bild im Spiegel nicht ertragen können, weil dort zu viele Baustellen sind, und deshalb lieber die Standortbestimmung an andere stellen, agieren wie einige Politiker der letzten Jahrzehnte. Die haben, so ehrlich muss man sein, auch mächtige Institutionen um sich, die disruptive Entscheidungen oft verhindern. Das Individuum aber kann substantielle Änderungen durchführen. Jeder, der aktiv sein Leben im Griff hat, oder es zumindest immer wieder versucht, weiß, dass das ein antrainieren ist, das viel Mut und Durchhaltevermögen bedeutet. Wie beim Muskelwachstum – das geht nicht auf Knopfdruck. Im Strom mitschwimmen kann jeder. Ab und zu dagegen schwimmen ist wichtig, kostet aber viel Energie. Vielleicht sollte man mal ans Land schwimmen. Dort ist es anfangs ohne Stromrichtung zwar schwierig sich zu orientieren, manchmal fällt man auch über Wurzeln drüber und tut sich weh, aber auf lange Sicht wird sich die erhoffte Zufriedenheit einstellen. Die Zeit ist spätestens jetzt reif, sich selbst zu hinterfragen und die eine oder andere Bubble zu verlassen. Viel zu oft und lange schmoren wir als Gesellschaft, als Gemeinschaft aber vor allem auch als Individuum in den ewig gleichen Meinungs-/Gedankenströmen. Unter dem Motto „Du hast einen Platz, Du wirst gehört, Du wirst gebraucht!“ startete letzten Jahres eine Initiative des Figlhauses Wien (Akademie für Dialog und Evengelisation www.rundundeckig.at ). Das Dialogformat „Österreich der runden und eckigen Tische“ soll die aufgeheizte Stimmung im Land etwas einfangen helfen. Sollten Sie sich selbst aktiv raus aus dem Bewusstseinswandel katapultieren wollen, also auch den Schritt von der „Generation man müsste mal“ hin zu einem Verhaltenswandel schaffen, dann wäre dieses Dialogformat das richtige für sie weil man mit unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen zusammen kommt. Es braucht nämlich uns alle, die aktiv Änderungen angehen möchten. Jeder nach seiner Fasson. Jene, die Kapazitäten haben sollten es als Verpflichtung sehen, einen Beitrag zu leisten und nicht nur sudern. Man kann dabei, und das ist das tolle daran, nichts falsch machen, es sei denn, man tut nichts. Denn nur wenn man man was tut, tut sich etwas. Auf andere zu warten, von denen man sich erhofft, dass sich die um einen kümmern, macht keinen Sinn. Das führt nur zu Enttäuschungen, und die sind bekanntlich ja das Ende der Täuschung.