In manchen Händen wirkt Homöopathie ganz einfach Wunder

Ja, tatsächlich! Da gibt es Forscher, die machen eine Homöopathie-Studie nach der anderen, und das Ergebnis fällt immer positiv aus. Einer dieser Menschen mit dem unglaublichen ‚know how‘ ist Herr Frass – oh, entschuldigen Sie, Herr Professor Michael Frass!

Obschon ich mal Ordinarius in Wien war, habe ich ihn nie persönlich kennengelernt. Er ist erst nach meiner Zeit zum homöopathischen Superstar avanciert. 1994 wurde Frass an der Universität Wien zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Seit März 2004 war er dort Leiter der Spezialambulanz Homöopathie bei malignen Erkrankungen. Laut seiner Internet-Seite^[1] ist er außerdem Leiter des Instituts für Homöopathieforschung, Präsident des Österreichischen Dachverbands für ärztliche Ganzheitsmedizin, und Vorsitzender der wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie.

Das ist beeindruckend, jedoch nicht überwältigend. Letzteres Adjektiv kommt einem erst in den Sinn, wenn man einen Blick auf seine zahlreichen Untersuchungen zur Homöopathie wirft. Da könnte man fast neidisch werden! Im Jahr 2015 habe ich 12 solche Studien gefunden und auf meinem Blog einmal besprochen. Das einmalige an diesem Opus war, dass keine Untersuchung von Frass jemals ein negatives Ergebnis erbracht hatte.^[2] Meine Betrachtungen schlossen damals wie folgt:

Wie kann die Homöopathie in den Händen dieses Forschers nichts als positive Ergebnisse hervorbringen? Wie kann sie bei so vielen völlig unterschiedlichen Zuständen funktionieren? Wie ist es möglich, dass homöopathische Mittel unabhängig von der verwendeten Methodik besser sind als Placebo? Warum produziert die Homöopathie in den Händen von Prof. Frass nicht ein einziges Mal ein Ergebnis, das die Hoffnungen der Homöopathen und ihrer Befürworter enttäuscht? Warum werden diese sensationellen Ergebnisse fast ausnahmslos in sehr unbedeutenden Fachzeitschriften veröffentlicht? Entscheidend ist, warum wurde kein einziges der Ergebnisse (soweit ich sehen kann) jemals unabhängig reproduziert?

Inzwischen ist das Mysterium um die Forschung von Prof Frass noch grösser geworden. Und meine anfängliche Kritik ist angesichts bahnbrechender Entdeckungen auf dem Gebiet der schon totgeglaubten Homöopathie in reine Bewunderung umgeschlagen. Kürzlich erschien doch glatt eine Fallserie von Frass et al, die uns offenbarte, dass auch COVID-19 Infektionen gut auf Homöopathie ansprechen.^[3] Hätten wir nur schon früher auf Frass gehört, dann wäre uns sicher sehr viel erspart geblieben! Und mein bewunderndes Staunen eskalierte in Ekstase, als Frass vor einigen Monaten eine klinische Studie zur homöopathischen Therapie von Lungenkrebs publizierte.^[4] Jawohl, Homöopathie verlängert das Leben von Krebs-Patienten (dass Frass bzw. einem seiner Mitarbeiter abermals ein ‚pro-Homöopathie Fehler‘ unterlaufen ist, können wir wohl ausschließen, da so etwas doch nicht zwei mal passiert^[5]).

Wer hätte das gedacht? Wer hätte geahnt, dass die viel-beschimpfte Homöopathie in Wirklichkeit ein derartig potentes Wundermittel ist? Wer hätte gedacht, dass der gute Professor Frass ein derart begnadeter Homöopath ist, der mit seinen Homöopathika rein alles heilen kann.

Aber: Wo viel Licht, da ist auch Schatten! Wer so begabt ist, der zieht zwangsläufig auch Neider auf sich. Es war somit unvermeidlich, dass die bahnbrechende Krebs-Studie von Prof Frass einfältige Nörgler bewegte, Kritik zu üben. Und so wird es niemanden verwundern, dass diese Nobel-Preis verdächtige Arbeit jetzt von bösen Skeptikern schlecht gemacht wird. Das wäre ja noch zu ertragen, finde ich, aber dass da sogar impliziert wird, es sei bei dieser Studie nicht alles mit rechten Dingen zugegangen, ist nun wirklich starker Tobak. Und dass diese Skeptiker es tatsächlich wagen, handfeste Belege für ihre Behauptungen vorzulegen^[6], ist ganz einfach zu viel…

… Finden Sie doch auch, oder?