Da es bei einigen noch Verunsicherung bezüglich der Impfung gibt, hier ein paar Infos, die hoffentlich helfen.

Die Impfungen gegen Covid19 haben begonnen, aktuell mit den mRNA-basierten Impfstoffen von BioNTech/Pfizer, in Zukunft auch mit dem ebenfall mRNA-basierten Impfstoff von Moderna. (Bild: Pixabay)

1. Die Zulassung gilt für alle Personen ab 16 (BioNTech) bzw 18 (Moderna) Jahren. Da unzureichende Studiendaten vorliegen, ist er nicht zugelassen für Kinder unter 16 Jahren. Eine spätere Zulassung für Kinder ist möglich, wenn genug Daten vorliegen.
Für Schwangere gilt momentan auch, dass die Impfung nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen darf.  Das liegt daran, dass Kinder und Schwangere primär nicht in pharmazeutische Studien eingeschlossen werden und daher die Daten einfach fehlen.

2. Die Impfstoffe wurden vor der Zulassung jeweils an tausenden Personen getestet und inzwischen millionenfach weltweit verabreicht. Alleine die Menge an Studienpatienten waren für diese Impfstoffe mehr als für jeden anderen bisher zugelassenen Imfpstoff gegen andere Krankheiten.

3. Es traten vereinzelt schwere allergische Reaktionen auf. Diese sind vermutlich auf einen Hilfsstoff (Polyethylenglykol) zurückzuführen, der im Impfstoff enthalten ist und dafür sorgt, dass dieser überhaupt in unsere Zellen gelangen kann. Die bisher davon betroffenen Personen hatten in der Mehrzahl eine Vorgeschichte mit schweren allergischen Reaktionen. „Normale“ Allergien wie zB Heuschnupfen etc. stellen keine Kontraindikation dar.

Sollte es dennoch zu einer Reaktion auf den Impfstoff kommen, so ist diese mit konventionellen Medikamenten sehr gut zu behandeln. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering.

4. Einige sind verunsichert, weil von der Entdeckung des Virus bis zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes verhältnismäßig wenig Zeit vergangen ist. Dies liegt NICHT daran, dass wichtige Studien weggelassen wurden, sondern vielmehr daran, dass:

- Extrem viel Geld und Arbeitskraft in diese Entwicklung gesteckt wurde (Ersparnis: mehrere Jahre)
- Studienphasen parallelisiert wurden (Ersparnis: mehrere Jahre)
- an mRNA-Impfstoffen bereits seit den 90er Jahren geforscht wird, die grundsätzliche Technik also bekannt ist
- Zulassungsprozesse im Rolling Review-Verfahren priorisiert wurden, damit nach Abschluss der Studien die Zulassung schnell erfolgen kann  

Die Impfstoffe sind genauso wirksam und sicher wie andere in der EU zugelassene Impfungen.

5. Die mRNA-basierte Impftechnik verändert NICHT das Erbgut (DNA), und beeinflusst NICHT eine für die Zukunft geplante Schwangerschaft.  Die mRNA ist nichts anderes als ein Bauplan, der in unserer Zelle umgesetzt wird. Der Bauplan wird danach in der Zelle abgebaut.
Es entstehen Proteine, die auch im SARS-CoV2-Virus enthalten sind (sog. Spike-Proteine), die NICHT vermehrungsfähig, NICHT ansteckend und NICHT krankmachend sind. Gegen diese Proteine entsteht eine Abwehrreaktion des Körpers (die gewünschte Impfreaktion).
Kommt man nun mit dem Virus in Kontakt, reagiert das Immunsystem unmittelbar und verhindert so die Erkrankung.

6. Manche haben Bedenken wegen Langzeitfolgen. Während diese nicht auszuschliessen sind, sind sie gleichwohl unwahrscheinlich. Das Risiko, ungeimpft an Covid19 zu erkranken und in Folge ggfs schwere Langzeitfolgen tragen zu müssen, ist ungleich höher. Das "Volksverpetzer"-Blog hat hierzu ebenfalls einen guten Artikel veröffentlicht: https://www.volksverpetzer.de/corona/impfstoffe-gutachterin-langzeitfolgen/

7. Manche wollen "erstmal abwarten". Während das natürlich letztlich jedermanns Entscheidung bleibt, ist es nicht sinnvoll im Hinblick auf die Erwartbarkeit neuer Daten. Dass sich die Erkenntnislage innerhalb einiger Monate wesentlich ändert, ist sehr unwahrscheinlich. Mit echten "Langzeitdaten" ist - wie die Bezeichnung schon nahelegt - erst nach langer Zeit zu rechnen.

Summa summarum: Ich persönlich würde jedem, bei dem keine grundsätzliche Kontraindikation vorliegt, die Impfung dringend empfehlen, sobald sie individuell zur Verfügung steht. Das Risiko von Nebenwirkungen ist sehr, sehr viel geringer als die Erkrankung an SARS-CoV2 mit Folgen.

Jeder, der geimpft wurde, hilft übrigens, wenn er Daten zu seinem Wohlbefinden (anonym) spendet mit der App "SafeVac" (Für Apple: https://apps.apple.com/de/app/safevac/id1440303107 und für Android: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.pei.safevac&hl=gsw).

Disclaimer: Der Autor ist als @anaesthet1 auf Twitter unterwegs, wo der Artikel als Thread zuerst veröffentlicht wurde. Er ist Facharzt für Anästhesie mit den Zusatzbezeichnungen Notfall- und Intensivmedizin. Der hier geschriebene Artikel ist ein Informationsangebot und wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Er ersetzt nicht die individuelle Anamnese, Aufklärung und Beratung durch den impfenden Arzt.