Eine Auseinadersetzung über die (wackelnde) Homöopathie-Placebo-These der Skeptiker
INH*:„Was passiert eigentlich nach der homöopathischen Lehre bei der Einnahme eines Mittels? Gelegentlich wird man mit dem Argument konfrontiert, die Wirkung der Homöopathika könne deshalb nicht auf einem Placeboeffekt beruhen, weil oftmals gar nicht das erste Homöopathikum „geheilt“ habe, sondern erst das zweite, dritte, vierte oder fünfte […] Tatsächlich scheint dieses Argument auf den ersten Blick etwas für sich zu haben.“
*Blog-Beitrag von INH (Autor Dr. med Wolfgang Vahle) am 11.12.2018 (aktualisiert am 17.8.19) https://netzwerk-homoeopathie.info/ist-homoeopathie-deshalb-kein-placebo-weil-oft-nicht-das-erste-gegebene-mittel-wirkt/
Bei genauer Betrachtung zeigt sich in der Tat, dass dies (unter anderem) ein profundes Argument gegen die Placebo-These der Homöopathie darstellt.
Dr. Vahle, der Autor obigen Beitrags, argumentiert im weiteren, dass zum Placebo-Effekt im engeren Sinn noch die Effekte von
- Spontanem Krankheitsverlauf
- selektiver Wahrnehmung
- „post hoc-ergo-propter hoc“- Irrtum bzw. Annahme von Kausalität statt Koinzidenz
- Erwartungsdruck und Erwartungshaltung etc.
hinzukämen.
Vahle weiter:“Wenn nicht das erste Homöopathikum als wirksam angesehen wird, sondern erst ein zweites, drittes, weiteres, dann kommen mehrere Punkte zusammen. Einerseits sieht man in diesen Verläufen auch nichts anderes als den spontanen Krankheitsverlauf. Auch wird mit jeder weiteren Gabe von Homöopathika der Erwartungsdruck des Therapeuten sowie die Erwartungshaltung des Patienten größer, was Scheinerfolge vortäuschen kann.“
Hier zeigt sich, dass Herr Vahle von der Realität der alltäglichen homöopathischen Behandlung nicht den blassesten Schimmer zu haben scheint.
Denn
- Was ist vom fadenscheinigen Argument des „spontanen Krankheitsverlaufs“ zu halten, wenn ein Patient über Jahre und Monate vor Beginn der homöopathischen Therapie und noch während des Beginns der Behandlung chronische Beschwerden hat, die (erst) nach dem 4. oder 5. Mittel unmittelbar (oft innerhalb von 24 Stunden) verschwinden?
- Und was ist dann noch vom Placebo-Zuwendungs-Argument zu halten, wenn diese schließlich erfolgreiche 4. oder 5.Gabe nach einer kurzen telefonischen Rücksprache erfolgte?
- Was ist davon zu halten, wenn die homöopathische Therapie auch nach dem 10. Mittel trotz des immer höher werdenden Erwartungsdrucks und der Erwartungshaltung keinerlei objektiv wahrnehmbare Reaktion zeigt (was zugegebenermaßen auch passiert…)
- Und mit welcher Wahrscheinlichkeit kann es sich (Beginn der Heilung nach 1 Tag!) hierbei um „zufällige Koinzidenz“ statt „Kausalität“ handeln? [ Zur Illustration: Die Wahrscheinlichkeit einer „zufälligen Koinzidenz“ entspricht in etwa dem berühmten Vergleich vom „Topfen im Bodensee…….“!]
- Was ist vom „spontanen Krankheitsverlauf“ und den doch nur „subjektiven Empfindungen“ (Vahle) zu halten, wenn im eigenen Krankengut bei einem hohen Prozentsatz der akuten Divertikulitiden unter ausschließlich homöopathischer Behandlung der klinische Befund und die Laborparameter einschließlich CRP und Procalcitonin innerhalb von 24 Stunden eine sofortige Heilungstendenz anzeigen?
- Was ist davon zu halten, wenn die sog. Erstverschlechterung nur ganz kurz anhalten darf (sofern sie überhaupt als Erstreaktion akzeptiert wird), und nur eine anschließend eindeutige Verbesserung der Beschwerden als reguläre homöopathische Reaktion anerkannt wird?
- Was, wenn nur Reaktionen, die offensichtlich weit über einen (irgendwie vorstellbaren) natürlichen Verlauf hinausgehen, als Reaktion auf die homöopathische Gabe gewertet werden?
- Was, wenn die „neue Homöopathie“ schon weit über die engen Grenzen der Hahnemannschen Dogmen hinaus erwachsen geworden ist, seine Widersprüche im Sinne des von ihm postulierten „sapere aude“ (wage zu denken) zu gunsten neuerer Erkenntnisse hinter sich gelassen hat und das in der Natur ubiquitär vorhandene Prinzip der Resonanz in seinem „similia similibus curentur“ bestätigt?
Es erübrigt sich also, auf die vielen, von Herrn Vahle rezitierten Hahnemann-Dogmen und Argumente näher einzugehen, da sich die homöopathische Wirkung (jenseits des Placebo-Effektes) durch Konzentration auf das Ähnlichkeits-Gesetz im Sinne eines Schwingungs-Resonanz-Prinzips ausreichend erklären läßt.
„Und was ist mit der Wirkung der potenzierten Substanzen“ höre ich schon den Skeptiker-Chor schallen? Diese Antwort muß ich Euch (bisher) schuldig bleiben!
„Und was hat es mit der „unvermeidlichen Verunreinigung der Inhaltsstoffe“ auf sich, die „automatisch mitpotenziert werden“, höre ich Herrn Dr. Aust tönen?
Die Wirkung eines homöopathischen Mittels darf man sich getrost wie die Eigenschaft einer Legierung (die nach dem Hauptbestandteil benannt wird) oder eines Heilwassers aus einer bestimmten Quelle, das viele Begleitstoffe enthält, vorstellen: Der „Legierung“ wird die Eigenschaft zugesprochen, die aus unzähligen klinischen und toxikologischen Erfahrungen empirisch abgeleitet wurde, und diese wird potenziert.
Und nur am Rande soll auf das „ethische“ Argument der „ Verzögerung wichtiger Behandlungsmaßnahmen“ (Vahle) eingegangen werden:
Wir haben es in der homöopathischen Therapie mit erwiesenermaßen äußerst aufgeklärten, selbstbestimmten Patienten zu tun, die
- die homöopathische Therapie ganz bewußt (meist erst dann) aufsuchen, wenn etliche konventionelle Therapie-Versuche versagt haben
- ebenso wie der verantwortlich handelnde Homöopath um die Grenzen der homöopathischen Therapie wissen und mit ihm (nach objektiver Aufklärung) die Therapie-Optionen auswählen
- gegebenenfalls (wiederum selbstbestimmt und wiederum nach vielseitiger Aufklärung) auf nicht mehr Sinn machende, nur spärlich Evidenz-gesicherte, nur noch traumatisierende Therapien zugunsten der zu erhaltenden restlichen Lebensqualität verzichten – auch wenn damit unter Umständen eine marginal kürzere Überlebenszeit in Kauf genommen wird!
„Schwere Schäden“ wird also kein verantwortlich handelnder Homöopath „billigend in Kauf“ (Vahle) nehmen, diese Aussage ist billigste und fast schon demagogisch-destruktive Verleumdung!