Was, Sie nehmen Ihren Kaffee noch oral zu sich?

Wie altmodisch!

Die alternative Art Kaffee zu genießen ist, ihn anal zu sich zu nehmen. Ja, in der Alternativmedizin ist das Gang und Gäbe. Kaffee-Einläufe bestehen aus der Verabreichung von warmem Kaffee über das Rektum in den Dickdarm eines Patienten. Sie sind beliebt, nicht zuletzt, weil sie rasch üppigen Stuhlgang verursachen und so zu einer signifikanten, wenn auch nur kurzfristigen Gewichtsabnahme führen.

Kaffee-Einläufe werden zur Entschlackung unter der irrigen Annahme empfohlen, dass der Inhalt unseres Dickdarms toxisch sei, eine veraltete Theorie, die als "Autointoxikation" bekannt ist. ‚Detox‘ heißt das heute auf Neudeutsch. Aber Neu- oder Altdeutsch, Detox ist nichts weiter als (ein für die Anbieter lukrativer) Blödsinn.

Andere, ebenso abenteuerliche Vorstellungen gehen davon aus, dass Kaffeeeinläufe eine positive antioxidative Wirkung haben oder die Leberfunktion stimulieren, was dann den Körpers entgiften soll. Diese Hypothesen haben gemeinsam, dass sie unbewiesen sind und über die Tatsache hinweg täuschen sollen, dass Kaffee-Einläufe unwirksam sind. Befürworter von Kaffee-Einläufen behaupten dennoch, dass sie hilfreich sind zur:

  • Stärkung des Immunsystems
  • Erhöhung der Energie
  • Vorbeugung von Hefepilz Infektionen
  • Behandlung von Autoimmunkrankheiten
  • Elimination von Parasiten aus dem Verdauungstrakt
  • Entfernung von Schwermetallen aus dem Körper
  • Linderung von Depressionen
  • Behandlung von Krebs

Ja, tatsächlich! Kaffee-Einläufe sind Teil der berühmt-berüchtigten ‚Gerson Therapie‘, die in der Alternativmedizin als Krebs Therapie geschätzt wird – geschätzt vor allem von den Anbietern, die damit verzweifelten Patienten viel Geld aus der Tasche ziehen und sie dann vermittels dieser Therapie in ein baldiges Grab befördern.1

Die anale Kaffee-Verschwendung kann eine beeindruckende Menge unerwünschter Nebenwirkungen hervorrufen. Einige davon sind schwerwiegend und haben sogar schon zu Todesfällen geführt. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde neulich die Evidenz zur Sicherheit von selbst verabreichten Kaffee-Einläufen evaluiert. Neun Fallberichte, die unerwünschte Ereignisse beschreiben, wurden gefunden und in die Analyse einbezogen. Zu den dort berichteten Problemen gehören:

  • Proktokolitis,
  • Perforation des Enddarms,
  • Peritonitis,
  • rektale Verbrennung,
  • kardiorespiratorischer Schock (mit Todesfolge),
  • Leberversagen (mit Todesfolge),
  • Erbrechen, Dyspnoe (mit Todesfolge).

Bemerkenswert ist ferner, dass die Autoren dieser Publikation keine einzige Studie gefunden haben, die über die Wirksamkeit von Kaffeeeinläufen berichtet. Sie kamen zu dem Schluss, dass diese systematische Übersichtsarbeit auf der Grundlage der gesichteten Evidenz die Selbstverabreichung von Kaffeeklistieren nicht als alternative Therapie empfiehlt, die zur Selbstbehandlung eingesetzt werden kann, da die Fragen zu ihrer Sicherheit ungeklärt sind und die Evidenz zur Wirksamkeit unzureichend ist. Das ist wissenschaftliche Ausdrucksweise für: „Hände weg, das ist Unsinn!“

Die alternative Medizin ist voll von wirklich verrückten Ideen, aber ‚Kaffee per anal‘ gehört sicher mit zu den schlimmsten. Diese Art des Kaffee Genusses erscheint mir verschwenderisch, ekelhaft, unangenehm, nutzlos und riskant.

So, und jetzt gönne ich mir einen Espresso – aber oral!

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