Es stimmt, Kinder werden selten schwer krank

Kinder werden nicht so stark krank. Viele von ihnen haben sogar asymptomatische Verläufe. Das stimmt. COVID ist vor allem für ältere gefährlich. Und die haben wir mit den Impfungen immer besser geschützt.

Bleiben die Kinder. Individuell sind sie wenig gefährdet, das ist korrekt. Aber ist das der richtige Maßstab? Haben nicht auch Kinder das Recht vor einer Durchseuchung geschützt zu werden? Klar, einzelne COVID-Infektionen fallen unter das individuelle Lebensrisiko, aber alle Schulkinder kollektiv zu durchseuchen ist etwas anderes.

10 Mio Kinder sind eine Menge Gelegenheiten

Denn auch wenn das individuelle Risiko klein ist. Wir haben knappe 10 Mio nicht geimpfte Kinder in den Schulen. Und auch eine geringe Schadenswahrscheinlichkeit von 1% ergibt bei 10 Mio Fällen eben doch eine erschreckende Zahl von 100.000 Kindern, die nicht so einfach durch ihre Erkrankung durchkommen.

Wir haben etwas über 3 Mio dokumentiert bisherige Ansteckungen. Und 10 Mio Kinder, die wir noch anstecken können.

Kinder sind sicherer vor der Erkrankung aber so viel sicherer, dass wir uns trauen Millionen zu infizieren?

Es gibt sehr wenig Kinderintensivbetten

Es kann sein, dass sie einen schwereren Verlauf haben und ins Krankenhaus müssen. Dort sind die Kinderkliniken bisher wenig in der COVID-Versorgung beteiligt gewesen, zumindest gemessen an dem, was bei den Erwachsenen los war.

Und wenn es dann doch die Intensivstation sein muss, dann haben wir erstaunlich wenig Kinderintensivbetten. Die Belastungsgrenze ist hier sehr schnell erreicht.

Die Kinder mit sehr hohen Inzidenzen und sehr schnellen Wachstumsraten zu durchseuchen ist, gelinde gesagt, mutig.

PIMS

PIMS ist eine Folgeerkrankung, die 4-6 Wochen nach einer COVID-Infektion auftreten kann. Nicht jeder COVID-Fall bekommt PIMS, aber genug, dass bei 10 Mio Kindern zu viele Fälle auftreten.

Long-Covid

Es muss nicht einen schweren Verlauf geben, damit jemand Long-Covid bekommen kann. Es reichen auch leichte Verläufe. Und Long-Covid ist so diffus, das sich die Medizin noch schwer tut es zu klassifizieren. Aber, dass es diese Folgeerscheinungen nach COVID-Erkrankungen gibt ist unstrittig und auch, dass sie in großer Zahl auftreten werden, wenn wir 10 Mio Kinder durchseuchen.

Gehirne in der Entwicklung

COVID ist eine neurodegenerative Erkrankung. Nicht nur ein bisschen Ärger in den Atemwegen. Das heißt, die Nerven werden direkt geschädigt. Bei Geruchs- und Geschmachsverlust ist das sehr offensichtlich, aber auch die Konzentrationsprobleme bei Long-Covid deuten auf Schädigungen (bleibend oder vorübergehend) des Gehirns hin.

Mir ist völlig unklar, warum es in Ordnung sein sollte, 10 Mio Kinder mit ihren Gehirnen, die sich noch entwickeln, einer neurodegenerativen Erkrankung auszusetzen, deren Langzeitfolgen wir nicht kennen können.

Die StIKo sagt schon immer: Impfung besser als Krankheit

Die StIKo sagt schon immer, dass die Impfung für alle Kinder Ü12 besser ist als die Erkrankung. Deswegen war schon in der allerersten StIKo-Empfehlung für Kinder die Impfung empfohlen für Kinder mit berufsbedingt hohem Expositionsrisiko.

Die StIKo hat nur anfänglich von einer allgemeinen Empfehlung abgesehen, weil sie die Folgen der Erkrankung gewichtet hat mit der Eintrittswahrscheinlichkeit einer Erkrankung und diese auf 5% beziffert hat.

Das ist mit der Durchseuchung der Kinder an den Schulen Makulatur.

Auch die StIKo sieht die COVID-Erkrankung nicht als harmlos für die Kinder an und befürwortet jetzt die Impfung.

So viel zu den Kindern, was noch?

Kinder stecken andere an

Aktuell sehen wir sehr stark gestiegene Inzidenzen vor allem in den Kinderjahrgängen. Kinder stecken Kinder an. Je mehr Infektionen wir bei Kindern zulassen, desto mehr Kinder werden von diesen wieder angesteckt.

Die Schulen mit großen Gruppen, langem Kontakt, schlechter Lüftung sind ideale Ansteckungsgelegenheiten. Die Schulpflicht sorgt dafür, dass sich keiner entziehen kann.

Und die angesteckten Kinder leben alle in altersgemischten Haushalten. Familie nennen wir das. Und sie besuchen die Großeltern. Niemand in dieser Gesellschaft ist mehr als 2-3 Ansteckungen von Kindern in der Schule entfernt.

Kinder tragen die Infektion in die Gesellschaft. Je mehr Kinder infiziert sind, desto mehr Infektionen sehen wir bei ungeimpften Erwachsenen. Und die liegen gerade wieder in größerer Zahl in den Kliniken.

Kinder sind doch nicht doof

Die Kinder sehen doch, was sie für einen Stellenwert in dieser Gesellschaft haben. Wie auf ihre Gesundheit geschissen wird. Wie sie nicht gefragt werden, sondern über die Schulpflicht gezwungen werden.

Das wird Folgen haben für den Generationenfrieden und für die Bereitschaft der Kinder auf die Belange der älteren Generation Rücksicht zu nehmen. Vor allem, weil mit der Klimakatastrophe der nächste Generationenkonflikt schon massiv Schwung holt.

Auch in Kindern kann das Virus mutieren

Wie gut, dass Deutschland erst viele Ansteckungen zulässt nachdem die Variantenbenennung auf griechische Buchstaben umgestellt wurde.

Jede Variante, die uns das Leben schwer macht ist in einem Land entstanden mit stark laufender Pandemie. Wenn wir das jetzt mit den 10 Mio Kindern in Deutschland machen, dann haben wir eine Chance auf die nächste Variante, die uns nach Delta Ärger macht.

Infektionen müssen verhindert werden, damit sich das Virus nicht weiter verändern kann. Jede Ansteckung erhöhrt das Risiko von Mutationen. Genug Ansteckungen und die Mutationen sind statistisch sicher.

Das kann keine sinnvolle Strategie sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir Wildtyp und Alpha eingedämmt haben und aktuell nur wegen Delta Ärger haben.

Viele Mutationen und viel Kontakt ist ein Rezept für gefährliche Varianten

In Südafrika ist der Wildtyp durch Teile der Bevölkerung als große Welle durchgelaufen. In dieser Bevölkerung ist die Südafrika-Variante zufällig entstanden und hat sich dann durchgesetzt, weil sie als Immunescape-Variante stark genug war, die natürliche Immunität einer Wildtyp-Erkrankung zu überwinden. Die Menschen haben sich zweimal angesteckt. Einmal Wildtyp, einmal Südafrika-Variante.

Die künstliche Immunität durch Impfung ist stärker, so dass sich die Südafrika-Variante nicht in geimpften Bevölkerungen durchgesetzt hat. In Deutschland hat sie sich nie durchgesetzt, wir haben mit Alpha und Delta dominante Varianten, deren Stärke die schnellere Ansteckung von immun-naiven also nicht-Erkrankten und nicht-Geimpften war.

Wer Kinder durchseuchen will und behauptet, die seien danach immun, schaue nach Südafrika. Wir wissen seit langem, dass die natürliche Immunität nach einmaliger Erkrankung keinen wirklich guten Schutz gibt.

Viel wichtiger ist aber der hier: Wenn wir die Infektion in Deutschland durch die Kinder laufen lassen, werden Mutationen entstehen. Viele davon nachteilig für das Virus, die verbreiten sich nicht. Einige hilfreich für das Virus in der Situation.

In einer Situation mit Millionen Ansteckungen unter Kindern, die dann diese Infektion am geimpften Immunschutz von Millionen Eltern ausprobieren, wird sich die Variante im Rest der Bevölkerung durchsetzen, die den Impfschutz der Eltern überwinden kann.

Noch haben wir keine Immunescape-Variante, die die Impfung leicht überwindet. Wollte man einen haben, müsste man es genauso anstellen: Viele Mio Ansteckungen und die entstehenden Varianten immer wieder an Mio Geimpften ausprobieren.

Wir haben bisher keine Deutschland-Variante. Wenn unsere Bildungsministerien so weiter machen, haben wir eine ernsthafte Chance, sie zu bekommen. Sie wird den Impfschutz überwinden können und die Uhr auf die Zeit vor den Impfungen zurückdrehen. Das kauft man mit, wenn man die Infektion in den Kindern laufen lässt. Will das jemand?

Wenn die Kinder nicht sicher sind, ist niemand sicher

So lange die Ansteckung unter den Kindern zirkulieren ist niemand in Deutschland sicher. Klar, die Geimpften sind sicherer als die anderen, aber auch da gibt es Durchbruchsinfektionen.

Die Ungeimpften haben ein erhebliches Risiko in Folge der Kinderdurchseuchung angesteckt zu werden und dann im Krankenhaus zu landen.

Kein Immunsupprimierter, der trotz Impfung keinen Immunschutz aufbaut, ist sicher, wenn das Virus unter den Kindern grassiert. Wir zwingen diese Menschen in die Isolation. Transplantierte, Autoimmunerkrankte, die Zahl der Betroffenen ist ja gar nicht so gering.

So lange das Virus bei uns grassiert, werden andere Länder Vorsichtsmaßnahmen gegen uns richten. Es wird, so lange die Kinder sich anstecken, keine normalen Reisen geben.

Die Liste ist lang. Kinder zu durchseuchen macht keinen Sinn. Für die Kinder nicht und für alle anderen auch nicht. Lassen wir den Unsinn doch. Wie? Ich erkläre das im Folgenden.

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelserie. Hier geht es los:

Die Pandemie ist (noch nicht) vorbei
Die Pandemie ist vorbei, wenn sie für alle vorbei ist. Und sie ist für so viele noch nicht vorbei, dass sie noch nicht vorbei ist. Auch wenn wir das gerne hätten, auch wenn wir alle kein Bock mehr haben.

und hier geht es weiter:

Eindämmungsmaßnahmen mit hohem Wirkungsgrad
Dem Virus ist es egal, wie wir den R-Wert unter 1 zwingen. Uns nicht. Denn die Maßnahmen haben sehr unterschiedliche, teils einschneidende Nebenwirkungen und Nachteile. Wichtig ist daher, zu verstehen, welche Maßnahmen warum gut wirken und welche Maßnahmen wenig Nachteile haben. Dem Virus ist egal…