280.40,Teil der Fantasyserie von Josh Fagora, KI Bing und Johannes Schütte









In der großen Halle der Burg Junkar tanzte die späte Nachmittagssonne in goldenen Streifen über den schiefen Steinboden. An den Wänden hingen wandhohe Wandteppiche, die längst vergangene Schlachten zeigten, und in der Mitte dominierte ein massiver Eichenholztisch, umringt von schweren Stühlen. Die Luft duftete nach frischem Holz und altem Stein, während Spinnweben an den Gewölben in den Zonengesimsen glitzerten.
Mit gedämpften Schritten öffnete sich die gewaltige Doppelflügeltür, und Vizekönig Zaltor trat ein. Er war der Bruder von König Horo Adamus, der Vater von Fagora. Sein dunkelblauer Samtumhang raschelte leise, als er sich tief verneigte und mit warmer Stimme sprach:
„Herzlich willkommen, Nosphre. Du hast uns unzählige Dienste erwiesen und Fagora in Astronomie unterwiesen. Dein Drache Udia, der erste Drache des Planeten und Fagoras Freund, war uns stets eine große Hilfe. Er führt seine Drachen sehr gut und Fagora kann stolz auf ihn sein. “
Nosphre, in eine scharlachrote Robe gehüllt, winkte nervös ab. Mit gesenkter Stimme entgegnete der Magier und Sternenkundler.
„Darum geht es jetzt nicht.“ , betonte er.
Er setzte sich, rieb sich flüchtig die Schläfen und fuhr fort: „Der Kurier, der deine Drachenschriftrolle überbringen sollte, ist getötet worden. Zwischen den Tälern von Jarus und dem Nykwald wurde er von den Schergen des Gottvampirs Rethor getötet und man nahm die Drachenrolle mit. “
Ein Anflug von Bestürzung huschte über Zaltors Gesicht. Er ergriff sein halbvolles Junkarbierglas, ließ es jedoch mit einem leisen Klirren auf dem Tisch stehen.
„Ich verstehe nicht“, murmelt er. „Die Rolle wurde vor Urzeiten zusammen von mir und Zerlin verfasst und von Zerlin versiegelt. Leider ist Zerlin nun tot. Nur Fagora kann sie öffnen – gelingt es jemand anderem, entfaltet sie tödliche Kräfte.“
Nosphre griff langsam nach einigen Walnüssen, die in einer kunstvoll geschnitzten Holzschale ruhten — ein Erbstück, wie man munkelte, aus der frühen Ära des ersten Schattenbundes von König Horo. Seine Fingerspitzen strichen kurz über die glatte Oberfläche der Schale, als würde er in ihren feinen Mustern Antworten suchen, bevor er sich entschied.
„Gottvampir Rethor hat die wertivolle Schriftrolle an sich genommen“, sagte er, während er die Schale beiseitestellte.
Dann sagte er mit ernster Miene und gefasster Stimme weiter. Ein Hauch von Spannung lag in der Luft, als Vizekönig Zaltor langsam seine Worte formte.
„Er ließ also den Kurier töten – und zehn weitere Fabelwesen, die der Drachenrolle huldigen. Das betonte ich schon einmal. Nur Fagora kann das Siegel brechen und lesen, was dort steht. Nur sie alleine auf dem gesamten Planeten Perna. “
Zaltor sprang auf und begann unruhig am Tisch hin und her zu schreiten. Sein Blick flackerte zwischen den Teppichen und den steinernen Pfeilern hin und her. Schließlich blieb er stehen und hob die Stimme:
„Ich habe die Rolle einst im Tempel Sobras zurückgelassen. Sie enthält die Gesetze für ein friedliches Miteinander von Drachen, Fabelwesen und Menschen. Jetzt liegt sie in Rethors Händen – Fagora muss sie ihm entreißen. Ich habe einen Kurier auf einen grossen Drachen gesandt, der Fagora finden soll um ihr das mit der Rollen mitzuteilen. “
Nosphre erhob sich, glättete die Falten seiner Robe und warf einen letzten Blick auf die schmalen Fenster, durch die erste Pflaumenwolken der Dämmerung zogen..
„Doch dein Kurier weiß nicht, wo sie sich aufhält“, stellte er nüchtern fest. Gemeinsam gingen sie zur Seitentür, die in einen von Arkaden gesäumten Innenhof der grossen Burg führte.
Der Hof war grob gepflastert, das steinerne Pflaster von zahllosen Reisenden abgeschliffen, und im Zentrum plätschert leise ein knorriger Brunnen. Rankende Efeupflanzen kletterten an den Mauern empor, und über den Arkaden flatternten einige verblasste Banner des Königreichs Junkar. Zaltor und Nosphre durchquerten den Innenhof und traten durch ein schmiedeeisernes Tor in den Schlossgarten.
Hier erstreckten sich bunte Blumenbeete, moosbewachsene Steintröge und verschlungene Pfade. Im Mittelpunkt aber stand ein uralter Elbenbaum ohne Magie, dessen knorrige Äste weit über die Gartenmauern hinausragten. Dieses prächtige Gewächs war einst ein Geschenk der verstorbenen Elbenkönigin Scunia und glich einem lebenden Denkmal, dessen Blätter im leichten Wind wie ein fernes Flüstern klingen. Unter seinem weit ausladenden Laub blieben Zaltor und Nosphre stehen.
Sein Blick glitt über die knorrigen Formen der alten Baumkrone, die sich wie Finger aus vergessenen Zeiten ineinander verschlungen hatten. Ein Hauch von Wind strich durch die Blätter und ließ sie wispern, als trügen sie Stimmen aus längst vergangenen Ratssitzungen in sich. Zaltors Augen verengten sich, als ob er in den Ästen Antworten suchte, die kein Hellseher ihm geben konnte.
„Ich ahne, dass Fagora im Bergwerk Dornfels weilt“, flüsterte er. „Kuriere berichten, Mixed, Morghat und Yessa seien dort als Geiseln im Stollen – bewacht von der Elbenarmee und Lichttrollen. Sie greifen ein, wenn Fagora versagen sollte oder wenn die Situation bremslich wird. Doch unsere Königin ist stark genug um das Böse von uns zu nehmen. Sie hat uns oft gerettet, aber Frieden hat sie nicht erlebt. “
Nosphre nickte, während sein Drache Kyran die Luft prüfend schnupperte und seine Flügel leicht anspannte. Über den Gartenrändern zeichneten sich zwei Drachen gegen den dämmernden Himmel ab, ihre Flügel schlugen schwer in der kühlen Abendluft.
Zaltor hob seine rechte Hand und strahlte über sein ganzen Gesicht vor Stolz. „Doch Fagora hat es geschafft, dass der rote Nebel uns nicht mehr gefährlich ist.Der Arthrassee ist nun wieder rein und Drachen können Magir trinken. “
Ein letzter Sonnenstrahl fiel durch das Blätterdach des alten Elbenbaums und ließ die Schuppen von Kyrans in metallischem Rot schimmern. In dieser Stille, vor dem ehrwürdigen Baum der Königin Scunia, stand das Schicksal von Junkar auf Messers Schneide – gefesselt an die Tatkraft einer einzigen Heldin.
Ende



