274-27.Teil der Fantasyserie von Josh Fagora, KI Bing und Urheber Johannes Schütte







Die ersten Lichtstrahlen des Morgens bahnten sich nur zaghaft durch das dichte, tiefhängende Wolkenmeer, das wie ein zerfledertes Tuch über dem Arthrassee lag. Fagora stand am Bug des knarrenden Boots, das sich langsam durch die unheilvoll ruhige Wasseroberfläche schob. Um sie herum pulsierte das Wasser in einem seltsam gedämpften Rot – nicht wie das Leuchten von Abendlicht auf See, sondern wie Blut, das sich mit Nebel vermischte.
Die Wasseroberfläche war unruhig, obwohl kein Wind wehte. Immer wieder zuckten schemenhafte Gestalten knapp unter der Oberfläche: Rethors Wächter. Ihre leeren Augen leuchteten wie schwache Glut, und ihre Gestalten waren so wenig greifbar wie Rauch, der aus der Tiefe stieg. Mal klatschte eine dunkle Schwanzflosse gegen das Holz, mal zog sich ein feuchter Krallenschatten an der Bootswand entlang. Das Boot schwankte leicht, doch die beiden Frauen hielten stand.
Fagora, mit ihren langen, blonden Rasterhaaren und dem dunklen Mantel über den Schultern, wirkte ruhig und gesammelt, doch ihr Blick war wachsam. Neben ihr saß Salina – die Königin der Vampire –, die bleiche Hände in den Schoß gefaltet. Ihre Augen, schmal und tiefrot, starrten ausdruckslos über das Wasser, während sich ihr Umhang an ihren zarten Körper presste. Ihr Gesicht war maskenhaft, doch die Spannung in ihren Schultern verriet mehr als jedes Wort.
Plötzlich durchbrach ein Leuchten die Stille. Fagoras Halskette, ein unscheinbarer Anhänger aus geschwärztem Silber mit mehrere Rubine in der Mitte, begann zu pulsieren – langsam zuerst, dann schneller, als ob das Schmuckstück selbst atmete. Fagoras Augen weiteten sich, sie presste die Finger an das Amulett. Ihre Lippen bewegten sich lautlos – sie hörte Saradonas Stimme in ihren Gedanken.
„Salina“, sagte sie schließlich mit gepresster Stimme, „Saradona hat mir eine Warnung übermittelt. Yessa, Morghat, Mixed – sie alle sind Geiseln. Die Dunkeltrolle sind in Rethors Gewalt. Das Bergwerk gehört nicht mehr uns.“
Salinas Augen verengten sich, ein feiner Zorn trat in ihre Miene. Doch sie sagte nichts.
„Ich muss zum Nykwald fliegen“, fuhr Fagora fort. „Sofort und mit meinem Drachen Udia.“
Salina senkte den Blick, als wiege sie Welten ab. „Nicht ohne das Artefakt“, flüsterte sie. „Nicht, bevor du den See vom Bösem befreist. Er wird dich bezwingen, solange der rote Nebel herrscht. Dieser bedroht uns alle. “
Doch Fagora schüttelte den Kopf. „Rethor verhandelt nicht. Ich werde ihn vernichten. Ihn und Nytral, der nach der alten Ordnung giert. Du weißt, wie ich zu jener Zeit stehe… Ich will diese Zeit nicht zurück. Die Zeit, wo sich Vampire und Menschen, sowie andere Völker sich bekriegten. “
Salina reagierte wie von einem Stoß getroffen. Ihre Stimme war plötzlich scharf. „Und was ist mit meinem Mann? Du meinst doch wohl nicht—? Fagora, Du weist, das Vampire und Menschen sich wieder vereint haben.“
„Nytral gehört zu denen, die sich nach Macht sehnen. Mehr sage ich nicht.“, erwiderte Fagora ärgerlich und schaute Salina streng, aber auch freundschaftlich an.
Die Spannung zwischen den beiden Frauen war greifbar wie die feuchte Luft um sie herum. Doch sie wussten beide, was zu tun war. Als das Boot schließlich die Insel erreichte – ein düsterer Felsbrocken, umgeben von alten Bäumen mit knorrigen Ästen – steuerte Fagora es geübt ans Ufer und warf den Anker mit einem dumpfen Klirren.
Fagora stieg vom Boot auf den glitschigen, mit feinem Nebeltau überzogenen Steinboden der Insel. Der Uferbereich wirkte wie eine in Zeit erstarrte Schwelle zwischen Diesseits und Anderswelt: dicke Baumwurzeln wanden sich wie Finger aus der Erde, zwischen ihnen schimmerten seltsame Kristalle im blutroten Licht des Arthrasees. Um sie herum wehte der rote Nebel in trägen Strömen und legte sich auf alles wie eine zweite Haut.
Hinter ihr folgte Salina, ihre Bewegungen waren angespannt und gezügelt. Die Vampirkönigin schien selbst den Boden nicht berühren zu wollen, so sehr ekelte sie sich vor dem Einfluss Rethors.
Als sie den schmalen Pfad zum Altar hinaufstiegen, bemerkten sie die ersten Spuren der Verwüstung: zertrampelter Boden, zerschmetterte Baumrinden – dann die ersten Rußkaskaden auf den Steinen.
Drei Lichttrolle lagen um ihn herum, wie gezielt abgelegt von einer höheren Macht – in einem exakten Dreiviertelkreis. Ihre Haut glimmte wie heißes Glas, durchzogen von Adern aus flüssigem Licht. Jeder von ihnen strahlte eine andere Farbe aus – Silber, Bernsteingold und Eisblau – und gemeinsam formten sie ein leuchtendes Muster auf dem schwarzen Gestein.
Die Insel war still. Selbst der Wind wagte es kaum, die uralte Szene zu stören. Nur das Pulsieren des Altars durchbrach die Stille – in einem Rhythmus, der tief in die Knochen fuhr. Aus der geöffneten Drachenmaulspalte darunter wehte ein Hauch von Wärme, und wer genau hinsah, konnte den Schein uralter Runen unter der Oberfläche flackern seh
Ihre Körper waren ausgezehrt, von schwacher Glut durchzogen, die aus Rissen in ihrer Haut trat. Ihre Flügel – hauchdünn und von filigranen Lichtadern durchzogen – waren an den Rändern versengt, an manchen Stellen bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Um sie herum lagen Leinentücher, mit denen sie offensichtlich den Altar geschmückt hatten. Nun waren die Tücher angebrannt, mit schwarzem Staub und Splittern von Jadekristallen bedeckt.
Fagora stürzte über das zerklüftete Gestein, ihre Stiefel rutschten fast auf dem von Tau glitschigen Boden. Die Lichttrolle lagen regungslos, wie vom Licht selbst entkleidet – ein Anblick, der ihr den Atem raubte.
Sie kniete sich neben die erste der Trollinnen, deren leuchtender Körper im Dämmerflimmern nur noch schwach schimmerte. Fagoras Hand zitterte leicht, als sie zwei Finger an die kühle Haut unterhalb des Kiefers legte – genau dort, wo man den Puls eines Wesens erwarten würde. Doch da war nichts. Kein Hauch, kein Beben. Nur Stille.
Die Haut fühlte sich an wie polierter Obsidian – glatt, fest, leblos. Ein leichter Schimmer lag noch auf ihr, als hätte sich das Licht selbst darin verirrt und finde nun keinen Ausweg mehr. Fagora schloss kurz die Augen. Ihr Blick wanderte zum Altar, dessen Rhythmus sich nicht verändert hatte, als sei sein Werk noch nicht getan.
Und plötzlich… fühlte sie es: einen kaum wahrnehmbaren Widerstand unter ihren Fingerspitzen. Nicht Leben – aber auch kein reines Ende.
„Sie sind tot. Aber warum?“, schrie Fagora, so laut, dass der Schall über den See hallte.
„Sie haben bis zum Schluss geleuchtet“, flüsterte Salina und wischte eine letzte Ascheschicht fort.
„Doch der Feuermagierdrache… sein letzter Atemzug muss sie getroffen haben.“
Fagora zog die Luft ein, so laut, dass sie es selbst hörte.
„Ihre Magie war zu rein. Drachen, die dem Nebel dienten, haben sie aus dem Leben gerissen.“
Ihre Blicke wanderten zum umliegenden Fels, auf dem tiefschwarze und blutrote Brandspuren klafften. Dort, wo einst glatte Kalkplatten bis zur Spitze des Felsens führten, züngelte noch der Abdruck gewaltiger Klauen nach. In Rillen von Asche und geschmolzenem Stein war zu erkennen, wie unzählige Flammenzungen den Felsen hinaufgeleckt hatten – Spuren, die aussahen wie ein höllisches Netz aus Narben. Über einer besonders breiten Brandspur ragte ein tiefes, halb geschmolzenes Drachenschuppenfragment, schwarz und glänzend wie obsidianes Metall.
Salina, bleich geworden, trat an ihre Seite. Ihre Augen schweiften über die Szene – sie erkannte den magischen Bruch, die verbrannten Umrisse von Klauen, die im Stein hinterlassen worden waren.
„Der Geist von Rethor oder die Wächter vom See. Ein Fluch des Gottvampirs, der nicht will, dass wir den See retten und dass Drachen hier wieder trinken können“, sagte sie tonlos.
Fagora blickte auf, sah die scharf eingeschmolzenen Spuren am Felsen – tiefschwarze Krallenabdrücke, Brandrillen, in denen noch roter Rauch züngelte.
„Das mag sein. Aber siehe da – Brandspuren von Drachen. Böse Drachen haben sie angegriffen, um ihren roten Nebel zu schützen und irgendwo wieder freizusetzen.“
Mit zusammengekniffenen Augen trat sie nun an den Altar. Der kleine Drachenkopf aus grünlicher Jade lag dort – seltsam unversehrt, doch umhüllt von vibrierender Magie.
Dann veränderte sich das Licht.
Damit öffnete sich mit einem leisen Knacken die Welt über ihnen. Ein gleißendes Licht brach durch das Blätterdach, und Göttin Imperia trat in Erscheinung. Sie schwebte nur wenige Ellen über dem Steinboden, doch ihr Umhang wallte so, als wäre er ein lebendiges Flammenmeer. Jeder Stofffaltenzug glühte von innerem Leben: Rot, als hätte man gehärtetes Blut in Seide gewebt. Ihr Haar wirbelte um sie herum, ein Kranz aus purpurnen Strahlen, der die Stille mit einem leisen Summen füllt
Wie auf ein unsichtbares Signal hin verzogen sich Nebel und Wolken, und durch die Baumwipfel brach ein rötliches Leuchten. Der Himmel selbst öffnete sich wie ein Spiegel aus Licht, aus dem eine Gestalt herabsank – schwerelos, anmutig, unerträglich klar.
Göttin Imperia vom Arthrasee
Sie schwebte über der Insel mit ihrem rot flammenden Umhang, der sich weit wie Flügel spannte. Ihr Haar war wie ein leuchtender Strom, geflochten aus Gold und Glut, über ihrem Haupt ein schimmernder Lichtkranz, der die Schatten zurückdrängte.
Die Worte der Göttin Imperia, der Hüterin des Arthrassee, fuhren wie Lichtblitze durch das Dickicht – aber nicht wie ein Brüllen. Nein, ihr Klang war fein, fast ätherisch, wie das Knacken von gefrorenem Tau auf Blattadern. Und doch… jeder Laut barg die Wucht eines uralten Wesens: einer Drachengöttin, deren Atem einst Himmel gespalten haben soll.
„Fagora, beginne mit dem Ritual. Die Lichttrolle wurden von Drachen angegriffen und Rethor trieb sein Unwesen. Beeile dich, denn auch du kannst Opfer des roten Nebels und der geistigen Übermacht Rethors werden.“
Fagora kniete langsam vor dem Altar nieder. Ihre Finger zitterten, als sie den Drachenkopf in ihre Hände nahm. Dann sah sie zu Salina auf.
„Du hast recht“, sagte sie leise. „Ich werde das Artefakt aktivieren. Es steht als Drachenkopf auf der Insel und wartet auf mich. Dann werde ich mit dir zusammen und mit Udia zum Nykwald fliegen. Aber die Elben sind friedlich, vergiss das nicht. Ich muss mich um Rethor kümmern – und weiß noch nicht wie.“
Salina trat näher an Fagora, der Königin des Planeten Perna.Der Blick der Vampirkönigin wurde wieder fest.
„Du musst den See befreien, oder soll Göttin Imperia nachhelfen? Nur du kannst das Artefakt wieder aktivieren – so steht es im Buch Nosphre.“
Fagora nickte und blickte lange zu Salina hinüber, ein Lächeln auf den Lippen.
„Du hast recht.“, sagte sie und nickte Imperia und Salina freundlich zu,




Dann begann sie mit leiser Stimme, die uralten Worte zu sprechen. Worte, die älter waren als der See selbst. Worte, die leuchteten wie Flammen auf der Zunge und die das Herz einer Göttin zum Beben brachten.

