271-24. Teil der Fantasyserie von Josh Fagora , KI Bing und Johannes Schütte

**Am Arthrassee**  

Der Wind strich leise über die rötlich  schimmernde Oberfläche des Sees, als Udia, der erste Drache des  Planeten, mit mächtigen Flügelschlägen am Ostufer des Arthrassees  landete. Fagora und Salina stiegen von seinem Rücken und blickten auf  das unheilvoll gefärbte Wasser. Die Wellen kreisten träge, als würden  sie ein Geheimnis bewahren.  

Fagora, noch immer in ihrer  schlichten Wanderkleidung, erstarrte. Ihre Augen weiteten sich vor  Entsetzen. „Das Wasser…“, murmelte sie, „es ist wie Blut.“  

Salina  schüttelte heftig den Kopf. „Kein Drache trinkt hier“, rief sie, ihre  Stimme überschlug sich fast. „Die Wächterdrachen brauchen keine Magie –  sie wurden von Imperia und Zerah erwählt, weil sie rein sind. Aber wo  ist Imperia? Wir können nicht ewig warten!“  

Die Vampirkönigin  lief unruhig am Ufer auf und ab, ihre sonst so elegante Haltung von  Nervosität gezeichnet.

„Was suchen wir hier eigentlich?“, fragte sie  sich laut. „Dieser rote Nebel… er muss ein Ende finden. Ich spüre es –  Nytral ist bei Rethors Armee. Er plant etwas.“  

Der Wind trug die salzigen Nebelschwaden des Artharsssees über das Ufer, als Fagora, Königin von Perna, einen Schritt näher trat an Salina. Ihre Augen – fest wie geschliffener Smaragd – hielten Salinas Blick mühelos stand. In der Tiefe ihres Blickes lag keine Verachtung, sondern etwas viel Mächtigeres: Verständnis.

Salina, die Vampirkönigin, stand reglos da, ihr Antlitz bleich wie der erste Frost, ihre Lippen zu einem stummen Fluch gepresst. Die Schatten der Vergangenheit lagen schwer auf ihren Schultern, Albträume aus Blut, Verrat und jahrhundertelanger Einsamkeit. Doch Fagora – wissend um die Dunkelheit, die in Salinas Herz nistete – wandte sich nicht ab.

„Ich kenne deinen Schmerz“, sagte Fagora mit ruhiger Stimme, die durch Salinas kühle Fassade schnitt wie Sonnenstrahlen durch Nebel. „Du hast zu viel verloren, zu viele gezwungen, dich zu fürchten. Doch deine Geschichte ist noch nicht vollendet, Salina. Du kannst dich entscheiden, was du aus der Nacht machst.“

Ein Zittern ging durch Salinas Schultern – war es Furcht, Reue oder der erste Hauch von Hoffnung? Über ihnen zog Xuna ihre goldene Bahn über den Himmel, als wollte selbst die Sonne bezeugen, dass Licht auch für jene leuchten konnte, die in der Finsternis geboren wurden.

„Nytral wird versuchen, die Vampire an die  Macht zu bringen“, sagte Fagora mit eisiger Entschlossenheit. „Ich werde  ihn töten – das schwöre ich dir. Aber zuerst müssen wir ihn und Rethor  finden. Der Gottvampir ist wie ein Schatten… und sein Volk wird ihm  jeden Wunsch erfüllen.“  

Ein bitteres Lächeln legte sich auf  Fagoras Lippen. „Allein kann ich Rethor nicht besiegen. Udia…“, sie warf  einen Blick zu dem riesigen Drachen, der regungslos am Ufer stand, „er  ist der Erste, der Mächtigste. Er muss seinen Teil tun.“  

Die  Stille, die folgte, war bedrückend. Nur das leise Plätschern des  rötlichen Wassers gegen die Felsen durchbrach die Spannung. Irgendwo in  der Ferne, unsichtbar für ihre Augen, kreisten die Wächterdrachen über  der Insel, auf der das Artefakt ruhte – der Schlüssel zu allem.  

Doch für diesen Moment blieb nur das Warten. Auf Imperia. Auf die Entscheidung des Schicksals.

Die Göttin Imperia war vom See emporgeschwebt. Sie hatte dort am Boden des Sees eine Burg. Ihr leuchtend rotes Kleid  flatterte sanft im Wind, und ein prächtiger, goldener Kranz schmückte  ihr Haupt. Mit einem würdevollen Handschlag begrüßte sie Salina und  Fagora, bevor sie mit fester Stimme sprach:

„Willkommen an meinem See, euer Kommen war von höchster Dringlichkeit.“

Dabei  deutete sie feierlich auf den scharlachroten See und die geheimnisvoll  wirkende Insel, die in der Ferne lag. Dann fuhr sie fort:

„Wie  ihr seht, verwandelt sich der See in ein glühendes Rot. Drachen laben  sich an seinem Wasser und verströmten dabei einen mystischen roten  Nebel. Fagoras Artefakt gerätt in große Gefahr, und Rethor ist wieder  aufgetaucht. Keiner weis wo er ist. Man vermutet im Tarkanwald oder bei den Trollen.“

Fagoras Erscheinung schien die anwesenden  Wächterdrachen , die bei der Insel flogen, sichtlich zu irritieren. Unvermittelt verließen diese die  Insel und glitten in die Lüfte ,während aus der Ferne ein leises, fast  melancholisches Brüllen erklang.Die Wächterdrachen überflogen auch Udia und begrüssten ihn mit einem festen Flügelschlag.

Mit fester Entschlossenheit ergriff Fagora das Wort, und ihre Stimme schnitt klar durch das rauschende Säuseln der Uferwinde am Artharssee. Die Sonne Xuna spiegelte sich in der goldverzierten Krone, die sich stolz auf ihrer Stirn erhob, ein Zeichen königlicher Autorität ebenso wie des uralten Bundes zwischen Perna und dem Licht.

„Es  durfte keinesfalls aus dem See getrunken werden. Ich wollte zur Insel  aufbrechen und, noch bevor wir unserem Untergang entgegengehen, mit Udias  Hilfe all unser Schicksal abwenden. Es eilt, und bis Rethor besiegt  worden ist, dürfte  nichts weiter geschehen. Rethor wird alles dies zu verantworten haben und wie ich es sehe, kommt er um mich zu rächen oder zu töten.“

In diesem Moment  fiel Salina ein beunruhigender Anblick auf: In der Ferne tauchten  wandernde Gestalten auf – Vampire, die sich langsam den Frauen näherten. Mit  besorgter Stimme bemerkte sie:

„Ich wusste nicht, ob es meine  Vampire waren, die dort gingen, aber es sah so aus, als wollten sie sich zu einer Armee  zusammenschließen. Vermutlich sollte es Rethors Armee werden. Er sammelt sich meine Vampire für die Herrschaft.“

Während  diese düstere Vermutung durch die Luft schwang, erhob sich Imperia  erneut. Sie schwebte elegant über dem Boden, und um sie herum begannen  die Bäume in schillernden Farben zu leuchten. Mit sanfter, doch  bestimmter Stimme wandte sie sich an Fagora:

„Du schafft es,  Fagora. Du kannst das Rote vom Wasser lösen, indem du das Artefakt  erneut aktivierst. Und Udia – der Urdrache, der einst den mächtigen  Viskur besiegt hatte – soll die Drachen leiten. Die Trolle hatten  nämlich das Schwert Viskur geschmiedet, und einzig dieses Schwert  vermochte es, Rethor zu bezwingen. Ich hatte den See mit magischer Kraft  erfüllt, zum Nutzen der Drachen und Magier.“

Ein sanfter Wind kräuselte die Oberfläche des Sees, während Udia, dessen schillernde Schuppen im Sonnenlicht wie flüssiges Metall glänzten, langsam seinen riesenhaften Kopf senkte. Seine smaragdgrünen Augen funkelten vor stillem Vertrauen, und in seinem Blick lag ein uraltes Wissen, das tiefer reichte als Berge und Meere.

Fagora, mit einem langen, grauen Wanderkleid bekleidet, trat langsam näher. Ihre Augen ruhten auf dem Drachen, doch sie schienen zugleich in weite Fernen zu blicken – in Erinnerungen oder Visionen, die nur sie kannte. Ihre Stimme war leise, fast ein Flüstern, aber von einer solchen Klarheit, dass selbst die Vögel in den Bäumen für einen Moment schwiegen.

„Udia…“ sagte sie nachdenklich. „Jahrtausende lang haben deine Schwingen Himmel und Sturm durchquert. Und doch… heute senkst du dich wie ein Freund. Was siehst du in mir, das du so tief vertraust?“

Udia blinzelte langsam. Ein leiser, warmer Laut entwich seiner Brust – kein Brüllen, kein Fauchen, sondern ein tiefes, vibrierendes Summen, das wie Trost klang. Der See antwortete mit sanften Wellen, als wollte er ihre Verbindung widerspiegel

Mit tiefer Nachdenklichkeit sprach Fagora zu Salina und der Göttin.

„Ich  verstand es nicht. War es wirklich so, dass nur Xandadur mir die Magie  verleihen konnte? Mein Entschluss ist, Rethor zu besiegen und den See  von seinem dunklen Fluch zu befreien.“

Imperia lächelte gütig und richtete ihren Blick zur strahlenden Sonne Xuna, die im vollem Glanz über die Insel Fagora des Arthrassees stand, während nur kleine Wolken am Himmel erschienen.  Imperias  Worte hallten voller Zuversicht:

„Udia  soll dir die Magie verleihen – eine Magie, mit der du in positiver  Kraft herrschen kannst. Doch du musst Geduld üben. Erst wenn der Mond  Odima sich mit den singenden Drachen verbindet, wird dir alles offenbart  werden – so steht es geschrieben im Buch Nosphre, das auch du hast. Aber deine Zukunft kannst du in diesem Buch nicht lesen.“

So endete jener Teil der alten Legende.