Wenn #allesdichtmachen satirisch gemeint war, bedeutet es dann #allesaufmachen?
Die landesweite Presse, so wie die sozialen Medien, wurden gestern von einem medialen Erdbeeben erschüttert. 50 Schauspieler, bekannt aus Funk und Fernsehen und insbesondere öffentlich-rechtlichen Sendern, organisierten sich und produzierten 50 ca. einminütige Videos, die Sie über die Plattform YouTube bereitstellten. Die Videos enthalten kurze humoristische Einspieler, die Probleme des Lockdowns an sich, Umgang mit Kindern und Schulen, sowie das Problem, dass jede Form von Kritik an der aktuellen Politik reflexhaft mit der Zuordnung zum rechten Rand belohnt wird, thematisieren.
Innerhalb von 24 Stunden wurde vor allem das Video von Jan Josef Liefers über eine Million mal geklickt und erhielt zum Entstehungszeitpunkt dieses Texts 46.795 positive Bewertungen bei 6083 negativen Bewertungen. Dies entspricht einer positiv Bewertung von ca. 88,5%. Mehr als 1% der Bundesbürger erreichte das Video innerhalb eines Tages. Insgesamt kann bei dieser Resonanz eigentlich nicht die Rede davon sein, dass die Aktion gescheitert sei. Im Gegenteil: Eine Vielzahl der positiven Stimmen versteht die Kritik an inkonsistenter Corona-Politik, Benachteiligung von Familien mit Kindern, und reflexartiges Einordnen von Gegenmeinungen als extremistisch und sieht diese als berechtigt an.
Tatsächlich gab es auch — wie die Künstler ja schon in dem Werk ankündigen — Lob von einzelnen Politikern, auch von der AfD. Allerdings finden sich sehr zum Ärger Mancher unter den Fürstimmen auch Politiker der Grünen, der Linken, wie auch der FDP. Selbst CDU Kanzlerkanditat Armin Laschet hat die Kritik als prinzipiell berechtigt bezeichnet. Aber sollte uns überhaupt interessieren, wer einer These oder einem Witz zustimmt?
Ich denke die Antwort muss “Nein!” heissen. Natürlich kann man ein Werk ablehnen, da man es für extremistisch hält. Allerdings sollte man das auch begründen können. Dies ist dies bei den kurzen Videos schwierig, da die meisten ja nur empfehlen, die Maßnahmen zu befolgen und nicht über diese weiter nachzudenken. Interpretiert man diese als Satire, dann kann man höchstens zu dem Schluß kommen, dass man sehr wohl über die aktuellen Maßnahmen nachdenken sollte.
Selbstverständlich reagiert hier gereizt, wer sich als Alternative zu #allesdichtmachen nur #allesaufmachen vorstellen kann. Dann wäre die deutliche Kritik an der Aktion vielleicht wirklich gerechtfertigt. Aber ist das Land der Dichter und Denker wirklich so ideenlos? Fangen wir doch lieber an, darüber nachzudenken, was wir eigentlich alles besser können!
Dieser Text ist unter CC 4.0 BY Lizenz veröffentlicht und darf frei verbeitet und reproduziert werden. Er erschien zuerst in LiKE, dem Blog der FDP Erlangen.
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