… und mal wieder war das alles andere als entspannt …
Nachdem ich ja im letzten Jahr bereits einmal mit dem Schlafwagen nach Basel und zurück gefahren bin (Ausgangspunkt der Reise war Rendsburg) und das eher unschöne Erlebnis auch in einem Artikel beschrieben habe, wollte ich dieses Mal bei einer Fahrt nach Freiburg im Breisgau, also einer recht ähnlichen Strecke, nicht wieder in einer Sardinenbüchse reisen. So beschloss ich, die Fahrt am Freitagabend über Nacht auf einem normalen Sitzplatz anzutreten – und am Sonntag sollte es dann schon mittags wieder zurückgehen, damit ich abends noch wieder zu Hause in Rendsburg ankomme.
Ein ganz schön strammes Programm also, aber was tut man nicht alles, um endlich mal das Enkeltöchterchen zu sehen? Eigentlich war dieser Besuch nämlich schon im Dezember geplant und gebucht, aber dann streikten die Lokführer, sodass das dann ausfiel. Und mit dem Auto ist mir die Strecke dann für ein Wochenende doch ein bisschen zu lang.
Am Freitagabend sollte ich um kurz vor 20 Uhr hier in Rendsburg losfahren, um dann nach einem baustellenbedingten Umsteigen in Neumünster (normalerweise fährt der Zug von Rendsburg aus durch) um 21.47 Uhr in Hamburg-Dammtor anzukommen. 14 Minuten später sollte dann dort vom gleichen Gleis aus der Zug nach Zürich fahren, der mich bis Freiburg bringen sollte.
Aufgrund meiner schlechten Erfahrungen mit der Bahn fand ich die 14 Minuten nun etwas knapp kalkuliert – und wenn ich den Zug in Hamburg verpasst hätte, dann hätte ich auch gleich wieder umdrehen können, denn eine Alternative dazu gab es nicht – mal von der Zugbindung ganz abgesehen. Also habe ich den Zug von Rendsburg aus eine Stunde früher genommen – und dieser brauchte dann auch glatt über zwei Stunden, bis er in Hamburg war. Wäre mein Zug nach Freiburg also eine Stunde vorher gefahren, hätte es mit diesem Fahrplan nicht hingehauen – so hatte ich nun noch 40 Minuten Zeit, am Dammtorbahnhof rumzulungern …
… wobei dann aus den 40 Minuten doch noch etwas mehr wurden, denn statt um 22.01 Uhr fuhr der Zug Richtung Freiburg dann erst so gegen halb elf. Dennoch war ich erleichtert, als ich endlich im Zug auf meinem Platz saß – dreieinhalb Stunden, nachdem ich in Rendsburg aufgebrochen bin. Mit dem Auto wäre ich zu diesem Zeitpunkt schon irgendwo kurz vor Osnabrück oder auf Höhe Göttingen (je nachdem, welche Autobahn man nimmt) gewesen …
Und auch dann ging es nicht so richtig flott weiter, denn als Nächstes stand der Zug im Hamburger Hauptbahnhof eine ganze Zeit rum. Danach ging es dann im Schneckentempo in Richtung Süden, sodass wir irgendwann um zwölf, halb eins in Hamburg-Harburg ankamen. Da entschloss man sich dann offensichtlich, dass die Verspätung schon zu groß war und deswegen eine kürzere Strecke gewählt wurde, nämlich über Hannover statt über Bremen. Blöd nur für die Fahrgäste, die nach Bremen oder Verden wollten, denn die wurden nun aufgefordert, auszusteigen und sich einen anderen Zug zu suchen. Super Sache – genau das, worauf man mitten in der Nacht in Harburg so richtig Bock hat …
Na ja, zum Glück betraf mich das ja nicht, sodass ich davon ausgehen konnte, als der Zug sich dann endlich richtig in Bewegung setzte, am nächsten Morgen in Freiburg anzukommen. Also genoss ich einen mitgebrachten Wein als Schlummertrunk (ein Bordbistro oder so was gab es leider nicht), freute mich, dass das Internet einigermaßen manierlich funktionierte, und versuchte dann irgendwann, einzuschlafen …
… was mir allerdings durch den doch recht harten Sitz (immerhin in der ersten Klasse) und vor allem die sehr laute und ruppig eingestellte Klimaanlage erschwert wurde. Schon bald zog ich mir einen Pullover über, weil es echt kalt wurde (und ich bin wahrlich kein Frostködel), gegen den Lärm, der eine Intensität hatte, als würde zwei, drei Sitzreihen vor mir ein Staubsauger laufen, half das aber nichts. Ein paarmal bin ich immerhin ein bisschen weggedöst – letztlich auch nicht viel weniger als im Schlafwagen im letzten Jahr, dafür aber dann doch deutlich günstiger.
Am nächsten Morgen kam der Zug dann auch mit „nur“ einer knappen halben Stunde Verspätung in Freiburg an. Soweit also erst mal alles gut, jetzt musste ich nur am nächsten Tag noch wieder zurückkommen …
Wenn man ein Hotel direkt am Bahnhof hat und dort dann morgens durchs zum Lüften geöffnete Fenster die Absagen und Verspätungsankündigungen von etlichen Zügen hört, dann stimmt einen das eher nicht gerade optimistisch. Aber allen Befürchtungen zum Trotz fuhr der Zug dann am Sonntagmittag um fünf vor zwölf pünktlich los.
In dem ICE gab es dann auch Getränke und kleine Speisen, die einem in der ersten Klasse sogar an den Platz gebracht wurden. Dafür war dann wohl aufgrund der vielen Leute im Zug das Internet so langsam, dass es keinen Spaß machte, mit dem Laptop irgendwelche Seiten aufzurufen. Also Musik auf die Ohren, ein bisschen in einer Musikzeitschrift gelesen und zwischendurch immer wieder die vorbeiziehende Landschaft betrachtet. Und der Zug hielt sich auch wirklich gut, bis Bremen war er echt ziemlich pünktlich, sodass ich hoffte, den nur sechs Minuten nach der geplanten Ankunft meines ICE auf dem gleichen Gleis in Hamburg-Dammtor abfahrenden Regionalzug Richtung Kiel auch tatsächlich zu bekommen.
Dann stand mein Zug in Bremen allerdings etwas länger, es hieß, irgendwas sei defekt, sodass er ein paar Minuten verspätet dort losfuhr. Nun wurde es eng – es wäre aber noch zu schaffen, denn ich sollte um 19.25 Uhr (eigentlich 19.20 Uhr) am Dammtorbahnhof eintreffen (das wird einem im Zug immer auf einem Monitor angezeigt), und die Weiterfahrt sollte um 19.26 Uhr sein.
Dann hatte allerdings irgendjemand, als wir im Hamburger Hauptbahnhof waren, den glorreichen Einfall, doch den Regionalzug auf dem Gleis vorzulassen, sodass mein ICE dort erst mal im Bahnhof rumstand. Ich frage mich, wie man auf so eine Idee kommen kann: Da kommt ein Fernzug, von dem aus mehrere Passagiere (ich war da nicht der Einzige) in einen Regionalzug umsteigen wollen, und genau dieser Regionalzug, von dem aus mit Sicherheit keiner in den Fernzug umsteigen wollte, da dieser nämlich in Hamburg-Altona endete, wird vorgezogen. Wirkt dann schon so ein bisschen wie ein ausgestreckter Mittelfinger, oder?
Also durfte ich noch eine knappe Stunde am Dammtorbahnhof rumlungern, lief ein wenig durch die Wallanlagen (was nicht übel war, aber ich wäre dennoch nach so einer Tour lieber eine Stunde früher zu Hause gewesen) und bestieg dann statt um 19.26 Uhr erst um 20.26 Uhr den Zug Richtung Kiel. Dann in Neumünster noch mal umsteigen, und schließlich war ich gegen 22 Uhr wieder zu Hause in Rendsburg.
Was mir auffiel: Mittlerweile wird immer bei den Verspätungsansagen am Ende mitgeteilt, warum der Zug sich verspätet. Ich weiß ja nicht – ich persönlich finde das nicht so interessant, warum das Ding nicht pünktlich ist, sondern es stört eher der Umstand, dass das überhaupt so ist. Zumal diese Ansagen dann auch so allgemein sind, dass ich den Eindruck habe, als kämen die aus einem Wortbaukasten für Bahnhofsansager. Das Highlight der nichtssagenden Floskel war dann am Sonntagabend am Dammtorbahnhof zu vernehmen: Da verspätete sich ein Zug um 80 Minuten (genau das, was man an einem Sonntagabend auf dem Weg nach Hause so richtig klasse findet – die Betroffenen taten mir echt richtig leid), und dann heißt es: „Der Grund ist eine behördliche Anordnung!“ Ach, echt jetzt? Ist ja megainteressat – und so super präzise, dass sich nun jeder genau vorstellen kann, was da los ist.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich echt noch Glück gehabt habe, denn die Verspätungen hielten sich im Rahmen, zudem bin ich überhaupt auch schon mal da hingekommen, wo ich hinwollte, und auch wieder zurück – anders als diejenigen, die am Freitagabend nach Bremen wollten. Alles dauerte zwar länger als geplant, aber mit Pünktlichkeit rechne ich bei der Bahn eh nicht. Drei von den sechs Fahrten waren verspätet, also genau die Hälfte. Davon muss man heutzutage wohl ausgehen.
Und das führt dann auch dazu, dass ich während dieses Wochenendtrips (und auch die Tage zuvor) die ganze Zeit von dem Gedanken begleitet wurde: Hoffentlich haut das auch alles hin mit der Bahnfahrerei … Wie ich eingangs schon schrieb: Entspannt geht in jedem Fall anders.
Ach ja, eine Anmerkung noch am Rande: Als kleines Mitbringsel von der biestigen Klimaanlage hab ich mir dann noch eine Erkältung mit nach Hause gebracht. Daran konnten auch die 30 Grad am Samstag in Freiburg nichts ändern – ein auch für die sonnigste Ecke Deutschlands irrwitziger Wert an einem 6. April. Aber das ist ein anderes Thema …
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