Hier bin ich wieder und teile heute mein Leben des Steppenwolfes. Es war im Dezember 2000 mein erstes selbst verfasstes Gedicht. Damals antwortete ich auf Hermann Hesse und Nietzsche. Erst konnte ich das Buch nicht fertig lesen. Dies geht nämlich nur, wenn man nicht unzufrieden mit sich selbst ist. Der Steppenwolf war Hippieliteratur, ein Buch, das Timothy Leary ein Psychologieprofessor empfahl, als Einführung für psychedelische Drogen. Das sollte aber nicht Sinn des Buches sein. Hermann Hesse schrieb es um sich selbst analytisch zu verstehen. Hesse war mit Carl Gustav Jung dem bekannten Psychiatrieforscher befreundet. Jung und seine Tiefenpsychologie, sein kollektives Unterbewusstsein, ist immer noch wichtig. Hesse verarbeitete diese Lehre in Demian oder auch Siddharta. Mein Gedicht greift auch Nietzsches dionysische und apollonische Weltsicht auf... Diese wird im Werk Hesses wichtig.  Durch den Steppenwolf, da ja viele Schriftsteller genannt werden, kommt man unwillkürlich zu Novalis oder Adalbert Stifter.... Wirklich lesenswert, so wie vielleicht dieses Gedicht!

das leben des steppenwolfes

einsam trabte er durch sandige dünen
des lebens undrüssig
der geist schreit : nihilist!
zugleich die seele brennt der hölle glut
warum, so fragt die litanei er nicht sterben
sondern leben will
die spaltung erhält seinen kreislauf seinen mut
allein kämpft er in sich und zugleich den kampf der titanen
der wettstreit der engel um sein haupt
der wettstreit gegen die welt
dabei wird keiner zum held
in seinem kopf hissen sie die fahnen zum letzten geleit
der thor seiner seele schreit:
nimm dich in acht bald ist es so weit
da kommt der letzte held der trauer
und nimmt dir dein leid
doch die geschichte will´s
und er kommt an die heilige mauer der wölfe
nur für verrückte spricht sie zu ihm
bekräftigt den drang des wissensdurstes der vergangenheit
beschert das glück der unsicherheit
der durst nach altem sei gestillt der quell
der jugend hat ihn heimgeholt
die kraft schwand bis zum letzten bissen
eines wolfes tapferkeit
bringt des menschen ewigkeit
er fraß sich selbst in seinen dünen
die seele brach am end entzwei der wolf allein aus ihm heraus
die seele aber wanderte zu gott apoll
nun singt sie himmelslieder und vergaß
des wolfes letzter fraß!

Uwe Kraus 2000

© Uwe Kraus

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