Gerade in Bezug auf die Homöopathie reden ja die Kritiker immer gerne wieder vom sogenannten Placebo Effekt. Und im Grunde ist das ja auch in Ordnung, denn mal ganz ehrlich: Sind wir nicht alle ein bisschen Placebo?

Gipsy mit einem Hauch von Arnica

Die Wirkung von Placebos: Psychosoziale Mechanismen

Unter psychosozialen Mechanismen versteht man Folgendes:

Der Patient erwartet, dass es ihm nach der Einnahme eines Medikaments besser geht. Das hat Auswirkungen auf seine Psyche. Angeblich befiehlt das Gehirn nun dem Körper bestimmte Hormone – sogenannte Schmerz-Stopper – wie zum Beispiel Endorphine bei Kopfschmerzen (wie unglaublich weitsichtig sich das Gehirn zeigt) auszuschütten. Die Kopfschmerzen werden gelindert oder verschwinden ganz. Ein Wunder!

Hoffnung und Glaube können demnach Hormone aktivieren. Nun ist angeblich die Tablette für den Menschen eine Art Werkzeug, dass ihm suggeriert, jetzt etwas gegen den Schmerz tun zu können. Mit diesem Glauben aktiviert er dann anscheinend seine Selbstheilungskräfte und schon geht es ihm besser.

Und so behaupten Mediziner immer wieder, dass die Wirkung von Homöopathie oder auch Akupunktur allein dem Placebo Effekt zu verdanken sind. Nun gut - lange Zeit haben sie auch behauptet, dass Serotonin für den "Joggers-High" verantwortlich ist, bis ihnen das Endocannabinoid Anandamid in die Quere kam.

Wer hat das mit dem Placebo Effekt meinem Hund verraten?

Ich habe eine 10 Jahre alte französische Bulldogge, die unter Arthrose leidet. Als Welpe hatte sie eine Verletzung am linken Vorderlauf – dieser macht ihr jetzt mitunter Probleme. An manchen Tagen humpelt sie deutlich sichtbar, an anderen Tagen fällt es weniger bis gar nicht auf. Da geht es dem Hund wie dem Menschen.

Wenn sie zu stark humpelt, bekommt sie von mir Arnica Globuli. Und was soll ich sagen – sie rennt wie der geölte Blitz über die Wiese. Wieso kann die denn plötzlich Placebo?

Ich hab da mal recherchiert und mich gefragt, ob es neuere Erkenntnisse zu der Placebo Behauptung gibt. Allein schon die Akupunktur in diese Schublade stecken zu wollen hat bei mir deutliches Unwohlsein ausgelöst.

Und siehe da: Es gibt tatsächlich neues "Wissen" zum Placebo-Effekt. Doch zuerst ist es interessant zu wissen, wo denn die Behauptung mit dem Placebo Effekt herkommt.

Na klar: Die USA war´s

Im Jahr 1955 behauptete ein Arzt in den USA in einem Artikel, dass 35 % der Patienten auf Placebo reagieren. Diese "Schätzung" des Mediziners wurde fast 55 Jahre lang wie bei der stillen Post von Mediziner zu Mediziner weitergetragen, ohne diese Behauptung systematisch zu untersuchen. Erst 2001 machten sich dänische Wissenschaftler auf die Suche nach entsprechenden Studien. Davon gab es genug, da Placebo in tausenden von kontrollierten Studien eingesetzt wurden. Dabei fanden die dänischen Forscher Hrobjartsson und Götzsche (1) anhand von 114 Studien heraus, dass die Placebos so gut wie keine Effekte auf die Probanden hatten oder ähnliche Ergebnisse ergaben, wie bei denen, die weder Placebo noch Medikamente erhalten hatten.

Wenn es also keinen Placebo Effekt gibt und Homöopathie nur Unfug ist, wieso kann mein Hund - und im übrigen nicht nur der - dann Placebo?

Wenn Wissenschaft Wissen schafft

Vielleicht ist es wie mit den Endocannabinoiden. Bevor man sie entdeckte, wusste man nichts von Ihnen und machte einfach andere Stoffe für ihre Aufgaben verantwortlich. Dann entdeckte man sie. Leider versteht man aber nur einen Bruchteil von dem, wie sie funktionieren und verliert sich in den wildesten Spekulationen, bis dann irgendwann in ferner Zukunft nach 100 Jahren und 114 Studien das Gegenteil bewiesen wird. Vielleicht ist es wichtig, bei all der Wissenschaft nicht zu vergessen, dass wir als Menschen nur einen Bruchteil von dem verstehen, wie die Welt tatsächlich funktioniert. Dann ist es wahrscheinlich sehr wahrscheinlich, dass Homöopathie mehr kann als Placebo und mein Hund irgendwie davon Wind bekommen hat.