Mein Verhältnis zu Frauen oder warum ich keins habe.
Natürlich haben Frauen in meinem Leben auch eine Rolle gespielt. Allen voran meine Mutter Ella. Sie war immer für mich da und glaubte an mich. Sicherlich würde sie es heute noch tun, wäre da nicht über uns dieser Musiker eingezogen. Er war Pianist! Meine Mutter freute sich schon auf den neuen Mitmieter, denn sie liebte Musik.
Aber dazu kam es leider nicht. Als sie eines Tages von der Arbeit nach Hause kam, veränderte sich schlagartig ihr Leben. Sie war Reinigungsfachkraft im gehobenen Dienst. Sie kontrollierte den Ein- und Verkauf von Urinal-Utensilien und hatte die Oberaufsicht über zehn Sanitäranlagen im innerstädtischen Bereich unter sich. Für eine dieser Anlagen war sie selbst verantwortlich. Unter Kennern galt ihre Toilette als absoluter Geheimtipp. Keine andere Bedürfnisanstalt wurde mehr frequentiert. Sie war die Innovativste der ganzen Branche. Sie führte als erste Musikberieselung ein. Händels Wassermusik an den Urinalen und die Hits von Modern Talking in den gemütlich eingerichteten Kabinen. Das löste jede Verstopfung in Windeseile. Liebevoll und voller Hochachtung wurde sie von allen Urin-Ella genannt. Von ihrem reichhaltigen Trinkgeld fuhren wir jedes Jahr an die Cote d`Azur. An meinen Vater habe ich keine Erinnerung mehr. Er hatte sich schon kurz nach meiner Geburt verpisst. Als nun meine Mutter eines Tages nach Hause kam, wurde gerade der Flügel des Musikers angeliefert. Er wurde von zwei Arbeitern mittels eines Flaschenzuges nach oben gezogen. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie riss das Seil.
Doch es war wirklich eine schöne Beerdigung. Alle ihre Kollegen waren da, sogar einige Stammkunden. Nach der Trauerfeier versammelten wir uns an Mutters Arbeitsstätte zum Leichenschmaus. Es wurde viel erzählt und gelacht. Es war ein rauschendes Fest, könnte man sagen.
Der Pianist hat übrigens eine Umschulung gemacht. Es muss ihn doch sehr getroffen haben, fast so sehr wie meine Mutter. Er spielt heute Piccolo-Flöte.
Aber ich wollte ja von den Frauen erzählen. Ich hätte sicher auch gerne eine Freundin, aber ich bin wohl zu anspruchsvoll. Man hört ja auch so viele Geschichten, was Frauen alles wollen. Nicht nur Geld und Sicherheiten, nein, vor allem Sex.
Na, und da weiß ich nicht so wirklich Bescheid. In der Schule war ich längere Zeit krank und als ich wiederkam, waren die gerade bei der Entbindung. Meine Klassenkameraden waren mir daher um einiges voraus. Eine Mitschülerin ganz besonders. Sie wurde mit zwölf Jahren schwanger, von einem mitreisenden Kettenkarusselhilfsaufsteller. Schuld daran sind nur unsere Politiker, die mit Verweis auf die rückläufige Bevölkerungsentwicklung mehr Kinder fordern. Aber diese Argumentation hat bei mir nie verfangen. Denn vor die Kinder hat der liebe Gott den Sex gestellt. Wie bereits erwähnt, kenne ich mich da nicht aus. Ein Freund meinte zwar, das sei eine Wissenslücke, die ich füllen müsste. Aber Mutter meinte, man müsse nicht jeden Quatsch mitmachen.
Außerdem habe ich von den vielen Sexrisiken und Sexpraktiken gelesen. Nein, da bleib ich lieber allein mit John und Jim. Ja, ich habe meinen Händen Namen gegeben. Ist doch irgendwie persönlicher! Und die Jungs sind gut. Die verstehen ihr Handwerk. Die will ich nicht missen.
Doch warum werden heute so wenige Kinder gezeugt? Das ist ja kein Wunder, wenn man sich diese ganzen Sexpraktiken ansieht. Da wird ausgepeitscht, geknebelt und gefesselt. Man begießt sich mit Kerzenwachs, bekleckert sich mit Honig, muss Früchte mit Sahne vom letzten Adventskaffee von der Brust schlecken. Wie soll es da noch zum Akt kommen, wenn man sich vor Schmerzen nicht bewegen will oder so verklebt ist, dass man es auch nicht mehr kann. Ganz abnorm wird es, dank veganer oder laktosefreier Sahneersatzprodukte. Veganer Sex zur Befriedigung der Fleischeslust!? Ein Widerspruch in sich. In einer Frauenzeitschrift habe ich gelesen: „Guter Sex muss schmutzig sein!“ Da bietet sich bei mir jederzeit die Küche an. Und Sex wäre nur dann gut, wenn der Nachbar die Zigarette danach auch raucht. Was diese Sexexperten in diesen Gazetten alles so wissen und an Weisheiten weitergeben. Da vergeht es mir ja schon beim Lesen. Außerdem kenn ich meine Nachbarin nicht und möchte auch nicht schuld sein, wenn sie wegen mir an Lungenkrebs stirbt. Ich möchte nicht, dass sie mir dabei zuhört oder mir im Aufzug zuzwinkert. Die Frau ist über achtzig Jahre alt und nicht bei bester Gesundheit. Früher ging man für Sexspielzeug in ein Hygieneinstitut für die Ehe, heute fährt man in den Baumarkt. Wenn ich da so in die Einkaufswagen an der Kasse sehe, da graut es mir.
Ich möchte gar nicht wissen, was die mit Schraubzwingen, Kippdübeln, meterlangen Stahlketten, Gummiflansch und Stacheldraht anfangen. Sind das nun Handwerker oder Sexmonster? Fehlt nur noch, dass mir im Hausflur ein Kerl entgegenkommt, mit einem Andreaskreuz auf der Schulter, der einen Hausbesuch macht. Es soll ja Leute geben, die sich ganze Zimmer aus dem Baumarkt eingerichtet haben. Früher ging man verschämt mit Sonnenbrille, Pudelmütze und angeklebtem falschen Bart in diese Sexshops und heute zeigt ein jeder seine Perversität bei Obi. Ich würde auch nie in eine schlagende Verbindung eintreten.
Und dann immer der Stress mit den Handschellen. Ständig meckert sie rum, nur weil man die Schlüssel nicht finden kann oder einfach schnell weg muss. Ich sag euch, SM fördert nicht gerade den Wunsch nach Kindern. Die sollen weiter unter Schmerzen geboren, aber nicht unter Schmerzen gezeugt werden. Hier hört die Gleichberechtigung aber auf. Peinlich auch, wenn Polizei, Krankenpfleger, Ärzte, Schlüsseldienst und Hausmeister vor der Heizung stehen, an die man angekettet ist. Die Klamotten liegen im anderen Zimmer und das Viagra hält dann wirklich, was es verspricht. Und der Hausmeister lacht dann immer, wenn er dich sieht und fragt: „Na, wie geht´s, wie steht´s?“
Männer, wenn ihr euch wieder mal zu Boden werfen wollt und um Strafe bettelt, bedenkt, welche Frau nimmt euch denn da noch als Familienoberhaupt wahr? Und
welcher Mann braucht seine Frau als schwarzgelackte, lederstiefeltragende und Peitsche schwingende Domina? Die einzige Frau, die früher einen Mann geschlagen hat, war seine Mutter. Und dann hatte er es auch verdient.
Und dann erst das Vorspiel! Wer das erfunden hat ...! Der gehört geteert und gefedert. Aber wahrscheinlich gefällt dem das auch noch. Der muss ja viel Zeit haben! Vermutlich ist das irgendein arbeitsloser Frauenversteher. Ein Weichei oder Zahnpastatubenzudreher, ein Sitzpinkler, ein Einkaufsbummeltaschenträger, ein ich-trink-keinenAlkohol-mehr-Schwachmat, ein Synchronschwimmenvideoaufzeichner! Kurz: ein Depp!
Frauen wollen es gemütlich haben und langsam, sehr langsam und ganz behutsam und so was von einfühlsam. Männer wollen Fußball gucken! Und so eine Halbzeitpause dauert halt nur eine Viertelstunde. Das muss reichen. In dieser Viertelstunde enthalten ist ein Toilettengang und Biernachschub holen. Bleiben also netto zehn Minuten übrig. Frauen wollen schöne Musik, Kerzenschein, Sekt, ein paar liebe Worte, eine Gesichtsmassage, danach eine Rückenmassage, anschließend eine Fußreflexzonenmassage. Und danach? Ist sie eingeschlafen und er hat einen Tennisarm! Und seine Mannschaft hat auch noch verloren. Na ja, zumindest schläft sie dann.
Es gibt ja heute auch Praktiken, da kommt man gar nicht mehr zusammen. Telefonsex oder Videochat. Da kannst du Sex mit der ganzen Welt haben. Sex around the world! Du kannst die Kamera so einstellen, dass dir sogar das Gesicht erspart bleibt. Konzentration auf das Wesentliche! Und du musst auch nachher nicht darüber diskutieren. Frauen wollen Diskutieren, Männer wollen weg. Und am Telefon kann man endlich den Körper haben, den man schon immer einmal haben wollte. Am Telefon hat kein Mann einen Bierbauch und keine Frau Hängebrüste oder Orangenhaut. Paradiesische Zustände!
Dann gibt es auch noch diese Tauschbörsen. Diese Swinger-Klubs! Das ist so eine Art sexueller Flohmarkt. Erst sucht man da ewig im Gewühl die eigene Frau und wenn man zugreift, kann es passieren, man hat nichts von Heike in der Hand, sondern von Heiko. So zeugt man keine Kinder, so erzeugt man eine sexuelle Fehlfunktion. Und Heiko ist es dann auch noch egal und lächelt dich verklärt an. Dann aber Knoten drauf, Frau geschnappt und nix wie raus.
Sexuelle Fehlfunktion gab es früher nicht. Der Bauer lief damals stundenlang mit seinem Pflug über das Feld. Vor ihm die ganze Zeit ein strammer Pferdehintern. Da ging abends immer was! Es wurde auch nicht lange rumgeredet. Auf die Plätze – fertig – Umdrehen – Einschlafen! Und auch nur im Winter, wenn es kalt war.
Man war damals zielorientierter und pragmatischer. Wenn man da noch eine Arbeitskraft brauchte, ging man nicht zum Arbeitsamt, nein, man ging ins Schlafzimmer. Sex war damals noch so etwas wie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Sicher, Körpereinsatz bringt heute auch noch was. Doch wie so oft geht der berufliche Aufstieg im Liegen einfach schneller. Warum gibt es denn für Fernsehmoderatorinnen keine Berufsausbildung? Wie kommen die denn zu ihrem Job? Irgendeinen Vorzug müssen die ja haben, wenn sie uns schon lispelnd Nachrichten verkaufen dürfen oder dümmliche Anmoderationen für noch dümmlichere Schunkelschmalzsängerimitate abseiern.
Allein der gesamte Berufsstand der It-Girls lebt von ihrem Sexappeal. Von ihrer Intelligenz her würden sie
verhungern. Die rennen in High-Heels und aufgespritzten Lippen, gestrafften Bäuchen und aufgepumpten Busen im Dschungel rum oder hocken in Containern. Große Teile von denen müssen später als Sondermüll entsorgt werden.
Sexuelle Ausstrahlung ist einfach wichtig! Deshalb kämpfen wir um Traummaße, pumpen uns auf mit Eisen und Silikon, färben uns ein unter der Höhensonne, so dass Roberto Blanco blass dagegen aussieht. Mit dem Fett, das die absaugen, könnte eine McDonald´s-Filiale ein Jahr existieren. Selbst Männer lassen sich im Schönheitswahn ihren Six-Pack freilegen. Früher hatte man seinen Six-Pack im Kühlschrank. Wir gehen rein, in eine OP, wie Ottfried Fischer und kommen raus wie Uschi Glas. Wir lassen uns Tattoos stechen! Vom Kopf bis zu den Füßen. Daher kommt wohl auch der Ausdruck: „Du siehst bestechend schön aus!“ Wir branden und wir implantieren. Besonders toll sind Tattoos bei Männern mit Bauch. Da wird dann im Lauf der Zeit aus einer Meerjungfrau ein Pottwal. Manche sind so mit Piercings zugetackert, die sehen aus wie ein Reißverschluss. Und dann die ganzen Stellungen ...! Was man da als Mann alles wissen muss. Früher sprach man von einer guten Stellung, wenn man zum Beispiel auf einem Amt gearbeitet und Akten sortiert hat. Man sprach auch gerne mal von einem Stellungskrieg. Eine Stellung ist heute eher eine gymnastische Übung mit Spielpartner. Was früher Turnvater Jahn war, ist heute das Kamasutra oder der Baumarktratgeber Fifty Shades of Grey und für die KneippKur-Anhänger gibt es Feuchtgebiete von Charlotte Roche. Für deren Autobiografie habe ich schon einen Titel: Vom
Mittelstrahl zur Millionärin!
Aber zurück zu den Stellungen. Das Rumturnen in den einzelnen Stellungen dient nur einem Zweck.
Der Mann sucht, allerdings meist vergebens, nach dem Geh-Punkt. Die Frau entscheidet, ob er ihn gefunden hat. Es ist also die Suche nach einem Ziel, dass man nicht vor Augen hat, sondern man muss sich auf einen anderen verlassen. Dieses Suchen und Finden ist für beide Kontrahenten sehr anstrengend. Deshalb beendet die Frau oft das Suchen und suggeriert dem Mann, das Ziel erreicht zu haben. Damit ist die Arbeit des Mannes erledigt und er kann gehen. Deshalb Geh-Punkt.
Und reden ... heutzutage muss man dabei reden. Früher hatte man die Kippe im Mund und los ging es! Heute wollen Frauen erst in Stimmung gebracht werden. Da reicht kein einfaches: Ficken? Besonders als Erstkontakt von fremden Frauen eignet es sich nicht. Diese direkte Art kommt nicht immer gut an. Verklausuliert klingt das besser und man hat mehr Erfolg. Zum Beispiel: „Ich wäre durchaus kopulationsfähig!“ Gerade morgens um vier funktioniert diese Annäherung in einer Disco sehr gut, da hier clevererweise mit Fremdwörtern gearbeitet wird. Aber um das lästige Reden kommt man nicht umhin. Gern gehört sind hier schmutzige Worte wie: Du Kuh oder Geiles Stück!
Früher hatte man seine Frau und gut war es. Heute reicht eine ja nicht mehr aus. Da hätte man gerne mal einen Dreier. Früher wurde zu dritt nur Skat gespielt. Gerne wird heute auch Spielzeug eingesetzt. Wobei es sich weniger um Lego oder Playmobil handelt. Vibratoren sind sehr in Mode, die man auch gerne einmal als Handrührgerät bezeichnet. Die findet man heute in fast jeder Besteckschublade.
Manche Frau geht gar nicht mehr weg ohne ihren Besten Freund! Ich möchte nicht wissen, in wie vielen Handtaschen man den findet. Er ist immer Einsatzbereit und will hinterher auch kein Lob. Gehört heute einfach unter jeden Gabentisch.
Für unterwegs hat die moderne Frau gerne Liebeskugeln! Früher hat man damit Boccia gespielt. Heute sitzen dir in der Bahn Frauen gegenüber und haben einen verklärten, lächelnden Blick und verdrehen die Augen. Und wenn sie dann vor dir her gehen, denkst du, sie spielen mit Kastagnetten.
Ich habe Frauen gesehen, die hatten so viele Haken und Ösen im Mund, dass ich dachte, ich sei beim Angeln. Da wird ein Zungenkuss zum Gesundheitsrisiko. So kann Mann schon mal eine dicke Lippe riskieren. Da hat man nicht nur Angst um seine Zunge. Man hat auch Angst um seinen ...
naja, ihr wisst schon. Wer weiß schon, ob nicht irgendwo noch eine Nadel im Heuhaufen ist.
Diese ganzen Probleme, Unwägbarkeiten, Risiken und Gefahren haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass ich von Sex Abstand nehme. Ja, ich entsage für den Rest meiner Tage. Die Frauenwelt muss ohne mich zurechtkommen. Ich werde nicht in Konkurrenz zu Vibratoren treten. Und falls doch einmal die Wollust mich übermannt, habe ich vorgesorgt. Ich habe mir bei eBay eine aufblasbare Puppe ersteigert. Sehr günstig, da nur wenig gebraucht. Gestern Nacht kam sie zum ersten Mal zum Einsatz. Ging gut! Heute Morgen bin ich mit roten Pusteln am ganzen Körper aufgewacht. Ich habe eine Gummiallergie. Die Puppe habe ich wieder bei eBay eingestellt. Ich kauf mir jetzt einen Hund.

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