Diese Challenge an alle Homöopathen der Welt habe ich vor etwa drei Wochen auf meinem Blog publiziert (A CHALLENGE FOR ALL HOMEOPATHS OF THE WORLD (edzardernst.com)). Bislang gab es noch keine Interessenten; aber vielleicht liegt das daran, dass mein Blog auf Englisch ist – schließlich ist die Homöopathie eine ziemlich deutsche Angelegenheit. Deshalb versuche ich es hier noch einmal auf Deutsch.

Bei der Challenge geht es darum, dass Homöopathen mittels einer ,Arzneimittelprüfung‘ selbstgewählte Homöopathika identifizieren sollen.

Eine homöopathische Arzneimittelprüfung  ist ein in der Homöopathie gebräuchlicher Test, bei dem gesunde Personen ein (meist potenziertes) homöopathisches Homöopathikum einnehmen und dann sorgfältig alle Symptome und Empfindungen notieren, die danach auftreten. Als Hahnemann vor rund 200 Jahren die Homöopathie 'entdeckte', nahm er etwas Chinarinde (Cinchona officinalis) ein und empfand danach die Symptome einer Malaria Erkrankung. Das war der Grund, warum er nach weiteren solchen Experimenten postulierte, dass Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen sei.

Bis zum heutigen Tag beruht die Homöopathie ganz grundlegend auf solchen Arzneimittelprüfungen. Wenn wir z.B. nach Kaffee-Genuss nicht einschlafen können, ist dies in gewissem Sinn eine Arzneimittelprüfung von Kaffee, und Homöopathen kommen dann nämlich zu dem Schluss, dass potenzierter Kaffee ein Mittel gegen Schlaflosigkeit ist.

Ich habe vor vielen Jahren selber einige Arzneimittelprüfungen unternommen, aber sie haben nie so funktioniert, wie Homöopathen es erwarten. Wir untersuchten auch, ob ein verwandtes Phänomen, die homöopathische Erstverschlimmerung (die Verschlimmerung eines Symptoms nach Einnahme eines richtig gewählten homöopathischen Mittels), das von Homöopathen postuliert wird, überhaupt existiert. Die Antwort war negativ (Homeopathic aggravations: a systematic review of randomised, placebo-controlled clinical trials - PubMed (nih.gov)). Tatsächlich sind die einzigen Menschen, die an die Existenz von Arzneimittelprüfung und Erstverschlimmerung glauben, die Homöopathen.

Diese Überlegungen inspirierten mich dazu, die Challenge an alle Homöopathen zu formulieren. Der Ablauf ist wie folgt:

  1. Sie, der überzeugte Homöopath, nennen mir 6 homöopathische Mittel, die Sie bei einer Arzneimittelprüfung zu 100% identifizieren können.
  2. Ich bestelle diese Mittel in der von Ihnen gewünschten Potenz (einzige Bedingung: sie muss höher als C12 sein) von einer seriösen Quelle.
  3. Ich lasse die Flaschen ungeöffnet bei einem Notar an meinem Wohnort deponieren.
  4. Der Notar füllt sie in Behälter, die mit 1-6 gekennzeichnet sind (wenn Sie es wünschen, können Sie dem Notar zu diesem Zweck leere Behälter schicken).
  5. Der Notar bringt die Notiz unter Verschluss, die die Namen der Heilmittel den Behältern mit den Nummern 1-6 zuordnet.
  6. Er sendet Ihnen zugleich die Behälter mit den zugeordneten 6 Homöopathika zu.
  7. Sie können die Methode der Arzneimittelprüfung anwenden, die Sie für die beste halten, und so viele Prüfungen durchführen, wie Sie wollen (die einzigen begrenzenden Faktoren sind die Anzahl der Globuli in den Behältern und die Zeit, die Sie haben, um die Zuordnung zu knacken).
  8. Ich gebe Ihnen 100 Tage für die Durchführung der Arzneimittelprüfungen, und die Challenge bleibt bis Ende des Jahres offen für jeden, der sie annehmen möchte.
  9. Sobald Sie bereit sind, schicken Sie Ihre Ergebnisse an den Notar (z.B. 1 = Rhus Tox, 2 = Sulfur, 3 = Arsen, usw., usw.).
  10. Der Notar schaut in der Notiz nach und teilt uns beiden das Resultat mit.

Ich übernehme gerne alle mit dem Versuch verbundenen Kosten (Notar, Heilmittel, Porto usw.). Wir können auch gewisse Einzelheiten der Challange diskutieren, falls sie Ihren Ansichten über Arzneimittelprüfungen, Wissenschaft usw. widersprechen.

Um sicherzugehen, dass wir es beide ernst meinen, überweisen wir, sobald wir beide alle Bedingungen akzeptieren, einen Betrag von 2.000 Euro auf ein Konto beim Notar. Wenn Sie die Summe erhöhen möchten, lassen Sie es mich bitte wissen (wie ich bereits sagte, können wir die meisten Details meiner Challenge besprechen, um Ihren Bedürfnissen gerecht zu werden). Wenn es Ihnen gelingt, die korrekte Zuordnung zu "knacken", wird der Notar die Summe von 4.000 Euro (Ihre und meine Anzahlung) auf Ihr Konto überweisen. Falls Sie scheitern, wird er den gleichen Betrag auf mein Konto überweisen.

Warum sollten Sie sich dieser Challenge stellen? Ich sehe mehrere Gründe:

  1. Sie wollen beweisen, dass die Annahmen der Homöopathie gültig sind.
  2. Sie wollen mir und allen anderen Kritikern der Homöopathie eine Lektion erteilen.
  3. Sie wollen schnell und ohne viel Arbeit 2.000 Euro verdienen.
  4. Sie wollen, dass die Skeptiker aller Länder wissen, dass die Homöopathie valide ist (wir werden fair über unser Experiment überall dort berichten, wo Sie wollen [vorausgesetzt, die Herausgeber akzeptieren das Paper zur Veröffentlichung]).

Warum nehme ich das Risiko auf mich, eine beträchtliche Summe Geld zu verlieren? Auch hier sehe ich mehr als einen Grund:

  1. Ich halte es nicht für ein großes Risiko; wie gesagt, ich habe selbst mehrere Arzneimittelprüfungen gemacht und bin ziemlich sicher, dass sie nicht funktionieren.
  2. Ich weiß um die fehlende Plausibilität der Annahme, dass ein Mittel, das nichts enthält, irgendwelche Wirkungen hat, die über Placebo hinausgehen.
  3. Ich könnte die zusätzlichen 2.000 Euro gut gebrauchen.
  4. Wenn kein Homöopath die Challenge annimmt, erkläre ich hiermit, dass Homöopathen nicht in der Lage waren, die Gültigkeit ihrer eigenen Annahmen zu belegen.

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