"Is doch alles Scheiße", meint meine Freundin. "Immer dasselbe", präzisiert sie. Wir sitzen gemeinsam in ihrem Auto, fahren durch die Stadt. Ich habe keine Lust zu antworten.
Vor uns ein blinkend rein geputzter Pickup.
"Es heißt übrigens wirklich: "Tränen lügen nicht"", sagt sie und bezieht sich damit auf eins unserer letzten Treffen. Ich habe steif und fest behauptet, es heiße "Dänen lügen nicht."
"Ich hab´s auch nachgelesen ... das war nur die Verarsche von Otto", gebe ich zu.
Die Autokolonne bewegt sich nur langsam, wir sehen vor uns nichts, außer dem Pick-up. "Würdest Du so ein Auto fahren?", frage ich.
Als Antwort schnaubt sie nur.
"Und noch dazu das Geburtsjahr als Nummernschild, geht´s noch? Ein paar Geheimnisse darf doch jeder haben. Oder was soll das. Wahrscheinlich sind die beiden Buchstaben auch noch die Anfangsbuchstaben seines Namens."
"Kennstse einen, kenntste alle", kommentiert sie und schert bei nächster Möglichkeit auf die andere Fahrbahn. An der roten vorne Ampel bestätigen sich alle Klischees. Wir müssen lachen.
"Wahrscheinlich erfüllen wir auch jedes Klischee", sage ich.
Wir biegen zur Brücke ab, wieder staut es sich. Rechts von uns ein Café, in dem sich die Bewohner dieses mondänen Stadtteils treffen und gelangweilt an ihren Apérol nippen an diesem frühen Freitagnachmittag.
Genau vor dem Café muss sie wieder halten. Die Frau am Tisch schiebt ihren Strohhalm aus dem Mund und guckt mich indigniert an. Ich lächle sie an. Sie kann ja nichts dafür, ich auch nicht. Sie guckt noch irritierter, als meine Freundin die Musik laut dreht. Punkig, aber leider nicht Motörheads "Eat the rich". Ich kurble das Fenster runter und bedauere zutiefst keine Dose Bier und brennende Zigarette in der Hand zu haben.