Drei Häuser hat der Atlantik auf den «Outer Banks» vor der Küste North Carolinas in den vergangenen Wochen verschluckt. Klimaerwärmung und der Anstieg des Meeresspiegels werden sichbar.
Eine kleine, unscheinbare Welle gab dem Strandhaus von Hien Pham den Rest. Es stand schon im Wasser, als die ersten Pfähle nachgaben, auf denen es thronte, ins Wanken geriet und schliesslich ganz unspektakulär sich nach hinten neigte und wie ein Korken auf dem Wasser schwamm. Das Video ging um die Welt. 200'000 US-Dollar hatte Pham im November 2020 für das Haus bezahlt, wie die New York Times berichtet. Die Adresse, 24265 Ocean Drive, war Programm. Das Haus mit Blick auf den Atlantik stand auf einer kilometerlangen Sandbank rund 30 Kilometer vor der Küste North Carolinas, bequem mit dem Auto zu erreichen über zwei Brücken und erschlossen mit allem Luxus, vier Schlaf- und zwei Badezimmern, einer Terrasse mit Blick auf das unendliche Meer. Die Verkaufsannonce lässt sich im Internetnoch finden. Der ausgeschriebene Preis von 275'000 Dollar liess sich offenbar nicht realisieren. Gut zu sehen ist aber, dass es sich noch einige Meter vom Meer entfernt befand. Der ganze Strand ist vollgebaut mit diesen Traumhäusern, die primär als Ferienhäuser genutzt wurden. So unspektakulär, wie das Meer das Haus von Hien Pham einfach vereinnahmte, einer Kröte gleich, die ganz beiläufig eine Fliege verschluckt, sind in den vergangenen Wochen bereits zwei weitere Strandhäuser verschwunden, die Reste des einen wurden an die Strände gespült, vom anderen fehlt jede Spur.
Überraschend kommt das nicht. Es liegt in der Natur von Sandbänken, dass sie der Erosion ausgesetzt sind. Doch bislang wurde der Sand am Ocean Drive eher angespült, als dass sich das Meer ihn holte. Ein ungewöhnlich stürmischer Winter und ein langsam steigender Meeresspiegel, es sind rund fünf Zentimeter pro Jahrzehnt, sind nun dabei, das vermeintlich Gefestigte zu verändern. Meter für Meter knabberte das Wasser, lange unsichtbar, an den insgesamt über 100 Kilometer langen, stellenweise mehrere Kilometer breiten «Outer Banks», auf Sand gebaute Inseln wie Hatteres, ungefähr in der Mitte fand sich das Haus von Herrn Pham, in der Ortschaft Rhodante. Jetzt, mit dem Verschwinden der drei Häuser, einige weitere konnten nur gerettet werden, weil sie näher an Land gezogen wurden, wird zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten sichtbar, was Klimaerwärmung und Ansteigen der Meeresspiegel tatsächlich bedeuten: ein unspektakuläres, langsames Verschwinden. Und, anders als in der Atlantis-Sage, wird unter Wasser nichts, gar nichts davon übrig bleiben.