Die wachsende Besorgnis über das Vorkommen "moderner Sklaverei" - wie Zwangs- oder Kinderarbeit - in globalen Lieferketten kann zu Veränderungen in der Beschaffung von Unternehmen beitragen. Davon geht eine neue Studie von Fitch Ratings aus. Viele Konsumgüter enthielten Teile, die aus Sektoren und Regionen stammten, in denen diese Umstände an der Tagesordnung seien, so die Agentur. Betroffen seien unter anderem Unternehmen aus dem Einzelhandel, der Lebensmittelproduktion sowie der Elektrofahrzeug- und Batterieindustrie.

Eine wachsende Zahl von Gesetzen fordere von Importeuren mehr Verantwortung für die Handlungen ihrer Lieferanten in Bezug auf Arbeitsrechte. So werde in Großbritannien, den USA und Australien von großen Unternehmen verlangt, jährlich über ihr Risikomanagement in Bezug auf die moderne Sklaverei in ihren Lieferketten zu berichten. Dies stelle allerdings eine erhebliche Herausforderung dar, da Einzelhändler und Vertreiber von Fertigwaren in der Regel nur einen begrenzten Einblick in die betrieblichen Praktiken der Zulieferer hätten, so Fitch. In den Niederlanden, Kanada, Deutschland und der EU gebe es ähnliche Gesetzesinitiativen, die auch zu allgemeiner Nachhaltigkeit in der Lieferkette mahnten.

itch erwartet eigener Darstellung zufolge, dass regulatorische Anforderungen Trends wie das Nearshoring - die Verlagerung der Produktion aus den kostengünstigsten Schwellenländern in Länder, die näher am Heimatmarkt liegen - beschleunigen werden. Das sogenannte Proximity Sourcing habe Vorteile wie eine verbesserte Aufsicht und regionale Handelsabkommen, die Bestimmungen zu Arbeitnehmerrechten beinhalteten, heißt es in der Analyse. "Wir erwarten auch ein Wachstum bei der verantwortungsvollen oder ethischen Beschaffung, das sowohl durch Vorschriften als auch durch die Präferenz der Verbraucher getrieben wird."

Angesichts weiterer Risiken wie der Corona-Pandemie und bilateraler Handelskriege könnten Unternehmen feststellen, dass die Verlagerung eines Teils ihrer Einkäufe aus Regionen mit hohem Risiko zu anderen betrieblichen oder finanziellen Zielen beitragen könne. Wenn sich die Berichterstattung über moderne Sklaverei in der Beschaffung weiter verbreite, könnten die Standardisierung von Arbeitsrisiken und eine verbesserte Datenerfassung dazu beitragen, die Auswirkungen dieser Risiken auf die finanzielle Leistung eines Unternehmens besser zu bewerten, meinen die Studienautoren. www.auwicom.de