Nazis, Nadeln und Intrigen

Vor kurzem ist die fünfte Auflage dieses Buches mit einem neuen abschließenden Kapitel erschienen.^[1]

Von all meinen Publikationen ist es zweifelsohne dasjenige, das mir am meisten am Herzen liegt. Kein Wunder, denn es handelt sich um eine Autobiographie.

Das Original hatte ich in Englisch unter dem Titel ‚A SCIENTIST IN WONDERLAND' verfasst.^[2]

Der Bezug zu meinen vielen Jahren als Forscher auf dem Gebiet der Alternativmedizin ist somit offensichtlich. Der deutsche Titel ist dagegen weit weniger eindeutig und vielleicht für viele etwas verwirrend. Die Nadeln symbolisieren die Alternativmedizin; die Intrigen beziehen sich auf das oft recht trickreiche Dasein eines Akademikers; aber was machen die Nazis im Leben eines Arztes, der erst nach dem 2. Weltkrieg geboren wurde?

Nun, die Nazis nehmen Bezug auf meine 4 Jahre als Ordinarius in Wien. Damals hatte ich die Ehre, bei der Einweihung des neuen Allgemeinen Krankenhauses (KHK) mitzuwirken. Meine Klinik war die erste, die das neue Gebäude bezogen hatte, und ich wurde gebeten, zu dieser Gelegenheit ein paar Worte zu sagen.

Ich dachte mir, was eignet sich zu solch einem Anlass besser, als ein kurzer Überblick zu die Geschichte der eigenen Klinik? Als ich dann mit meinen Nachforschungen hierzu begann, kam ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Die Nazi-Vergangenheit der medizinischen Fakultät war erschütternd. Was ich jedoch als noch schlimmer empfand, war die Art und Weise wie in Wien damit und mit meinem Bemühen, Licht in das Dunkel zu bringen, umgegangen wurde.

Meine diesbezügliche Forschung machte nur sehr zögerliche Fortschritte, und zur Eröffnung des KHK wählte ich dann doch ein anderes Thema. Die Erkenntnisse, die meine Arbeit erbrachte, habe ich erst später publiziert.^[3]

Sie waren für mich dann letztlich mit ein Grund, Wien zu verlassen und nach England auszuwandern.

Sie sehen also, dass die Nazis durchaus eine Berechtigung haben, im Titel meiner Autobiographie genannt zu werden. Dass das Buch in mehrere Sprachen übersetzt und somit ein beachtlicher Erfolg wurde, freut mich riesig. Ich sehe es heute es als eine mahnende Erinnerung daran, wie bedeutungsvoll die Ethik in der Medizin und die Moral im Leben sind.