Den Begriff ,Proktophasie‘ werden Sie nicht im Wörterbuch finden. Selbst der versierte Facharzt wird ihn wohl kaum kennen, denn die Proktophasie wurde erst jüngst als selbstständiges Leiden anerkannt und benannt. Dabei gab es die Proktophasie schon seit langem. Aber bisher waren die Ausbrüche dieses Leidens nur sporadisch. Erst während der Pandemie verbreitete sich die Proktophasie (nicht nur) in Deutschland rasant und nahm endemische Ausmaße an. Betroffen sind vor allem folgende (deutlich überlappende) Gruppen:

  • Fanatische Befürworter der Alternativmedizin
  • COVID-Leugner
  • Masken- und Impfgegner
  • Querdenker

Die ‚Deutsche Gesellschaft zur Erforschung der hanebüchenen Dummheit‘  (GEHabD) ist sich derzeit noch nicht völlig klar darüber, ob es sich bei der Proktophasie um ein somatisches Leiden oder eher um eine Psychose handelt. Fest steht jedoch, dass die Symptome der Proktophasie relativ einfach zu erkennen sind – vor allem, wenn man weiß, dass dieser neue Terminus von dem Englischen Idiom „to speak out of one’s arse“ (aus dem Allerwertesten sprechen) abgeleitet ist. Dies ist eine Umschreibung der Engländer für das Phänomen des unaufhörlichen Quacksalberns. Gemäß des neuen Konsensus-Dokuments der GEHabD umfassen die Symptome der Proktophasie folgende Eigenarten:

  • Blödsinn reden,
  • Quatsch plappern,
  • Unsinn reden,
  • Schmarrn verzapfen,
  • Müll labern,
  • Auf Unsinn bestehen, selbst nachdem man mehrmals korrigiert wurde,
  • Den eigenen Schwachsinn bis zum Gehtnichtmehr wiederholen,
  • Selbst die dümmsten Argumente bis zum Überdruss repetieren,
  • Beleidigt sein, wenn schließlich jemand zu dem Schluss kommt, dass man "aus dem Allerwertesten spricht" (also an Proktophasie leidet),
  • Sich dennoch nicht entmutigen zu lassen und die eigenen Dummheiten ad nauseam zu wiederholen.

Vorsicht: Besonders ernste Fälle sollen im Endstadium der Erkrankung sogar handgreiflich geworden sein!

Die Diagnose ist also meist gar nicht so schwer zu stellen, zumal wenn man weiß, dass Proktophasiker selten die hellsten Kerzen im Adventskranz sind. Die entscheidende Frage ist jedoch die folgende:

Kann dem Proktophasie-Opfer geholfen werden?

Es scheint unwahrscheinlich, dass irgendeine Form der Alternativmedizin bei dieser Erkrankung wirksam ist. Diskutiert wurde das homöopathische Impfen, was aber auf den durchaus verständlichen Widerstand der Impfgegner stoß, die schließlich wussten, dass Impfen sich masturbationsfördernd auswirkt. Formelle Studien wurden meines Wissens noch nicht durchgeführt. Diskutiert wurde ferner eine stationäre Einlieferung schwerer Fälle in geschlossene Anstalten. Aber auch hierfür ließ sich keine Mehrheit insbesondere unter den Querdenkern finden. Somit ist festzustellen, dass die Proktophasie leider auch weiterhin ein therapeutisches Enigma darstellt.

Was also kann man tun, bis es ein Anti-Proktophasikum gefunden wird?

Ich fürchte, nicht viel. Auf meinem Blog (edzardernst.com) musste ich in der Vergangenheit einige besonders schwer erkrankte Proktophasiker ausschließen. Das tue ich immer nur mit schwerem Herzen.

Und warum das?, werden Sie fragen.

Eine Eigenschaft des typischen Proktophasie-Opfers habe ich noch nicht erwähnt. Diese Menschen können (natürlich ungewollt) höchst erheiternd sein – oft witziger als jeder Berufskomiker. Und das ist auch der Grund, warum ich vor habe, auch weiterhin so geduldig wie möglich mit ihnen zu sein. Proktophasiker erhöhen den Unterhaltungswert jeder Diskussion und wirken stimmungsaufhellend. Sie machen uns das Leben kurzweilig und amüsant. Man kann oft Tränen lachen, vorausgesetzt – und dieser Punkt erscheint mir äußerst wichtig! – dass man unter keinen Umständen ernst nimmt, was sie uns vermitteln wollen.

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