Teratogenetisches Risiko durch Quecksilber-Amalgam?
Veronika Hackenbroch berichtete im Spiegel über Cluster von Fällen, in denen Kinder mit schweren Missbildungen zur Welt kamen (Quelle). Die einzige Gemeinsamkeit, die man an der Uni-Kinderklinik Mainz durch intensive Befragungen der Mütter ausmachen konnte, waren Zahnarztbesuche während der Schwangerschaft. In der Frühschwangerschaft ist die Leibesfrucht gegenüber exogenen Reizen besonders empfindlich. Mediziner bezeichnen diesen Zeitraum daher auch als „teratogenetische Determinationsperiode“.
Daten zur MAK sind sehr alt
Die Datenlage zur Maximalen Arbeitsplatz Konzentration (MAK) von Quecksilber ist veraltet – sie beruht auf Material, welches teilweise vor 50 Jahren ermittelt worden ist. Mittlerweile hat sich besonders im Bereich der Messtechnik und Analytik sehr viel entwickelt. Leider wurde diese Entwicklung bis dato nicht genutzt, um aussagekräftige Zahlen zur Quecksilber-Dampf-Belastung, die beim Herausbohren alter Füllungen, oder beim Aufbohren eines mit Quecksilber-Amalgam gefüllten Zahnes zur akuten Schmerzbehandlung, zu ermitteln. Neben Patientenschutz steht daher auch der Arbeitsschutz bei der Bearbeitung vorhandener Quecksilber-Amalgam-Füllungen im Fokus. Es ist auch vielen Mitarbeiterinnen in den Praxen nicht verborgen geblieben, dass es durch Quecksilber-Amalgam zu erheblichen Risiken für das ungeborene Leben kommen kann. So berichtete eine Studie aus Norwegen von einer erhöhten perinatalen Mortalität im Zusammenhang mit hoher Anzahl von Quecksilber-Amalgam-Füllungen. (Quelle)
Silvia Gabel, Referatsleiterin Zahnmedizin des Verbands medizinischer Fachangestellter, warnt vor Schäden für das ungeborene Leben
Für ein sofortiges Verbot von giftigen Quecksilber-Amalgam plädiert auch Sylvia Gabel, Verband medizinischer Fachberufe: "Dämpfe sind für das Fachpersonal gesundheitsschädlich!" Weiter sagt Frau Gabel: „Beim Arbeiten mit Amalgam in der Praxis wird Quecksilberdampf freigesetzt. Da 99 Prozent der zahnmedizinischen Fachangestellten in Deutschland weiblich sind und Quecksilber sowohl schädlich für die Fruchtbarkeit als auch das ungeborene Kind ist, sind wir einem besonderen Risiko ausgesetzt.“ (Quelle)
Bereits 2006 wiesen Forscher in Norwegen eine erhebliche Erhöhung des Quecksilber-Konzentration im Blut nach Ausbohren von Füllungen nach. (Quelle) Solche Peaks, die durch Inhalation entstehen, sind nach einhelliger Meinung von Toxikologen extrem schädlich und können in der Frühschwangerschaft durchaus eine teratogenetische Wirkung entfalten. (Prof. Eschenhagen, Toxikologie Hamburg-Eppendorf in einer persönlichen Mitteilung vom 23.1.2020). Als Konsequenz lautet meine Forderung: Solange wir nicht wissen, wie hoch die Quecksilber-Dampf-Konzentrationen sind, solange wir hier „im Dunkeln tappen“, sollte, um ein Missbildungsrisiko auszuschließen aus ethischen Gründen bei Frauen im gebärfähigen Alter sowohl auf ein Herausbohren quecksilberhaltiger Füllungen, als auch auf Trepanationsbohrungen verzichtet werden. (Quelle)
Nicht nur die Attraktivität des Berufs würde gesteigert
Weil im sogenannten „Alternativmedizin“-Bereich oftmals zu teuren, überflüssigen und in der Folge auch sehr schädlichen „Detox“-Behandlungen aufgerufen wird, wäre ein sofortiges Anwendungsverbot von Quecksilber-Amalgam nicht nur im Hinblick auf toxische Belastungen von TumorpatientInnen ein Vorteil. (Quelle) Auch könnte ein sofortiges Anwendungsverbot die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen in den Praxen erheblich steigern , und damit auch die Attraktivität des Berufes. Laut Sylvia Gabel würde über „Streikmaßnahmen in den verbliebenen Anwenderpraxen nachgedacht.“ (Sylvia Gabel in einer persönlichen Mitteilung v. 18.6.21)