Die Verunsicherung der Bevölkerung läuft auf vollen Touren. Es scheint fast, als hätte die Pandemie jeden zweiten Bundesbürger zu einem Pseudoexperten der Virologie/Epidemiologie heranwachsen lassen. Auf wen kann man sich da noch verlassen?
Auf die Ärzte natürlich!
Stimmt leider nicht ganz. Querdenkende Ärzte sind eine kleine aber lautstarke und einflussreiche Gruppe. Und diese Scharlatane mit Doktortitel haben schon so einiges probiert:
- Sie haben COVID-19 als Schwindel bezeichnet.
- Sie haben die Schwere der Erkrankung bagatellisiert.
- Sie haben für wirkungslose Behandlungsmethoden geworben.
- Sie haben falsche Impfausweise ausgestellt.
- Sie haben Unwahrheiten über Impfstoffe verbreitet.
- Sie haben präventive Maßnahmen unterminiert.
- Sie haben betrogen und Gesetze verletzt
Dass dergleichen hoch gefährlich ist, liegt auf der Hand. Es sorgt direkt und indirekt dafür, dass unsere Krankenhäuser überlastet sind und sodann auch die Versorgung von Patienten zusammen bricht, die keine Coronainfektion haben. Mit anderen Worten, querdenkende Ärzte stellen eine Gefahr dar, die weit über COVID hinausgeht.
Und dennoch haben wir bislang mehr oder weniger geduldig zugeschaut. Jetzt ist es jedoch an der Zeit, eine härtere Gangart einzuschlagen. In den USA haben mindestens ein Dutzend Aufsichtsbehörden in Bundesstaaten wie Oregon, Rhode Island, Maine und Texas Sanktionen gegen solche Ärzte verhängt. Ich meine, wir sollten diesem Beispiel rasch folgen.
Laut einer Umfrage der ‚de Beaumont Foundation‘ in den USA gibt es eine breite Unterstützung für ein hartes Durchgreifen gegen solche Ärzte. In der Umfrage unter 2 200 Erwachsenen sagten 91 % der Befragten, dass Ärzte nicht das Recht haben, absichtlich falsche Informationen zu verbreiten. In Deutschland dürften diese Zahlen ähnlich ausfallen.
Querdenkende Ärzte verletzen gesetzliche Bestimmungen:
Wenn Ärztinnen und Ärzte bestimmte Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie als nicht sinnvoll ansehen oder der Meinung sind, dass wissenschaftliche Nachweise für die angeordneten Schutzmaßnahmen fehlen, steht es ihnen aufgrund der grundgesetzlich geschützten Meinungsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 GG) zwar frei, diese Ansicht im Privaten zu vertreten. Die gewissenhafte Ausübung des Arztberufs erfordert aber neben der fachlichen Qualifikation die Beachtung des anerkannten Standes der medizinischen Erkenntnisse (§ 2 Abs. 3 BO). Eine private Meinung, die nicht dem anerkannten Stand der Wissenschaft entspricht, sollte ein Arzt deshalb im Praxisalltag nicht äußern.
Ärztinnen und Ärzte haben darüber hinaus auch in ihrem außerberuflichen Verhalten dem ihnen von der Öffentlichkeit entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen (§ 2 Abs. 2 BO). Deshalb ist bei öffentlichen Auftritten „als Arzt“ ebenfalls Zurückhaltung geboten. Denn die Bevölkerung bringt der Einschätzung von Ärztinnen und Ärzten zu gesundheitlichen Themen in der Regel großes Vertrauen entgegen. Insbesondere in der jetzigen, von großer Unsicherheit geprägten Lage kann ein öffentlicher Auftritt als „Corona-Leugner“ zu einer erheblichen Verunsicherung der Bevölkerung beitragen, auch wenn er im Einzelfall durch die Meinungsfreiheit gedeckt sein kann.
Was ich sogar noch schlimmer finde, querdenkende Ärzte missachten auf das aller Gröbste ihre ärztliche Pflicht. Jeder mag seine eigene Meinung haben und äußern. Aber in der gegenwärtigen Notsituation sind dieser Freiheit ethische Grenzen geboten. Die Datenlage ist zwar nicht immer eindeutig, aber sicher ist jedenfalls, dass Maßnahmen wie Impfen, Masken und andere Corona-Auflagen sinnvoll sind und Menschenleben retten. Wer sich da als Arzt quer stellt und auch noch glaubt Recht zu haben, verletzt seine ethische Pflicht, sich mit der Evidenz vertraut zu machen.
Einige deutsche Ärztekammern sind in diesem Sinne aktiv geworden. Derzeit sind sie mit mehreren Fällen befasst, in denen Ärzte falsche Atteste ausgestellt oder die Corona-Auflagen in der Praxis nicht eingehalten haben oder sich andere Verstöße gegen Corona Maßnahmen zu schulde kommen ließen (1.,2.,3.). Leider dauern solche Verfahren jedoch viel zu lange. In der jetzigen Situation ist rasches Handeln angesagt.
In Österreich erwägt die Gesundheitskasse (ÖGK) gegen Ärzte vorzugehen, die Corona leugnen und die Impfung ablehnen. Für solche Mediziner wurde der Entzug des Kassenvertrages angekündigt. Die MedUni Wien hat den Leiter der Abteilung für Allgemeinmedizin, Andreas Sönnichsen, am 16.12 vom Dienst freigestellt. Sönnichsen gehörte zu den Befürwortern einer impfkritischen Ärztegruppe und sprach sich wiederholt sowohl gegen die Anti-Korona-Maßnahmen als auch gegen die Impfungen aus.
Ich meine, dass in Deutschland aud breiter Basis ein rasches und, falls nötig, drastisches Vorgehen gegen Ärzte, die ihre Pflicht verletzen, längst überfällig ist. Diese Menschen sind eine Gefahr für uns alle, und wir sollten nicht länger untätig zuschauen.
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