Ein Schweizer Komiker veröffentlicht ein satirisches Video, worin er die an die Strasse geklebten Aktivisten mit einem Lastwagen überfährt. Ein banaler, vorhersehbarer Scherz wird von den Medien zum grossen Skandal erhoben, ein Witz der viel zu weit ginge, denn er könnte ja dazu aufrufen, es gleich zu tun. Kurz darauf, bei einer weiteren dieser hirnrissigen Aktionen, versuchte ein Lastwagen tatsächlich an den Aktivisten vorbeizufahren. Die Schlagzeile ist serviert: Der Komiker hat das mit seinem Video heraufbeschworen.

Derweil, auf der anderen Seite des Atlantiks, behauptet Politik-Zombie Hillary Clinton auf Twitter an, dass der Pelosi-Angreifer durch den „Hass und gestörte Verschwörungstheorien“ die von den Republikanern verbreitet werden dazu getrieben wurde, seine Tat zu begehen.

Es ist inzwischen vollkommen normal geworden, dass man ohne weiteres behaupten kann, jegliche kontroverse oder etwas aggressiv geäusserte Meinung oder Behauptung würde innert kürzester Zeit die Menschen zum Wahnsinn treiben und hierdurch Gewalt und Verbrechen säen. Menschen die Verbrechen begehen sind meistens nachvollziehbarerweise mental unausgeglichen, und die anderen Auswirkungen dieses Zustandes werden dann kurzerhand als Beweggrund für ihre Taten herbeigezerrt, obgleich es einerseits keinen wirklichen Nachweis dafür gibt, dass sie durch diese Inhalte dazu getrieben wurde, und die viel wahrscheinlichere Folgerung, dass es eben eine vorangehende geistige Störung vorliegt und all dies nur andere Auswüchse dessen sind, wird ausser Acht gelassen.

Dies ist auf vielerlei Art und Weise eine zutiefst perverse Verzerrung der Realität: Zum Einen legt es ein verachtendes Bild des Menschen als dummer, beeinflussbarer Tölpel dar, welcher so bescheuert ist, dass er nach der ersten Verschwörungstheorie die er im Internet liest sofort los gehen wird, um irgendwelche Leute zu ermorden. Diese Ansicht ist nicht nur grotesk, sie reduziert den Menschen auch vom Individuum zu etwas niedrigerem als einem Untertan, zu einer Art Dressieräffchen-Haustier, welcher ohne erhabene Eliten die seine Welt zurechtstellen und ihm korrektes Denken einflössen gar nicht leben kann, und der vom ersten Unsinn zu Gräueltaten getrieben werden kann.

Andererseits systematisiert es auch die Kontaktschuld: Wenn jemand einen gewissen Inhalt gelesen hat, und dann Gewalttaten begeht, dann ist dieser Inhalt daran Schuld. Dieses Denken kam für gewöhnlich in totalitären Regimen vor, und hatte dort wie hier die gleiche Absicht, nämlich unbequeme Inhalte durch diese Kontaktschuld zensieren zu können. Ein grosser Teil der Zensur die über die letzten Jahre schleichend zur Norm geworden ist, entstammt genau dieser Idee, dass es die Leute zu unmoralischem Verhalten treiben würde, und Öl ins Feuer von Hass und Extremismus giesst. Unter diesem Vorwand ist das Spektrum der akzeptablen Meinung inzwischen massiv eingegrenzt worden, und jeder kleinste Ausbruch aus diesem Spektrum wird sofort als derartige Gefahr, Menschen zu radikalisierenaufgezeigt.

Schlussendlich ist diese ganze Auffassung eine völlige Entstellung jeglicher Erkenntnis über die menschliche Psyche. Der nicht-pathologische Mensch ist eben kein ferngesteuerter Roboter, der vom ersten Unsinn den er liest zu diesem oder jenem getrieben wird, und der pathologische Mensch, der zu Verbrechen oder Gewalt neigt, der wird nicht von irgendwelchen Inhalten dazu getrieben, sondern führt diesen Trieb bereits in sich, und findet in gewissen Ideen lediglich den Weg für diesen Trieb.

Indem diese ganze Mär von dieser „Radikalisierung durch Verschwörungstheorie“ vorangetrieben wird, werden die tatsächlichen Beweggründe der Verbrecher verschleiert, während sie hingegen ausgenutzt werden, um immer strengere Zensur- und Kontrollmassnahmen zu ergreifen, welche freie Gesellschaften im Namen der Sicherheit immer mehr zu Polizeistaaten werden lässt. Somit lässt es sich auch erklären, dass dieser Trugschluss immer mehr und mehr verbreitet wird, denn die Auswirkung ist wünschenswert, um die individuelle Freiheit, die von der Macht als Bedrohung angesehen wird, einzugrenzen, und andererseits ist es auch eine selbsterfüllende Prophezeiung, da der eigentliche Ursprung dieser geistigen Pathologien, welcher vielleicht eher in der gesellschaftlichen Verwahrlosung oder den erdrückenden Lebenszuständen zu finden ist, nicht nur nicht erkannt sondern sogar durch noch mehr Verwahrlosung und Erdrücken vorangetrieben werden, wodurch sich Ausbrüche von Gewalt und Verbrechen mehren, und somit noch mehr Polizeistaat rechtfertigen.

Die tatsächliche sog. Gehirnwäsche ist nicht ein Prozess, der kurzerhand passiert, indem man zwei Blogs im Internet liest, sondern ein Phänomen das durch massive und konstante Einwirkung schliesslich die geistige Widerstandskraft des Menschen zerschlägt, wie dies z.B. in Sekten vorkommt, aber auch von tyrannischen Regimen angewandt wird, indem durch konstante Propagandabeschallung der Mensch nicht überzeugt sondern lediglich demoralisiert wird.

Der Autor und Psychiater Theodore Dalrymple schreibt:

„Als ich die Funktionsweise kommunistischer Gesellschaften studiert habe, kam ich zu dem Schluss, dass kommunistische Propaganda die Menschen weder überreden oder überzeugen, noch informieren soll, sondern demütigen. Deshalb ist es desto besser, je weniger sie mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Wenn Menschen dazu gebracht werden, die offensichtlichsten Lügen stillschweigend über sich ergehen zu lassen oder, schlimmer noch, sie nachzubeten, verlieren sie ein für allemal ihren Sinn für Ehrlichkeit und Ehre. Eindeutigen Lügen zuzustimmen gereicht dazu, bei etwas Schlechtem mitzuwirken und selbst ein wenig schlecht zu werden. Die eigene Fähigkeit, sich irgendeinem Ansinnen zu verweigern, wird damit untergraben, ja sogar zerstört. Eine Gesellschaft entmännlichter Lügner ist leicht zu kontrollieren.“

Dies passiert nicht, indem man alternative Theorien (sog. Verschwörungstheorien), originelle Meinungen oder sogar Frustrationen verbreitet, sondern durch gezielte, konstante Beschallung von Lügen und Unwahrheiten, wie es eben dieses Narrativ der „Radikalisierung durch Verschwörungstheorie“, aber auch sonstige ideologische Konstrukte wie Gender-Ideologie, apokalyptische Klimawandel-Thesen, oder die konstante Bedrohung durch nebulöse Rechtsextreme. Themen, von welchen es beinahe unmöglich ist wegzukommen, da sie inzwischen, wie eben die kommunistische Ideologie in der Sowjetunion, in fast allen Aspekten unseres Alltags irgendwie hineingezwängt werden: Bei jedem noch so sehr davon entfernten Thema muss ja inzwischen entweder gesprochen werden, wie Frauen irgendwie benachteiligt sind, wie es irgendwie das Klima beeinflusst, oder was die Rechtsextremen damit zu tun haben. Klassische Musik? Es gibt ja kaum weibliche Komponisten weil Frauen so unterdrückt waren. Sie bestellen etwas übers Internet? Sie können 99 Cent mehr bezahlen, damit die Bestellung Klimaneutral ist. Ein Immigrant sticht Leute am helllichten Tag ab? Wir müssen vorsichtig sein, hier nicht in rechtsextreme Thesen zu verfallen.

Um das vorherige Zitat von Herrn Dalrymple noch zu vervollständigen:

„Mir scheint, dass Political Correctness denselben Effekt hat und haben soll.“