Cathal J. Nolan - The Allure of Battle: A History of How Wars Have Been Won and Lost (Amazon-Kauflink)

Als Putin im Februar 2022 die Ukraine überfiel, glaubte er an einen schnellen Sieg. Mit nur 120.000 Mann stieß er schnell auf Kiew vor, in der Hoffnung, die ukrainischen Verbände schnell zerschlagen und eine Entscheidung in seinem Sinne herbeiführen zu können. Trotz anfänglicher Erfolge scheiterte er, und der Krieg entwickelte sich zu einer verlustreichen und zähen Abnutzungsschlacht. Obwohl der Ukrainekrieg in Cathal J. Nolans Mammutwerk "The Allure of Battle" keine Rolle spielt, das mit dem Aufstieg der Condottiere in der Renaissance beginnt und mit der Niederlage der Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg endet, passt er hervorragend in das Narrativ, das Nolan darin entwirft. Über mehrere Jahrhunderte der Kriegsführung zeichnet der Autor nach, wie Generation um Generation militärischer Planer und Staatschefs der Versuchung verfiel, auf dem Schlachtfeld die Entscheidung in einem Konflikt suchen zu wollen - und dass dies so gut immer eine törichte Hoffnung war, die in Blut erstickte.

In seinem ersten Kapitel,"Battle in History", zeigt Nolan auf, wie Militärs im ausgehenden Mittelalter von ihrer eigenen Epoche frustriert waren. Die kleinen Heere, die Chevauchées, die Belagerungen, die entscheidungslosen Feldzüge - all das schien den Historiker*innen ebenso wie den militärischen Fachleuten als wenig glorreich, als eine Aberration vom glorreichen Schlachentreiben der Antike von Karthago bis zu den Partherkriegen. Die Klage, dass in einem mystischen "früher" Kriege durch tapferes Schlachtenglück entschieden wurden, ein Status, den die trübselige Gegenwart wieder zu erreichen hatte, ist alt und lässt sich mindestens bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Idee, dass die Versuchung der Schlacht keine Entscheidung bringt, darf dabei nicht mit einer Absage an Krieg verwechselt werden: Nolan lässt keinen Zweifel daran, dass Kriege entscheidend sind und die Weltgeschichte massiv und nachhaltig beeinflussen. Er bezweifelt lediglich, dass viele Kriege durch Schlachten entschieden wurden und werden.

Im zweiten Kapitel, "Battle Retarded", zeigt Nolan anhand des Hundertjährigen Krieges auf, dass Schlachten, auch wenn sie vorkamen, Kriege nicht zu entscheiden vermochten. Die Engländer siegten entscheidend bei Crécy und Agincourt, ohne dass die Kontrolle über das Schlachtfeld sich jemals in einer Dominanz niedergeschlagen hätte. Stattdessen brachten die Engländer die Franzosen vor allem durch ihre Chevauchées an den Rand des Ruins - und erzwangen dadurch eine Konsolidierung des französischen Königtums. Die französische Nation, so Nolans Interpretation, entstand aus der Notwendigkeit, den Invasoren etwas entgegenzusetzen. Deren Siege schufen letztlich die Grundlage ihres eigenen Niedergangs, konnte das bevölkerungsarme England doch nie gegen Frankreich bestehen, sobald dieses seine innere Zerrissenheit überwand.

Kapitel 3, "Battle Remembered", zeigt den Aufstieg der Festungsbauten auf. Das Aufkommen von Kanonen schien das Ende von Belagerungen und eine Rückkehr des Bewegungskriegs einzuläuten, doch in einem weiteren Grundnarrativ des Werks zeigt Nolan auf, dass technische Innovationen im Festungsbau niemals Halt machen: auf jede neue Waffe folgte eine neue Verteidigungsanlage. Zwar "erinnert" man sich scheinbar an große Schlachten, aber die Realität zeigt sich im Scheitern an steingewordenen Anlagen, die immer ausgebuffter werden und so die Möglichkeiten der Angreifer, in großer Bewegung eine Entscheidung zu erzwingen, frustrieren.

Im vierten Kapitel, "Battle Reformed", beschreibt Nolan dann den Aufstieg der Musketen und anderer Schusswaffen, die nach und nach die Struktur der Armeen verändern. Die neue Technologie lässt die Pikenhaufen, mit denen besonders die Schweizer brillieren, nach und nach kleiner werden. Wo diese zu Beginn noch kleine Fernkampftrupps umgaben, werden die Fernkämpfer selbst immer mehr zum Zentrum, wird Disziplin und das Erlernen von Feuerdrills für Salvenfeuer immer wichtiger. Dies erfordert neue Logistik und erhöht die Verlustzahlen. Auch das ergebnislose Schlachten des Dreißigjährigen Kriegs mit seiner Bedeutungsstärkung der Artillerie im Feld (wo vor allem Gustav Adolf große Erfolge feiert, ehe er fällt und die Habsburger die Entwicklung - wie immer - nachvollziehen) zeichnet er nach.

Diese Entwicklung setzt sich im fünften Kapitel, "Battle with Reason", fort, das aufklärerische Ideale (vor allem das rationale Erschließen von Schlachtfeldtaktiken) in den "new model armies" nachzeichnet. Das Bauen zusammenhängender Festungslinien, etwa in den Spanischen Niederlanden, macht das Kämpfen dort zu einer ungeheuer zähen und defensiven Angelegenheit. Nolan betont, dass die Geschichtsschreibung dazu neige, die militärischen Leistungen von defensiv agierenden Befehlshabern zu ignorieren und stattdessen zu viel Bedeutung auf Kommandeure wie Marlborough oder Machthaber wie Louis XIV. zu legen, die zwar offensiv vorgingen, dabei aber ungeheuer viel Blut und Ressourcen verbrauchten, ohne einen Erfolg zu erzielen. Marlborough kostete Großbritannien mit den Niederlanden seinen wichtigsten Verbündeten, weil seine von ambivalentem Erfolg geprägten Schlachten wahnsinnig blutig waren, während Louis XIV. durch seine permanenten Angriffskriege Frankreich ruinierte und international isolierte. Nolan betont vor allem, wie anfängliche Erfolge im Laufe seiner Regierungszeit zu einer reinen Verteidigungshaltung wurden, an deren Ende vor allem dauerhafte Schäden standen - und ein aggressiver, revanchistischer Nationalismus bei den Nachbarn entstand, eine Entwicklung, die sich in der Geschichte immer wieder fände.

Kapitel 6, "Battle Restored", befasst sich mit dem den schlesischen Kriegen und dem Siebenjährigen Krieg und damit direkt mit dem "Genie" Friedrich II. Für ihn hat Nolan weitgehend nur Verachtung übrig. Seine aggressiven Angriffskriege folgten keiner Strategie, seine taktischen Innovationen wie die schiefe Schlachtordnung oder die Umgehung des Gegners funktionierten nicht verlässlich und am Ende wurde Preußen durch pures Glück, das "Mirakel des Hauses Brandenburg", gerettet - ohne dass dies spätere Epigonen davon abgehalten hätte, Friedrich als großes Vorbild zu begreifen. Zudem machten die Erfolge die Preußen nachlässig; bis Napoleon wurde die preußische Armee nicht mehr reformiert und klappte dann auch wie ein Kartenhaus zusammen.

Genau diese Entwicklung wird in Kapitel 7, "Battle Decisive", behandelt. Die Erfolge der französischen Revolutionsarmeen brachten ein völlig neues Element in die Kriegsführung: die breite Mobilisierung des Volkes, wie sie von den konservativen Fürsten immer gefürchtet worden war. Die riesigen Heere, die so entstanden, brachten den Franzosen entscheidende Vorteile, weil sie den Gegner mit Masse überwältigen konnten - bis diese Gegner, wenngleich spät, nachzogen. Natürlich wäre diese Geschichte ohne Napoleon nicht vollständig, den Nolan durchaus als taktisches Genie anerkennt (anders als Friedrich II.), der durch sein intuitives Militärverständnis seinen Gegnern weit voraus war und vor allem die Artillerie zu großem Effekt nutzte.

Allerdings litt Napoleon zunehmend, wie das achte Kapitel, "Battle Defeated", zeigt, an der Abnutzung seiner Armee. Der Tod der erfahrenen Soldaten senkte den Kampfwert mehr und mehr, so dass seine späteren Schlachten keine große Raffinesse mehr besaßen, da er den Truppen nicht vertraute, die Manöver umsetzen zu können. Im gleichen Zuge vollzogen seine Gegner die Innovationen nach, so dass der Vorteil immer mehr verloren ging. Am schwerwiegendsten aber wiegt der Vorwurf der strategischen Unfähigkeit, den Nolan Napoleon macht: all die Schlachten waren für den Kaiser immer Selbstzweck, sie fügten sich in keine strategische Zielvorstellung ein. Frieden mit dem Korsen war immer unmöglich, er war süchtig nach Schlachten. Am Ende stand Frankreich dann nach Millionen Toten vor dem Nichts. Eine Geschichte, wie sie gerade uns Deutschen vertraut vorkommt und in dem Buch noch zwei blutige Male nachgezeichnet werden muss.

Diese deutsche Entwicklung beginnt in Kapitel 9, "Battle Exalted", mit Clausewitz' Theorien, für die Nolan nicht besonders viel übrig hat. Er hält Clausewitz' Konzentration auf die Entscheidung durch Schlachten - so sehr er mit seiner Einschätzung der Wichtigkeit von Kriegen generell übereinstimmt - letztlich für Träumerei, die Generalsstäbe weltweit, aber vor allem in Deutschland, in ihren Bann zog. Wesentlich relevanter findet er die Erfahrungen mit Abnutzungskriegen, die eben keine Entscheidungsschlachten fanden, etwa den Krimkrieg, den italienischen Unabhängigkeitskrieg und natürlich den amerikanischen Bürgerkrieg. Gerade hier ist ein Muster auffällig, das sich immer wieder findet: es ist die unterlegene Seite, die die Entscheidung in der Schlacht sucht, weil sie den langen Krieg nicht gewinnen kann, eine Rechnung, die so gut wie nie aufgeht.

Natürlich wäre Nolan nicht ernstzunehmen, würde er verleugnen, dass Schlachten manchmal eben doch entscheidend sind. Geradezu prototypisch zeigt dies das zehnte Kapitel, "Battle of Annihilation", in dem er die deutschen Einigungskriege bespricht. Auch hier betätigt sich Nolan eher revisionistisch. Moltkes Schlachtplan im deutsch-deutschen "Bruderkrieg" hat zwar funktioniert. Gleichwohl betont Nolan aber explizit, wie riskant dieser Plan war und an wie vielen Stellen er hätte scheitern können; das Glück kam den Preußen hier stark zu Hilfe (generell ist es ein weiteres Grundnarrativ, dass viele Schlachtentscheidungen nicht nur Können, sondern auch Glück brauchen, und das geht allen irgendwann aus). Moltke selbst sah das sehr deutlich und war entsprechend besorgt. Bereits im deutsch-französischen Krieg zeigte sich dies dann: die deutschen Pläne scheiterten praktisch von Beginn an, und vor allem der Unfähigkeit der Franzosen waren die Doppelschlachterfolge von Metz und Sedan zu verdanken - die, anders als die prahlende Selbstdarstellung später suggerierte, nicht zum Kriegsende geführt hatten. Vielmehr zeigt Nolan deutlich, wie die deutsche Armee durch die Abnutzung in eine immer prekärere Lage geriet und unzureichende Logistik ein Desaster befürchten ließ. Gleichzeitig trübte sich die strategische Lage deutlich ein; nur ein kurzer Krieg erlaubte es, die Bildung einer Gegenkoalition zu verhindern. Die Furcht der Franzosen vor einer Revolution war schließlich stärker, aber deutsche Weisheit und Brillanz entschied diesen Krieg sicher nicht.

Moltkes Ahnungen gingen, wie Kapitel 11, "Annihilation of Battle", zeigt, mit dem Generalissimus in Rente. Die deutschen Militärs blieben auf einem Super-Cannae fixiert, richteten all ihre Aufmerksamkeit auf die große Kesselschlacht zu Beginn des Krieges, mit der dieser entschieden werden sollte, schnell und kurz. Was danach geschehen würde, kam in den Planungen praktisch nicht vor, genauso wenig wie die Frage, was passieren würde, wenn der Plan den Kontakt mit dem Feind nicht überstehen würde - wie es im Krieg immer passiert und auch 1866 und 1870 geschah. Nolan lässt kein gutes Haar an Schlieffen und dem Mindset der Militärs, einen Krieg schnell entscheiden zu wollen und diesen gegen eine in allen Belangen überlegene Koalition ausfechten zu wollen. Der völlige Mangel an Strategie, ein Kennzeichen von Napoleon, Moltke dem Jüngeren und Hitler gleichermaßen, hob sein widerliches Haupt und trug maßgeblich dazu bei, dass die Nationen in den Ersten Weltkrieg zogen, waren doch die Deutschen keinesfalls die einzigen Jünger des Gottes der Schlacht, nur seine eifrigsten. Dass, wie Moltke der Ältere gewarnt hatte, jeder zukünftige Krieg nicht gegen isolierte Einzelgegner, sondern gegen eine Koalition geführt werden müsste, war eine Einsicht, die in Berlin keinen Platz hatte.

Entsprechend war der Beginn des Ersten Weltkriegs, das im zwölften Kapitel, "Annihilation of Strategy", beschriebene Blutbad. Hunderttausende fielen in den Eröffnungswochen des Krieges. Die Franzosen scheiterten mit ihrem eigenen Angriffsplan gegen die Deutschen, weil sie in mangelnder Aufklärung nicht in eine Lücke, sondern in die deutsche Hauptstreitmacht stießen. Umgekehrt konnte Schlieffens Hybris nie in die Tat umgesetzt werden. Für Nolan besteht kein Zweifel daran, dass die Deutschen die Schlacht an der Marne entscheidend verloren - und damit effektiv auch den Krieg. Die Masurischen Seen hält er demgegenüber für bedeutungslos. Von nun an gab es keine Möglichkeit mehr, mit Schlachten etwas zu entscheiden. Zum ersten Mal in der Geschichte waren so große Heere mobilisiert, dass es keine Flanken gab, die man aufrollen könnte; die Schützengräben zogen sich vom Ärmelkanal bis zu den Alpen. Die Ludendorff'sche Bankrotterklärung, ein "Loch hineinzuhauen und zu sehen, was sich entwickelt", war die ultimative Konsequenz der deutschen strategischen Sackgasse, die nie gegen die Abnutzungslogik des Weltkriegs und der gegen es entwickelten Koalition bestehen konnte.

Der nächste Krieg würde, wie Kapitel 13, "Annihilation of Nations", zeigt, diese Entwicklungen auf die Spitze treiben. Das Lager derjenigen Deutschen, die aus dem Ersten Weltkrieg den Schluss zogen, dass mit Kriegen nichts zu erreichen war, wurde 1933 entschieden von denjenigen besiegt, die der Überzeugung waren, dass man es nur richtig und total genug würde tun müssen. Mehr durch Glück als irgendwelche brillante Planung oder technische Überlegenheit gelangen der Wehrmacht die Blitzsiege 1939/41, die einen Mythos schufen, dem die deutschen Militärs selbst huldigten und der sie zu der Hybris brachte zu glauben, das Super-Cannae aller Super-Cannaes erreichen zu können, quasi ein Schlieffenplan auf Speed: die Einkesselung und Zerstörung der Roten Armee. Dass auch Napoleon nach der Eroberung Moskaus nur hilf- und verständnislos beklagen konnte, dass die Russen einfach nicht aufgaben, und am Ende Vernichtung erntete, war vergessen. Stattdessen feierte man immer noch den Schlachtenelan des Korsen und verglich sich mit ihm. Interessant ist im Übrigen auch, wie Nolan den Mythos der deutschen Auftragstaktik auseinandernimmt, indem er aufzeigt, dass dieser sich vor allem als eine Kultur der Insubordination der Militärs einnistete, die in den Blitzkriegen nur durch Glück gute Ergebnisse brachte, aber den späteren Keim zahlreicher Probleme in sich barg.

Das Ausbleiben weiterer Erfolge führte, wie Kapitel 14, "Annihilation of Mercy", zeigt, zu einer Radikalisierung des Krieges. Was Material, Politik, Taktik und Mannstärke nicht tun konnten, sollte nun extreme Gewalt richten. Je schlechter der Krieg für die Deutschen lief, desto gewalttätiger wurden sie, desto blutiger wurden die Schlachten, desto allumfassender das Massaker - ohne dass die Logik der Ökonomie der Zerstörung, wie Adam Tooze das nennen würde, sich davon beeindrucken lassen würde.

Auf die Spitze getrieben findet sich diese Schlachtenlogik im fünfzehnten Kapitel, "Annihilation at Sea", das sich mit Japan im Pazifik beschäftigt. War schon die deutsche "Strategie" kaum als solche zu bezeichnen und ein völlig unverantwortliches Vabanque-Spiel, so galt dies im mehrfachen Sinne für Japan. Nicht nur gab es einen unaufgelösten Konflikt zwischen Armee und Marine, der in völlig verantwortungsloser Sabotage des jeweils anderen Zweigs und der Politik Niederschlag fand - so führte Japan auch deswegen Krieg in China, weil die Regierung befürchtete, die Militärs würden sonst einen Krieg gegen die UdSSR vom Zaun brechen -, die Chancen auf einen Erfolg wurden selbst bei Armee und Marine als äußerst klein eingeschätzt. Diese Insubordination der japanischen Militärs war selbst auf mittleren Ebenen weit verbreitet und ein Produkt jahrzehntelanger fehlgeleiteter Militärkultur, genauso wie der künstliche "Bushido"-Komplex mit seiner Todessehnsucht, der das ganze Land in den Untergang reißen sollte.

Diese Todessehnsucht zeichnet Nolan in Kapitel 16, "Annihilation of Illusions", deutlich nach. Bereits nach sechs Monaten hatten sich alle japanischen Illusionen zerschlagen, war das ganze Ausmaß der Fehlkalkulation offensichtlich. Zu dem offensichtlichen Missverhältnis in wirtschaftlicher Stärke gegenüber den USA und der geradezu absurden Fehleinschätzung ihrer Kampfbereitschaft kam noch die groteske Fehlallokation von Ressourcen in den Bau von Superschlachtschiffen für eine maritime Entscheidungsschlacht, die nie stattfand und für die man jahrelang (!) auf den Bau von Tankern und Transportern (!!) verzichtet hatte, eine für ein Inselreich geradezu haarsträubend tödliche Entscheidung. Dass der Krieg dann so lange dauerte lag an der fixen Idee, der eigene Kampfgeist würde gegen die Amerikaner bestehen können - eine Illusion, die sich in nuklearen Feuerwolken auflösen musste.

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Ich habe das Buch Nolans, das ich hier natürlich nur in Grundzügen zusammenfassen konnte - es hat immerhin gut 800 Seiten! - mit großem Genuss gelesen. Sein Verständnis von Militärtechnologie, Strategie und Taktik der verschiedenen Epochen ist breit und tief genug, um die Geschichte der europäischen Kriegsführung in dieser Epoche darzulegen und seine Thesen erschöpfend belegen zu können. Mein Einstieg hat ja bereits deutlich gemacht, warum ich den Kampf gegen den "allure of battle" für relevant halte. Dies gelingt ihm sehr gut.

Wie jedes Werk, das eine so große Bandbreite von Themen abdeckt, muss auch dieses natürlich Lücken aufweisen und offenbaren. Da mir die Expertise für die Neuzeit fehlt, waren die hier präsentierten Informationen für mich - Ankerheuristik sei Dank! - weitgehend Neuland. Ich hatte kein Präkonzept für die Heldentaten Marlboroughs, das es zu zerlegen gegolten hätte. Umso auffälliger ist es, wenn Nolan in Bereiche kommt, für die ich eine gewisse Expertise reklamiere. Vor allem sein Verständnis der Politik- und Gesellschaftsgeschichte halte ich für reichlich veraltet, etwa wenn er den Versailler Vertrag als einen zu harten Frieden aburteilt, der stets den Keim des nächsten Kriegs in sich trug. Solche Vereinfachungen sind nicht gut, und man fragt sich, wo sich diese in dem umfangreichen Corpus noch finden.

Das alles nimmt nichts von der Empfehlung, als militärgeschichtlich interessierte Person in dem Werk zu schmökern.

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