J. K. Rowling - Harry Potter 06: Harry Potter and the Order of the Phoenix (Hörbuch) (Deutsch) (Hörbuch)

Nach Lord Voldemorts Rückkehr hat Professor Dumbledore den Order of the Phoenix neu gegründet, eine geheime Organisation, die den Dark Lord und seine Death Eaters bekämpfen soll. Das Ministry of Magic weigert sich jedoch, die Bedrohung anzuerkennen. Minister Cornelius Fudge verdächtigt Dumbledore, die Geschichte erfunden zu haben, um selbst das Ministeramt zu übernehmen. Gestützt vom Daily Prophet startet das Ministerium eine gezielte Propaganda-Kampagne, die Dumbledore und Harry als gefährlich, verwirrt und aufmerksamkeitsheischend darstellt. Die öffentliche Meinung wendet sich, Dumbledore verliert zahlreiche Ämter, und das Ministerium beginnt, direkten Einfluss auf Hogwarts zu nehmen. Harry, der den Sommer über kaum etwas von seinen Freunden oder Dumbledore gehört hat, fühlt sich isoliert.

Mitten im Sommer werden Harry und sein Cousin Dudley Dursley von zwei Dementors angegriffen. Harry vertreibt sie mit einem Patronus Charm, woraufhin Dudley einen Schock erleidet. Mit Hilfe der Nachbarin Mrs. Figg bringt Harry ihn nach Hause. Ein Howler an Aunt Petunia verhindert, dass Harry hinausgeworfen wird. Da Minderjährige außerhalb der Schule nicht zaubern dürfen, muss Harry sich wegen des Patronus vor dem Wizengamot verantworten.

Vier Tage später holen Mitglieder des Order of the Phoenix Harry ab und bringen ihn per Besen ins Hauptquartier – Number 12, Grimmauld Place, das Haus seines Paten Sirius Black. Dort trifft er auf Hermione, Ron und die Weasleys und lernt weitere Ordensmitglieder kennen, darunter den echten Mad-Eye Moody und Remus Lupin. Kurz vor der Verhandlung erfährt Harry, dass das Ministry den Termin und den Ort geändert hat, um ihn scheitern zu lassen. Dumbledore erscheint dennoch rechtzeitig und verteidigt ihn erfolgreich. Trotz Freispruch erkennt Harry Fudges Feindseligkeit. Unter den Richtern sitzt auch Dolores Umbridge.

Zu Schuljahresbeginn übernimmt Umbridge das Fach Defence Against the Dark Arts. Sie unterrichtet ausschließlich Theorie und verbietet jede praktische Übung. Später wird sie vom Ministry zur High Inquisitor von Hogwarts ernannt und erhält Macht über Lehrer und Unterrichtsinhalte. Sie entlässt Professor Trelawney und versucht, sie vom Gelände zu vertreiben, was Dumbledore verhindert, indem er ihr Wohnrecht sichert. Wenig später soll Hagrid verhaftet werden, kann jedoch fliehen, während Professor McGonagall bei dem Versuch, ihn zu schützen, schwer verletzt wird.

Währenddessen bereiten sich Harry und seine Mitschüler auf ihre O.W.L.s (Ordinary Wizarding Level) vor, die ihre berufliche Zukunft bestimmen. Auf Hermiones Vorschlag gründet Harry heimlich Dumbledore’s Army (D.A.), um Mitschülern praktische Defence Against the Dark Arts beizubringen. Gleichzeitig plagen ihn Visionen aus Voldemorts Perspektive. In einer davon sieht er, wie Arthur Weasley von der Schlange Nagini angegriffen wird, während er für den Order das Department of Mysteries bewacht. Harry informiert Dumbledore, und Arthurs Leben wird gerettet. Da Harrys Geist mit Voldemorts verbunden ist, soll Professor Snape ihm Occlumency beibringen – jedoch ohne Erfolg.

Schließlich wird die D.A. verraten. Fudge versucht, Dumbledore zu verhaften, der jedoch flieht. Umbridge wird Headmistress. Fred und George Weasley verlassen die Schule nach einer spektakulären Aktion, die viele Schüler zur offenen Rebellion ermutigt. Die meisten Lehrer unterstützen den Widerstand heimlich, nur Argus Filch stellt sich offen auf Umbridges Seite.

Während seiner letzten O.W.L.-Prüfung hat Harry eine Vision, in der Voldemort Sirius im Ministry foltert. Überzeugt, dass dies real ist, will er sofort helfen, doch Hermione vermutet eine Falle. Der Hauself Kreacher behauptet, Sirius sei nicht im Grimmauld Place. Beim Versuch, über Umbridges Kamin Kontakt aufzunehmen, werden Harry und seine Freunde erwischt. Umbridge gesteht, die Dementors im Sommer auf Harry angesetzt zu haben. Hermione lockt sie unter einem Vorwand in den Forbidden Forest, wo die Centaurs sie gefangen nehmen.

Harry, Hermione, Ron, Ginny, Neville und Luna fliegen auf Thestrals zum Ministry. Dort entpuppt sich Sirius’ Gefangennahme als Täuschung: Voldemort will Harry dazu bringen, eine Prophecy zu holen, die nur er berühren kann. In der Department of Mysteries werden sie von Death Eaters unter Lucius Malfoy angegriffen. Nach einer verzweifelten Flucht durch die sich wandelnden Räume erscheint der Order, alarmiert durch Snape. Die Prophecy geht jedoch zu Bruch.

Im Kampf wird Sirius von Bellatrix Lestrange mit einem Fluch getroffen und fällt durch einen geheimnisvollen Veil in den Tod. Harry verfolgt sie ins Atrium, wo Voldemort erscheint. Dumbledore greift ein, und ein gewaltiges Duell entbrennt. Voldemort versucht, von Harry Besitz zu ergreifen, muss aber aufgeben, als Harry den Gedanken an die Freude festhält, Sirius wiederzusehen – ein Gefühl, das Voldemort nicht erträgt. Ministeriumsmitarbeiter, darunter Fudge, werden Zeugen von Voldemorts Rückkehr, die der Daily Prophet nun offiziell meldet.

Zurück in Hogwarts offenbart Dumbledore die vollständige Prophecy, die Sybill Trelawney 16 Jahre zuvor gemacht hatte: „The one with the power to vanquish the Dark Lord approaches... the Dark Lord will mark him as his equal, but he will have power the Dark Lord knows not... and neither can live while the other survives.“ Voldemort hat Harry unbewusst zu seinem Ebenbürtigen gemacht. Die Prophecy bedeutet, dass Harry entweder Voldemort töten oder von ihm getötet werden muss. Dumbledore gesteht außerdem, ihn nicht selbst in Occlumency unterrichtet zu haben, aus Angst, Voldemort könnte ihre enge Verbindung ausnutzen.

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Um das Wichtigste gleich vorweg zu nehmen: Band 5 hat mir von allen Harry-Potter-Bänden bisher am besten gefallen. Das liegt sicherlich auch an der Grundsatzentscheidung Rowlings, bis zum Finale als großen Antagonisten das Ministry of Magic zu verwenden. Ich hatte bereits in der letzten Rezension anklingen lassen, dass die Idee, einen Antagonisten zu haben, der zwar dasselbe Ziel erreichen will, aber aus (nachvollziehbaren!) Gründen trotzdem gegen den Protagonisten arbeitet, eine attraktive strukturelle Entscheidung wäre, die vielleicht auch dabei helfen könnte, Rowlings sehr formualische Schreibweise etwas aufzulockern.

Das klappt auch ziemlich gut. Sowohl Cornelius Fudge als Strippenzieher im Hintergrund als auch Dolores Umbridge als ausführende Hand vor Ort sind hervorragende Gegner für Harry, dessen normale Lösungsansätze hier nicht mehr funktionieren: irgendwelche Artefakte helfen wenig, wenn der Einsatz von Magie grundsätzlich verboten ist; seine Lehrkräfte müssen aufpassen, ihren Job nicht zu verlieren; alle Freunde sind davon bedroht, sanktioniert zu werden; und zuletzt sind alle seine schulischen Gegner besonders gestärkt.

Gerade letzterer Aspekt zeigt einmal mehr die nachgerade absurde Dysfunktionalität von Hogwarts Hauseinteilung. Ist das Prefect-System schon unter normalen Umständen eine offene Einladung zum Machtmissbrauch, so überdreht Umbridge es durch die Ernennung von Draco Malfoy und seinen Gefährten zu Inquisitoren (subtile Namensgebung, wie immer) es ins Karikaturhafte. Mich überrascht eigentlich nur, dass überhaupt jemand etwas auf den Haus-Cup gibt, wo seine Verleihung so offensichtlich unfair und willkürlich ist.

Harrys Charakterschwäche mit seinem Jähzorn spielte in den bisherigen Romanen keine große Rolle, wird hier aber zu einer (noch dazu reichlich abstoßenden) Achillessehne. Seine Gegner nutzen geschickt institutionelle Spielräume, während Harry selbst seine eigene Lage mal ums Mal misslicher macht. Auch ist es eine gute Abwechslung, dass seine Freunde richtig liegen und sein bislang bewährtes System von "ich mache gegen alle Vernunft, breche die Regeln und werde am Ende belohnt weil es durch Plotmagie funktioniert" daneben geht.

In diesem Fall endet es im Finale im Ministerium, wo Rowlings übliche Schwächen leider wieder deutlich zum Vorschein kommen. Die Schnitzeljagd durch die verschiedenen Räume offenbart zwar einmal mehr ihre große Kreativität für coole Momente, und wäre sie ein Dungeonmaster am Rollenspieltisch wäre das auch alles sehr willkommen. In einem Roman ist diese auf Schienen geführte Geisterbahnfahrt allerdings eher ermüdend, und das große Finale, in dem die Death Eaters Harry und seine Gefährten durch das Ministerium hetzen, ehe erwartbar der Orden des Phoenix in letzter Minute zur Rettung auftaucht, hatte all die Spannung von einem Endkampf in einem der späteren Marvel-Filme. Alles, was fehlte, war die Angabe von Lebenspunktverlusten bei den einzelnen Kombattanten. Rowlings Stärke ist auch absolut nicht das Schreiben von Kämpfen; eine zugegeben auch schwierige Aufgabe. Über das Niveau eines Sword&Sorcery-Romans kommt sie kaum hinaus, und oft erreicht sie nicht einmal das. So trifft auch der Tod von Sirius Black nicht wirklich, der eher beiläufig und ohne große thematische Verankerung vor sich geht. Auch dass Harry die Schuld daran trägt bleibt merkwürdig untererforscht; die Reaktionen aller Charaktere sind eher ein Abhaken dieses Punktes mit obligatorischem "es ist nicht deine Schuld", gepaart mit einer kurzen Phase der Selbstzweifel für Harry, die kaum länger dauert als Lukes Trauer über Obi-Wans Tod, bevor er wieder mit Freude TIE-Fighter abschießen konnte.

Aber wo wir beim Orden des Phoenix sind; auch hier gelingt es Rowling wie mit dem Ministerium sehr gut, einen Protagonistenkreis zu schaffen, der gleichzeitig stark ist und Harry bei seinen Problemen nicht helfen kann. Sirius' erzwungen Tatenlosigkeit ist ein guter Spiegel von Harrys eigener, ebenso wie sein Auftauchen im Ministerium. Es wird auch höchste Zeit, dass die "Guten" endlich mal etwas Vernünftiges tun, und der Orden kommt da im Rahmen der Harry-Potter-Logik recht nahe ran. Auch schafft er eine gehörige Dosis Ernsthaftigkeit, etwa wenn Harry die Bilder der Veteranen des Ordens durchsieht, inklusive seiner Eltern, und deutlich wird, welche Opfer der Kampf gegen Voldemort gekostet hat. Hier findet auch ein "Erwachsenwerden" statt, das der Charakterentwicklung gut zu Gesicht steht.

Somit bleibt der fünfte Harry-Potter-Band der vergnüglichste in der Reihe soweit, auch wenn er die typischen Schwächen von Rowlings Schreibe nicht ganz abwerfen kann, vor allem was ihre Neigung zu Wiederholungen einerseits und das ellenlange Erklären des Plots andererseits angeht. Wie in jedem Roman erläutert Dumbledore Harry auch dieses Mal wieder große Teile der vergangenen Handlung, wenngleich endlich einmal mit einigen Plotlöchern aufgeräumt wird (etwa warum um Gottes Willen er ständig zu den Dursleys muss, auch wenn die Apathie gegenüber ihrer Misshandlung erhalten bleibt). Ich sehe außerdem, dass meine eigene Prophezeiung, dass alle vergessen würden, dass das Ministerium über ein Zeitreiseartefakt verfügt, eingetroffen ist. Einen Hippogriff zu retten war den Einsatz wert, aber Sirius retten oder gar Voldemort aufhalten? Nein, das lassen wir lieber im Safe, falls Hermione mal wieder einen Extrakurs belegen will, man kann ja nie wissen.

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