Russland erhielt im vergangenen Jahr das niedrigste Niveau an ausländischen Investitionen seit Mitte der 1990er Jahre. Die Nettozuflüsse beliefen sich 2020 auf ganze 1,4 Mrd. US-Dollar, wie die Moscow Times melden. Zurückgeführt wird diese Bilanz in erster Linie auf die Pandemiefolgen, im Speziellen den Einbruch der globalen Energiepreise, der auch die Aussichten für Russlands wichtige Rohstoffindustrien verdüsterte.
Das letzte Mal, dass Russland ein so niedriges Niveau an ausländischen Direktinvestitionen verzeichnete, sei 1994 gewesen, als die Wirtschaft noch unter dem Zusammenbruch der Sowjetunion gelitten habe und die Versuche der aufeinanderfolgenden Regierungen, die riesige Staatswirtschaft zu reformieren und zu privatisieren, zu einer rasanten Inflation und wirtschaftlicher Not geführt hätten, so die Zeitung.
Die 1,4 Mrd. Dollar an FDI seien mehr als 95% weniger als im Vorjahr, heißt es. Während Direktinvestitionen in der Regel als Maß für die Attraktivität einer Volkswirtschaft im Ausland und als Schlüssel für langfristiges Wachstum angesehen würden, habe das Aufkommen von Offshore-Investmentgesellschaften und Investitionsprogrammen in den letzten Jahren allerdings auch Fragen zu ihrer Relevanz als Messgröße aufgeworfen.
Der IWF schätzt demnach, dass etwa 60% der Investitionen in Russland von sogenannten Briefkastenfirmen stammen - ein höherer Anteil als in jeder anderen großen Volkswirtschaft. Das verschleiere, welche Länder die wahre Kapitalquelle für Investitionen in Russland seien, wobei das Niedrigsteuerland Zypern offiziell der größte Investor sei, so die Moscow Times. Darüber hinaus sei ein erheblicher Teil der ausländischen Direktinvestitionen wahrscheinlich russischer Herkunft. Die Investoren gründeten Holdinggesellschaften im Ausland, um dann wieder in ein russisches Unternehmen zu investieren, wird Vladimir Tikhomirov, Chefökonom der Maklerfirma BCS, zitiert.